Vampirnacht
ignorierte Roman. »Bist du sicher? Willst du das wirklich?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Das Einzige, dessen ich mir ganz sicher bin, ist meine Liebe zu dir. Männer kommen und gehen – sie bedeuten mir nichts.« Sie hielt inne und beugte sich vor, um an mir vorbei Roman anzulächeln. »Nichts für ungut, Roman, das meine ich ganz ernst. Ich stehe nun mal auf Frauen. Aber ich glaube, du hast recht. Da wir uns Menolly teilen müssen, sollten wir uns verstehen, und das könnte durchaus der richtige Weg dorthin sein.«
Roman sah sie an. »Nicht doch, Nerissa, ich nehme das nicht persönlich. Wie ich schon sagte, bin ich vollauf zufrieden damit, euch zuzusehen. Falls ihr mich einladen solltet, mich zu euch zu gesellen, werde ich dieser Einladung sehr gern nachkommen, aber ich werde keine von euch unter Druck setzen, etwas zu tun, womit ihr euch nicht wohl fühlt.«
Ich schloss die Augen und lehnte mich zurück. So hatte ich diesen Abend wirklich nicht verbringen wollen. Und ich wusste nicht, ob mir die Aussicht gefiel. Im Gegenteil, allmählich fragte ich mich, ob ich nicht lieber gegen ein paar Geister kämpfen würde, als die nächsten paar Stunden hinter mich zu bringen.
Wir fuhren in geselligem Schweigen durch die Stadt. Roman bot Nerissa ein Glas Champagner an, und sie schüttelte wortlos den Kopf. So ist es richtig, dachte ich.
Klaren Kopf behalten. Vor allem, wenn man es mit jemandem zu tun hat, der so alt und mächtig ist wie Roman.
Als wir seine Villa erreichten, stieg meine Anspannung, doch Nerissa legte mir eine Hand auf den Arm und zwinkerte mir zu.
Sie wirkte beinahe … erwartungsvoll. Vielleicht hatte ich ihre Begierden falsch eingeschätzt? Aber nein, sie hatte klar und deutlich gesagt, dass sie kein großes Interesse an männlichen Vampiren hatte.
Roman half uns aus der Limousine, und sein Leibwächter begleitete uns zur Tür, wo uns eines seiner Dienstmädchen empfing. Ich reichte ihr meinen Mantel – Roman bestand auf solche altmodischen Förmlichkeiten. Und dann zog Nerissa ihren Mantel aus, und das Mädchen riss in freudiger Überraschung die Augen auf. Ich trat näher an meine Verlobte heran und wandte mich dann an Roman.
»Solange wir uns in deinem Haus aufhalten, wo es auch andere Vampire gibt, will ich ein Halsband für sie.« Ich sah ihn vielsagend an. »Du weißt, warum.«
Er nickte und sagte zu dem Dienstmädchen: »Bring uns bitte ein Gästeband. Ich denke, hellrosa würde ihr gut stehen.«
Das Dienstmädchen trat an eine Kommode und holte ein langes Band aus rosa Samt hervor, und Nerissa sah mich fragend an. Ich nahm das Band von Roman entgegen, legte es ihr vorsichtig um den Hals und band die Schleife so, dass sie unter ihrem rechten Ohr saß.
»Wozu ist das gut?«
»Die Schleife auf der rechten Seite bedeutet, dass nur die Jungs dich fragen dürfen, ob du mit ihnen spielen willst. Ich dulde nicht, dass irgendeine andere Vampirin dich anrührt. Und es dient deiner Sicherheit. Im Grunde sagt es den anderen, dass du
mein
kleiner Liebling bist. Delilah musste ich so etwas auch einmal anziehen … für eine Razzia im Fangzabula. Da kannten wir uns noch nicht so gut, Roman.« Ich war gespannt auf seine Reaktion, denn ich wusste nicht, ob ihm klar war, dass wir etwas damit zu tun gehabt hatten.
»Du warst also diejenige, die damals diesen Aufruhr verursacht hat. Warum überrascht mich das nicht?« Er zuckte mit den Schultern und schaute von Nerissa zu mir und wieder zurück. »Das Band sieht an dir bezaubernd aus, und ja, jeder Vampir unter meinem Dach wird diese Botschaft respektieren. Darauf habt ihr mein Wort.«
Als ich Nerissa in ihrer Hochzeitsnacht-Aufmachung so vor mir stehen sah, hätte meine besitzergreifende Seite beinahe die Oberhand gewonnen. Am liebsten hätte ich sie in ihren Mantel gewickelt und nach Hause gebracht. Aber sie war aus freiem Willen hier, und ich konnte nicht immerzu die Beschützerin spielen. Ich musste ihr zutrauen, dass sie wusste, was sie tat.
Roman führte uns in einen Nebenraum, den ich noch nie betreten hatte. Ich war zwar seine Gefährtin, lebte aber weder unter seinem Dach, noch hatte er mir erlaubt, mir einfach alles anzusehen – und ich schnüffelte nicht herum. Ich ging davon aus, dass hinter diesen geschlossenen Türen, die Romans Leben schützten, auch Dinge verborgen waren, von denen ich lieber nichts wissen wollte.
Der Raum war ein Ausdruck von Romans gewaltiger Vorliebe für viktorianische Antiquitäten und so voll davon,
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