Vampirnacht
werde anwesend sein, und als meine Gefährtin wirst du mich selbstverständlich begleiten.«
»Selbstverständlich.« Mehr gab es nicht zu sagen.
Als ich vom lieblichen Ruf der Abenddämmerung geweckt wurde, war ich beinahe erleichtert. Die Begegnung mit Roman hatte mich beunruhigt. Zwar hatte das alles nur in der Traumzeit stattgefunden, doch es war trotzdem so real, als wären wir uns in der Wirklichkeit begegnet. An meinem Körper war keine Spur der Kratzer und Bisse zu sehen, die er hinterlassen hatte, und an ihm würden sich ebenso keine Spuren von mir finden. Bei uns heilten Verletzungen ohnehin sehr schnell, aber was in der Traumzeit geschah, blieb auch auf dieser seltsamen Ebene. Zumindest hatte ich die aufgestaute Blutgier befriedigt, ohne irgendjemandem wehzutun.
Während ich mich anzog, versuchte ich, mir über meine Gefühle klarzuwerden, doch dann verschob ich das lieber auf später. Zuallererst wollte ich hören, was die anderen den Tag über herausgefunden hatten. Ich schlüpfte in eine schwarze Lederhose und einen dunkelroten Pulli mit Wasserfall-Ausschnitt, schnappte mir dann meine hochhackigen Stiefel und eilte die Treppe hinauf.
In der Küche herrschte ein ganz schönes Durcheinander. Anscheinend hatten sich wirklich alle zum Abendessen eingefunden. Der neue Tisch war riesig. Smoky hatte einen gekauft, der den ganzen verfügbaren Platz einnahm, und wir planten einen Anbau. Noch diesen Sommer, sobald Iris’ Haus fertig war, wollten wir die Küche erweitern und ein riesiges neues Esszimmer schaffen. Darum würden sich die Männer kümmern. Zum Glück konnten sie mit Hammer und Säge genauso gut umgehen wie mit Schwert und Dolch.
Iris saß mit Maggie auf dem Schoß im Schaukelstuhl, während Hanna und Trillian sich ums Abendessen kümmerten. Delilah und Bruce deckten gerade den Tisch. Ich roch Chili und Toastbrot, und mir lief das Wasser im Mund zusammen.
Manchmal fand ich es wirklich schrecklich, nur Blut trinken zu können. Von normalem Essen wurde mir so schlecht, dass ich es sofort wieder von mir gab, und das galt auch für jedes andere Getränk als Blut. Doch der gute Morio hatte eine Möglichkeit gefunden, Blut zu verzaubern, so dass es nach meinen Lieblingsspeisen schmeckte. Er sah mich sehnsüchtig nach dem blubbernden Topf auf dem Herd schielen und hielt lächelnd eine Thermoskanne hoch.
»Chili-Geschmack.«
»Ehrlich, Mann, du bist der Hammer. Du solltest dieses Zeug in größeren Mengen herstellen und verkaufen. Damit würdest du ein Vermögen verdienen.« Ich lächelte ihn an. »Wie wäre es, wenn du heute Abend mit mir zum AB -Treffen kommst und schon mal ein paar Bestellungen aufnimmst? Verteil Gratis-Kostproben, und du hast sie am Haken. Wie schwierig ist das Zeug herzustellen?«
Camille lachte, holte den Salat aus dem Kühlschrank und reichte ihn Delilah. »Das ist keine schlechte Idee. Es wäre ein netter Nebenerwerb, vielleicht sogar ziemlich lukrativ. Oder du zeigst anderen, wie es geht – zieh ein Franchise-Unternehmen auf.«
Morio kratzte sich am Kopf. Er war zwar nicht mein Typ, aber objektiv betrachtet sah er wahnsinnig gut aus – wie alle Ehemänner meiner Schwester. Sein schulterlanges, schwarzes Haar war glatt und glänzend und meistens zu einem Pferdeschwanz gebunden. Er war japanischer Abstammung und der kleinste ihrer Männer, deshalb aber nicht weniger sexy oder weniger gefährlich. Heute trug er ein grünes Tanktop und eine schwarze Jeans, und seine Muskeln schimmerten in der schummrigen Beleuchtung am Tisch.
»Das ist tatsächlich keine schlechte Idee. Ich habe zwar nicht viel Freizeit, aber ich könnte jede Woche eine begrenzte Menge anbieten.« Er grinste. »Ich werde noch Gourmet-Blutspender.«
Smoky räusperte sich. »Nichts für ungut, Menolly, aber wir brauchen wirklich keine Schlange Vampire vor dem Haus.« Sein schulterlanges, silbriges Haar hob sich, und eine Strähne verpasste Morio eine sanfte Kopfnuss.
Ich schnaubte. »Da könntest du recht haben. Morio, wenn du ernst machen willst, solltest du Bestellungen bei den AB -Treffen aufnehmen und sie von Vampir-Kurieren ausliefern lassen. Wir wollen die Kundschaft nicht hier haben, aber auch nicht riskieren, dass irgendein armer Kurierfahrer zum Abendessen wird. Also, was habt ihr heute herausgefunden?«
Morio schüttelte den Kopf. »Warte, bis alle da sind und zuhören können. Shamas müsste gleich kommen. Wir haben ihm schon berichtet, was in der Anderwelt so los ist.«
Camille kramte
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