Vampirnacht
akzeptieren, dass ich dich liebe, weil du
du
bist? Weil du meine wunderschöne, aufregende Freundin bist? Ich will, dass du meine
Frau
wirst, und du glaubst ernsthaft, ich könnte es mir anders überlegen, nur weil du einem Zauber erlegen bist?«
Ups.
Ich hatte sie ganz anders getroffen, als ich erwartet hatte, und musste das schleunigst wieder in Ordnung bringen. Ich warf einen Blick in den Rückspiegel. Die anderen waren dicht hinter uns, und ich hatte keine Zeit, rechts ranzufahren, damit wir uns in Ruhe unterhalten konnten.
Ich versuchte es ihr zu erklären. »Ich will nicht, dass du Angst vor mir hast. Das hat nichts damit zu tun, ob ich glaube, dass du mich liebst oder nicht. Es geht um deine Sicherheit. Ich habe mich von Roz genährt – ich fühle mich deswegen schrecklich und schwöre, dass ich so etwas nie wieder tun werde. Aber was … was, wenn ich noch einmal so betört werde? Was, wenn ich nächstes Mal
dich
angreife? Damit könnte ich nicht leben, Nessa.« Nun war es heraus. Meine größte, heimliche Angst.
Nerissa gab einen Laut von sich, der ein wenig nach Katze klang, und lachte dann. »Was, wenn ich dir beim Putzen ungeschickt den Besen zuwerfe und er dir das Herz durchbohrt? Oder wenn ich dir eine hübsche Kette kaufe und nicht merke, dass sie Silber enthält? Es besteht immer die Möglichkeit, dass wir einander unabsichtlich wehtun könnten, aber das gilt für jedes andere Paar auch. Du kannst mich nicht vor sämtlichen Eventualitäten schützen. Ich bin kein kleines Mädchen, und ich brauche keine Mami. Ich brauche meine Geliebte.«
Erleichterung durchflutete mich, und nun waren mir die anderen hinter uns doch egal. Ich hielt am Straßenrand, schnallte mich ab, beugte mich zu ihr hinüber und küsste sie. Meine Zunge erkundete ihren Mund, und meine Hände streiften über ihren Körper. Oh, wie sehr ich sie wollte. Auf der Stelle, gleich hier im Auto, wollte ich sie nackt unter meinen Händen spüren. Ich wollte ihre Brüste liebkosen, die Lippen um ihre Brustwarzen schließen und sie zum Stöhnen bringen. Ich wollte sie sagen hören, dass sie mich liebte.
Sie stöhnte leise in meinen Mund und schob die Hände unter meine Bluse. »Müssen wir nicht zu einer Versammlung?« Ihr leises Flüstern klang bedauernd.
Ich rückte langsam von ihr ab. »Ich begehre dich so sehr. Roman ist ein guter Spielgefährte, aber ich will niemanden auf der Welt so sehr wie dich, Nerissa. Womit habe ich dich verdient?«
Sie lachte. »Tja, da hattest du wohl mal Glück.« Als ich mich wieder anschnallte, berührte sie mich sanft am Arm. »Ich liebe dich. Ich liebe dich mehr, als ich je irgendjemanden geliebt habe. Menolly, du bist die
eine
für mich. Die einzige Frau, der je mein ganzes Herz gehören wird.
Ich schenke dir mein Herz.
Ich schenke dir meine Liebe. Und ich würde auch mein Leben für dich geben, wenn es nötig wäre.«
Und damit waren meine Ängste besiegt. Ich nahm ihre Hand und streifte sie zart mit meinen Lippen. »Ich hätte nie geglaubt, dass ich noch einmal lieben würde. Nicht, nachdem Dredge mich verwandelt hatte. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich je eine Beziehung haben würde, jemanden lieben, heiraten … Ich danke dir dafür, dass du mir all das wiedergegeben hast.«
Sie schniefte. »Jetzt fahr lieber weiter, ehe ich noch zu heulen anfange. Und, Menolly – wenn es dich bei Roman voranbringt, mache ich es. Er ist nicht abstoßend. Aber wenn er grob wird …«
»Wenn du dich dafür entscheidest und er grob wird, jage ich ihm einen Pflock durchs Herz.« Damit steuerte ich zurück auf die Straße. Die anderen, die mit eingeschaltetem Warnblinker hinter mir gewartet hatten, fuhren ebenfalls an, und wir waren wieder unterwegs zum Treffen der Anonymen Bluttrinker.
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Kapitel 8
D ie AB -Treffen fanden in Sassy Bransons ehemaliger Villa statt, die jetzt als Seattle Vampire Nexus bekannt war – kurz SVN genannt.
Als sie gestorben war – als ich sie getötet hatte, um genau zu sein –, hatte sich herausgestellt, dass sie es in ihrem Testament Wade Stevens vermacht hatte, dem Gründer und Leiter der Anonymen Bluttrinker. Die ursprüngliche Aufgabe des Vereins bestand darin, neuerweckten Vampiren einen sicheren Übergang in ihr neues Dasein zu ermöglichen. Wade war ein ehemaliger Psychologe, der sein Leben als Vampir dieser Aufgabe widmete. Er half den Neulingen, mit sich klarzukommen und sich in die Gesellschaft einzufügen, statt zu Monstern zu werden, bei denen
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