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Vampirnacht

Vampirnacht

Titel: Vampirnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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gebannt!
     
    Eine feurig glühende Sigille erschien in der Luft und ging knisternd in violetten Flammen auf. Tausend zornig heulende Stimmen drangen aus dem Zeichen, und dann schoss ein schwarzer Schattenpfeil hervor. Er drang in den Rücken des Geistes ein und kam an der Brust wieder heraus.
    Camille malte mit der freien Hand etwas in die Luft. Dem Pfeil sprossen Widerhaken, und als sie die Hand zurückriss, verfingen sie sich in der ätherischen Manifestation des Geistes, und sie zerrte ihn von uns weg.
    Morio zeichnete mit der rechten Hand grinsend eine weitere Sigille in die Luft. Das Zeichen umkreiste das kleine Mädchen und durchtrennte die magische Fessel des Geistes. Die Kleine taumelte rückwärts und barg das Gesicht in den Händen.
    Der Pfeil vibrierte, und von den lodernden Flammen stoben Funken auf. Der Geist stieß ein zorniges, erschrockenes Gebrüll aus, und dann explodierte der Pfeil und riss ihn in Stücke. Ein Funkenschauer ging in dem Raum nieder, es zischte und knallte und stank nach Ozon.
    Unser Gegner war verschwunden.
    Wir standen da und blickten uns in dem völlig verwüsteten Wohnzimmer um. Roz plumpste auf den Boden, genau wie alles andere, was sich noch in der Luft befunden hatte.
    Die Kleine blickte angstvoll auf, doch als sie sah, dass der Mann weg war, kam sie langsam auf uns zu. Sie neigte den Kopf zur Seite und musterte erst Morio und Camille, dann mich. Schließlich wandte sie sich Roz zu und betrachtete ihn ernst.
    »Jetzt ist alles in Ordnung, Schätzchen.« Chase kniete sich hin und breitete die Arme aus.
    Die Kleine lächelte. Die Tür des Wandschranks ging auf, und der kleine Junge kam heraus. Das Mädchen lief zu ihm hinüber, nahm ihn bei der Hand und kehrte mit ihm zu Chase zurück.
    Chase wartete mit offenen Armen auf sie. Er sah so traurig und erschöpft aus, dass ich ihn am liebsten in einen Schlafanzug gesteckt und mit einer Tasse Kakao ins Bett gebracht hätte. Er kniete auf dem Boden, und das Mädchen und der Junge traten langsam in seine Umarmung.
    Tränen liefen ihm übers Gesicht. Er zog die beiden an sich und murmelte etwas, das ich nicht hören konnte. Sie schmiegten sich an seine Schultern, und dann begannen sie zu verblassen. Gleich darauf waren sie in einem reinen, klärenden Licht verschwunden, und wir waren allein im Haus.
    Camille und Morio ließen sich stumm aufs Sofa fallen. Roz war verletzt. Chase sah völlig erschöpft aus. Und ich … ich war durcheinander und hatte grässliche Kopfschmerzen.
    Schließlich setzte ich mich einfach schwer auf den Boden. »Was zum Teufel ist hier gerade passiert?«
    Chase hob den Kopf. »Abby und Fritz – geht es ihnen gut?«
    »Ich habe sie mit meinem Auto zum AETT -Hauptquartier geschickt. Sie müssten schon dort sein. Da waren … da war eine Art Loch in der vorderen Veranda, in dem Fritz beinahe verschwunden wäre. Arme haben ihn hineingezogen.« Ich betrachtete die Zerstörung rings um mich her. »War das nur dieser eine Geist, der all diese Probleme verursacht hat?«
    Camille schüttelte den Kopf. »Nein. Diesen einen haben wir vernichtet, aber hier lauern noch mehr. Böse Wesen. Ich kann sie spüren. Sie warten nur auf einen günstigen Zeitpunkt, und wir sollten schleunigst hier verschwinden, ehe sie uns angreifen. Ich weiß nicht, wie viel Magie ich heute noch wirken könnte. Dieses perverse Ding loszuwerden, war ein Höllenritt. Chase, ich danke dir – du hast ihn lange genug abgelenkt, dass Morio und ich unseren Zauber aufbauen konnten.«
    Chase starrte auf seine Hände hinab. »Er hat ihnen wehgetan. Als sie alle noch am Leben waren. Er hat ihnen wehgetan, und ich glaube, er hat sie auch getötet. Das kleine Mädchen hat er an sich gefesselt, und hinter dem Jungen war er all die Jahre lang her.«
    »Woher weißt du das?« Ich neigte den Kopf zur Seite. Chases Fähigkeiten entfalteten sich, seit er den Nektar des Lebens getrunken hatte. Wir hatten gewusst, dass er übersinnliche Gaben hatte, und der Nektar brachte sie zum Vorschein.
    Er zuckte mit den Schultern. »Sie hat es mir erzählt. Was soll ich sagen? Ich konnte sie in meinem Kopf hören – nicht direkt Worte, eher … Ich weiß, was er ihnen angetan hat.« Mehr sagte er nicht, und das war auch nicht nötig. Sein Tonfall verriet uns den Rest.
    Wir schleppten uns zur Hintertür. Ich wollte es nicht riskieren, diesem Ding auf der vorderen Veranda noch einmal zu nahe zu kommen. Irgendetwas bohrte sich da aus einer ganz hässlichen Welt empor, und das

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