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Vampirnacht

Vampirnacht

Titel: Vampirnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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Bluttrinker als wertvolle Organisationen gelobt, und ich würde mich nicht wundern, wenn sie irgendwann anordnete, dass alle neuen Vampire an den Gruppentreffen teilzunehmen hatten.
    Ich war immer noch nicht sicher, was sie eigentlich im Schilde führte. Bisher hatte ich noch keine Gelegenheit gehabt, sie kennenzulernen, und ich wusste auch nicht recht, ob ich das wollte. Eine Mutter, die ihre eigenen Kinder tötete und als Vampire wiedererweckte, um ihre »Dynastie« intakt zu halten, war nicht gerade eine Kandidatin für die Mutter des Jahres. Jedenfalls nicht nach meinen Maßstäben.
    Ich blickte mich um. Der Saal war so eingeteilt wie unser alter Versammlungsraum an dem Abend, als ich zum ersten Mal ein AB -Treffen besucht hatte. Ich hatte gar nicht hingehen wollen, aber Camille hatte mich ausgetrickst und hingelotst, und letztendlich war ich sehr froh darüber.
    Für die lebenden Angehörigen der Vampire waren die Stuhlreihen direkt neben der Tür vorgesehen. So sollten die Atmer im Notfall eine bessere Chance haben, aus dem Saal zu entkommen. Für diese Gäste standen auf einem Tisch Kekse, Kaffee und Limonade bereit, auf einem anderen gab es für die Mitglieder Blut in Flaschen. Während der Treffen von einem lebenden Gast zu trinken, war strengstens verboten.
    Die Plätze füllten sich rasch. Ich kannte die regelmäßigen Teilnehmer – zumindest einige von ihnen. Brett winkte mir zu. Er war noch sehr jung verwandelt worden und dadurch zum buchstäblich ewigen Nerd verdammt. Highschool oder College, das wusste ich nicht genau, aber er war ein streberhafter, schüchterner Typ gewesen, der Comics liebte. Nach seinem Tod hatte er beschlossen, seine neuen vampirischen Kräfte in den Dienst seines Superhelden-Komplexes zu stellen. So entstand Bretts Alter ego Batvamp, und er hatte auf seinen nächtlichen Runden durch die Stadt schon so einige Frauen vor Übergriffen gerettet.
    Albert und Tad arbeiteten beide bei Microsoft in der Nachtschicht. Sie hatten es tatsächlich geschafft, ihre Jobs zu behalten, betreuten das EDV -System des Vampire Nexus, und ihre Software war wirklich erstklassig. Der ÜW -Gemeinderat hatte die beiden jetzt auch als Unterstützung für Tim Winthrop angeheuert, das Superhirn hinter dem ÜW -Computernetzwerk.
    Von den Abwesenden fehlte natürlich am meisten Sassy Branson. Die Erinnerung an sie tat immer noch weh. Als hätte Wade meine Gedanken gelesen, stand er auf einmal neben mir und raunte mir zu: »Sassy wäre so stolz darauf gewesen, was wir hier erreicht haben.«
    Ich nickte nur, denn ich brachte kein Wort heraus. Sassys Tod hatte mich schwer getroffen, vor allem, weil ich sie hatte töten müssen. Sie war zu weit in die raubtierhafte Seite ihrer Natur abgerutscht, und ich hatte ein Versprechen erfüllt, das ich ihr einmal gegeben hatte. Ich hatte sie gepfählt, und damit war sie frei, weiterzuziehen. Ich hatte sogar gesehen, wie ihr Geist davonzog, mit der kleinen Tochter, die sie vor so langer Zeit verloren hatte, und ihrer besten Freundin Janet, die ihr ein Leben lang eine treue Begleiterin gewesen war.
    Wade entging mein Schweigen nicht. »Ist schon gut, Menolly. Du hast getan, worum sie dich gebeten hatte. Das, was sie nicht selbst tun konnte. Wenn das Raubtier die Oberhand gewinnt, ist es für einen Vampir praktisch unmöglich, aus eigener Kraft in die Sonne zu gehen. Sassy ist jetzt glücklich. Sie ist wieder mit ihrer Tochter und ihrer besten Freundin vereint. Du hast ihr die Freiheit geschenkt.«
    »Ja, kann sein«, sagte ich und ließ den Kopf hängen. »Warum fühlt es sich trotzdem so an, als hätte ich eine der besten Freundinnen vernichtet, die ich je hatte?«
    »Psst … es ist vorbei. Du hast getan, was du tun musstest. Und manchmal ist es nicht leicht, das Richtige zu tun.« Mit einem Nicken wies er in eine Ecke des Saals. »Roman ist da drüben. Er unterhält sich gerade mit ein paar neuen Mitgliedern. Sie sind schon vor Ehrfurcht erstarrt. Du könntest ebenso gut mit einem Rockstar liiert sein.«
    Ich schnaubte.
    Nerissa, die immer noch an meiner Seite stand, räusperte sich. »Sie mag seine offizielle Gefährtin sein, aber sie ist immer noch
meine
Verlobte.«
    Wade lächelte sie an, ließ die Spitzen seiner Fangzähne jedoch kaum hervorblitzen. Seine platinblonde Igelfrisur bildete einen coolen Kontrast zu seiner schwarzen Lederhose und dem seidenen Button-Down-Hemd. Wade war eigentlich ganz süß, aber ich beneidete seine jetzige Freundin kein bisschen.

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