Vampirsaga 02 - Honigblut
Empfindungen austauschten, sondern auch darum, dass der andere Vampir vertrauen konnte – und sein Vertrauen bestätigt wurde. Niemand außer dem Callboy und der Königin wusste, dass der Magistrat mit seinem Geschöpf den mystischen Bund – die Vampirehe – eingegangen war, der ihnen Sicherheit gab und einen Zugang zu dem Wesen und der Situation des anderen, der mehr einer Symbiose glich, als für die meisten Lebewesen erträglich wäre.
Was würde er selbst dafür geben, um eine Frau zu finden, die bereit war, ihn zu lieben bis ans Ende der Ewigkeit. Doch wo sollte er solch eine Frau finden? Und: Wie willst du herausfinden, ob sie es wert ist?
Seit Jahrhunderten hatte Xylos nicht mehr geraucht, aber nun war ihm plötzlich nach einer Zigarette – oder nach Alkohol. Und beides würde nichts nützen, würde ebenso abgestanden schmecken und nutzlos sein wie der Sex, den er seit seiner Verwandlung in einen Vampir gehabt hatte.
Du wirst eben weiterhin einfach Schadensbegrenzung betreiben müssen! Genau das, was er seit seiner Neugeburt als Vampir tat. Für Maeve arbeiten und sich selbst allnächtlich beweisen, dass Schönheit und Sex keine Macht mehr über ihn hatten.
Missmutig machte sich Xylos daran, Edwards Aufgabe zu erledigen und die magischen Ketten einzusammeln, die verstreut im Club auf dem Boden lagen. Einziges Zeugnis ihrer vernichteten Träger, die lieber gestorben waren, als auf ihr nicht gerechtfertigtes Frauen-Privileg zu verzichten.
Wie blöde ist das bloß?! Da hat man die Ewigkeit voller Genuss und Macht vor sich und wirft sie wegen solch einer Kleinigkeit weg.
Er warf einen Blick auf die lebenden Vampire, die sich in eine Reihe gestellt hatten, um den Magistraten ihre Ketten abzuliefern und sich registrieren zu lassen. Jennifer Schreiner Honigblut
Nemesis Reaktion konnte Xylos verstehen, hatte sie sogar vorausgeahnt. Schließlich war er der misanthrope Grund, der den Vampircallboy dazu bewogen hatte, die Spiegelkammern einzuführen.
Sofia konnte von Glück sagen, dass der Vampir sie nicht einfach mitgenommen hatte. Schönheit kann also auch zum Verhängnis werden!, dachte Xylos und hob eine der Ketten hoch.
Der ehemalige Besitzer des Schmuckstückes hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, Portraits zu erschaffen, um mit seinen Frauen zu prahlen. Deswegen konnte der Vampir direkt in die Zelle der Gefangenen und in die Privatsphäre der winzigen Gestalten sehen. In einem Falle sogar in ein winziges Folterstudio hinein.
Xylos sah genauer hin. Kein Folterstudio! Einen Raum, der der Gefangenen unzählige Möglichkeiten bot, sich das Leben zu nehmen. Wahrscheinlich hatte sie hier immer wieder versucht, ihrem dunklen Herrscher zu entkommen. Wie oft? Und immer wieder erfolglos. Die Frauen lebten nicht wirklich in den Ketten – also konnten sie in ihr auch nicht sterben. Kein Entkommen, nie! Nur existieren.
Die Fremde dauerte Xylos, so dass er die Perle berührte, um sie besser sehen zu können.
Bei der Berührung sah sie plötzlich zu ihm auf, schien ihn direkt anzusehen – obwohl Xylos wusste, dass es unmöglich war. Die Frauen konnten nicht nach außen sehen, existierten nur noch in der Welt, die ihr Vampir für sie schuf.
Doch was ihn wirklich traf, war das Erkennen. Er kannte sie. Auch wenn sie jetzt nicht mehr so schön wirkte, nun, da sich Trauer und Verzweiflung tief in ihre Gestalt hineingefressen und ihre Perfektion zerstört hatten. Jennifer Schreiner Honigblut
KAPITEL 5
Xylos fühlte sich elendig, als er die leere Mansion betrat. Bei seinem letzten Besuch hatte Morna noch gelebt, hatte ihre Arme um ihn geschmiegt und versucht, ihn zu verführen – und es geschafft.
Morna hatte es immer geschafft. Sie war eine der wenigen Schönheiten, denen er nie hatte widerstehen können. Und obwohl er sie inbrünstig gehasst hatte, ging ihm ihr Tod ans Herz.
Von Anfang an hatte der Callboy Magnus Plan durchschaut und die Notwendigkeit eingesehen, die Hexe zu töten. Doch dass er nicht dabei gewesen war, als Morna starb, nicht gesehen hatte, wie ihre schönen Augen brachen, und das Leben für immer ihren Körper verließ, sorgte dafür, dass er sich wie ein Verräter fühlte.
Seitdem hatte er alles getan, um ihrer Schwester zu helfen, um den Wahnsinn von der Königin fernzuhalten. Unwillkürlich fing sein Hals an zu schmerzen, sobald Xylos daran dachte. Wie oft hatte er die Königin in den ersten verzweifelten Nächten genährt, wie oft
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