Vampirsaga 02 - Honigblut
genommen hatten und Edwards Macht speisten.
*** Sofia konnte sehen, wie der alte Vampir vor ihr dem Ruf Edwards Widerstand leistete. Vielleicht aus Gewohnheit, vielleicht mit Grund.
„Wenn du ohnehin der Meinung bist, dass Menschen Vieh sind, wird dir die Kette nicht sonderlich fehlen“, lockte Sofia und fing sich einen bösen Blick ein.
„Ich habe diese Frauen in Jahrhunderten ausgebildet, mir zu gefallen!“, fauchte Nemesis, und der Blick, mit dem er Sofia bedachte, ließ sie wissen, dass es ihr ebenso ergangen wäre, hätte Nemesis sie als Sterbliche angetroffen.
Sein Blick glitt nach unten, und er sah zu, wie Vampire aus den Nischen hervortraten und Edwards Ruf Folge leisteten. Irgendwann mussten die Frauen gegangen sein. Gegangen worden sein!, korrigierte er. Nur diese eine saß verlassen und vergessen auf der Bank, wo sie sich Xylos hingegeben hatte. Unwichtig und bedeutungslos.
Nemesis lächelte und traf eine Entscheidung.
*** Jennifer Schreiner Honigblut Der Kampf brach ohne Vorwarnung los. In einem Moment schien alles mehr als unter Kontrolle, im nächsten trat Nemesis an die Balustrade. Edward konnte die Augen des Vampirs sehen, erkennen, wie sie unnatürlich blau aufleuchteten. Sofort versuchte er seine Macht gegen ihn zu richten, doch der Ruf der Königin kostete ihn Konzentration und teilte ihn in zu viele Teile.
Wie hatten die Schatten Nemesis übersehen können? Er versuchte einem der Nahestehenden zu deuten, den Vampir zu übernehmen, doch es war zu spät.
Nemesis Macht war seiner ebenbürtig, wurde durch sein Alter bestimmt, während Edwards von seiner Schöpferin Maeve stammte.
Eine große Zahl der älteren Vampire schüttelte Edwards Ruf ab und statt dem Befehl der Königin Folge zu leisten, schlugen sie mental zu. Überall trafen sie die Vampire, die sich nicht auflehnten, es nicht wollten oder nicht konnten.
Scheiße! Gorgias zögerte einen Moment und versuchte sich für eine Seite zu entscheiden. Erst Fees Aufschrei brachte ihn wieder zur Besinnung. Im letzten Moment gelang es ihm, den Vampir zurückzuhalten, der die junge Frau überrumpelte und in die Couch gedrückt hatte. Doch erst, als Xylos Hand anlegte, konnten sie den Alten von Fee fortziehen.
Brenne!, befahl Xylos stumm und sah zu, wie die mentale Kraft über seinen Arm rollte und in dem anderen einschlug. Der Brandgeruch und die Hitze waren unerträglich, steigerten sich durch die Schreie und die Panik zu einem Kaleidoskop des Schmerzes und ließen den Vampircallboy trotzdem kalt.
Mit einer Kopfbewegung gab er Gorgias zu verstehen, Fee zu beschützen. Sie mochte eine Nervensäge sein, aber das hier war nicht ihr Kampf. Menschen sind kein Vieh.
*** Sofia erstarrte, als Nemesis sich zu ihr zurückdrehte und sie mit einem Blick aus blauen Augen bedachte. Die Macht schlug über ihr zusammen, lähmte all ihre Sinne, betäubte ihre Gedanken und versteinerte ihren Körper – einzig der Bund mit Edward hielt. Ihre Verbindung gab ihr Kraft und Wissen zurück. Genug, um zur Seite zu treten, als Nemesis die Hand nach ihr ausstreckte.
Trotzdem konnte die Vampirin das Amüsement spüren, welches von dem alten Vampir ausging. Ihm gefielen ihre Auflehnung und ihre Ablehnung, auch wenn ihn beides überraschte und zu Gewalt einzuladen schien. Denn plötzlich war er vor ihr, seine Hand an ihrem Hals, sein Mund an ihrem Ohr.
„Bestell der Königin, dass sie abgesetzt wird. Freiwillig oder mit Gewalt.“ Seine Stimme hatte nahezu jegliche Menschlichkeit verloren. „Das System wird sich ändern – und das Verhältnis zwischen Menschen und Vampiren. Futter und Sex.“
Die Bewegung, mit der er sie zum Zusehen zwang, hätte einer Sterblichen das Genick gebrochen, ihr tat es nur weh.
*** Der Ruf des Magistraten hallte, nur wenige Sekunden nach dem ersten Ton der Rebellion, in einer Tonlage durch die Nacht, die für Mensch und Tier unhörbar war. Er Jennifer Schreiner Honigblut verbreitete sich von Gedanke zu Gedanke, zu den wartenden Schatten, die ihre Ziele erkannten und sich gegen den ersten Schlag wappneten.
Die Lichter gingen aus, die Klimaanlage, und schwarz in schwarz kämpften Blutsauger aller Schattierungen in der Finsternis darum, zu überleben. – Die Anhänger von Nemesis wollten ohne Rücksicht auf Verluste lieber kämpfend sterben, als aufzugeben, während die meisten der anderen versuchten, sich zu schützen und nur kämpften, weil sie nicht sicher waren, von wem sie
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