Vampirsaga 02 - Honigblut
hatte er noch nie erlebt, dass Hasdrubal sie in einem solchen Fall offen aussprach. Wenn er es schon tat, was mochten dann die anderen Alten von Maeves Entscheidung halten?
Der Callboy hoffte, dass Hasdrubals Verhalten der Königin nicht auffiel, denn ihre Erinnerung an die Zeit ihres Wahnsinns war durchweg verschwommen und unklar. Viele Fakten und Entscheidungen hatten ihr nachträglich erklärt werden müssen. – Doch sie bemerkte es.
„Du meinst, die Ketten würden genügen, damit alle vergessen, dass meine Schwester tot ist und ich ohne eine Hexe an meiner Seite kaum noch genügend Einfluss und Macht besitze, um Gesetze durchzusetzen?“
„Es würde die meisten Vampire ablenken, ja!“, behauptete Hasdrubal. „Denn dadurch, dass du ausgerechnet jetzt darauf beharrst die Ketten zurückzufordern, stößt du sie mit der Nase auf die neue Situation. Darauf, dass es nicht in deiner Macht steht, neue Ketten für die neuen Vampire zu schaffen.“ Seine Stimme wurde schmeichelnd: „Viele Vampire würden weiterhin die Hierarchie mit dir an der Spitze verteidigen, wenn sie ihre Geliebten behalten dürften.“
„Ich habe gesehen, wie diese Vampire ihre Geliebten“, Xylos spie das Wort wie eine übel schmeckende Beleidigung aus, „behandeln! Die Frauen wären lieber tot, als in den Ketten gefangen!“ Der Callboy war wütend, und an Hasdrubals Reaktion erkannte er, dass der ältere Vampir es bemerkt hatte: „Als wäre DIR das nicht völlig egal, Mr. Lover-Lover!“
„Keine meiner Frauen hat je versucht sich umzubringen!“
„Nicht, solange sie noch bei dir war!“, vervollständigte Hasdrubal die Tatsache, als habe er sie direkt aus Xylos Gedanken gestohlen.
Maeve trat einen Schritt vor und legte Hasdrubal ihre Hand auf die Schulter. Der ältere Vampir nickte einlenkend, trat jedoch einen Schritt zurück, wodurch er die Hand der Königin abschüttelte.
Maeve wirkte über Hasdrubals Verhalten erschüttert, fing sich aber rasch: „So oder so hätten alle es bemerkt: Nehme ich ihnen die Ketten nicht, werden sich die neuen Vampire übervorteilt vorkommen, nehme ich sie ihnen, die Alten.“
„Die Alten sind gefährlicher!“, behauptete Hasdrubal.
„Willst du um deine Kette kämpfen?!“ Xylos war erstaunt darüber, wie empfindlich er auf Hasdrubals merkwürdiges Verhalten reagierte, und wie sehr seine eigene Stimme einer Herausforderung glich.
Bevor der alte Vampir auf die Bemerkung eingehen konnte, hatte Maeve bereits die leere Kette wie zum Beweis hochgehalten: „Nein, sie war ohnehin leer.“
Sie versucht alles, um die Spannung aus dem Gespräch zu nehmen, dachte Xylos und seufzte leise. Wenn ich Hasdrubal doch nur ein wenig sympathischer finden würde – ein wenig vertrauenswürdiger!
„Kann ich etwas tun, um zu helfen?“, erkundigte sich der junge Vampir liebenswürdig. Nur in seinen Unterton hatte sich ein wenig Frost geschlichen, und Xylos fragte sich, wobei der Junge helfen wollte: Hasdrubal und ihn in Schach zu halten oder bei der Aufgabe, den Rebellen Herr zu werden.
„Danke, Philip!“ Maeve wirkte ehrlich erleichtert. Jennifer Schreiner Honigblut
Philip? Xylos konnte sehen, wie der Junge errötete und wiederholte leise den Namen. Philip gefiel ihm gleich viel besser als Andromedos.
Bei Xylos Namenswiederholung wurde das Erröten des Jungen noch viel tiefer, nahm die Ohren mit in Beschlag und zog sich über die Länge des Halses nach unten. Xylos fragte sich, wie weit die Röte wohl ging.
„Und du mein Freund?“, gab Hasdrubal die Herausforderung zurück. Sein Blick war lauernd, während sich auf sein Gesicht ein Lächeln mit scharfen Kanten schlich.
Xylos hob die schwere Tasche mit den eingesammelten Ketten und reichte sie Maeve. Hasdrubals Lächeln wuchs in die Breite, als Xylos seine Arme hob, um den Verschluss seiner eigenen Kette zu öffnen. Wenn sein Lächeln noch breiter wird, löst sich der Kiefer aus der Verankerung, dachte Xylos, war aber klug genug, seinen Gedanken nicht laut auszusprechen. Und da soll Sofia noch einmal sagen, ich wüsste nicht, wann ich meine vorlaute Klappe halten soll!
Der Callboy reichte Maeve ohne Bedauern sein Schmuckstück, welches mit den letzten fünf Eroberungen gefüllt war. Xylos konnte immer und überall willige Sterbliche und ihr Geld um sich scharen und benötigte keine Extra-Macht oder ExtraEinnahmen durch den Verkauf und Tausch seiner Frauenanhänger.
„Es bedeutet dir
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