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Vampirsaga 02 - Honigblut

Vampirsaga 02 - Honigblut

Titel: Vampirsaga 02 - Honigblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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ihren dunklen Wünschen nachgegeben?
     
Jedes Mal, wenn er zu Maeve ging, jedes Mal, wenn er ihr sein Blut gab, hatte er gewünscht, dass sie es beenden würde. Dass sie mit ihm dasselbe tat wie mit den goldenen Jünglingen, die sie verehrte, liebte und tötete.
     
Doch jedes Mal wurde Xylos verschont. Er wusste warum.
     
Weil er sie liebte. Vom ersten Moment an, trotz – oder eher wegen - ihres Wahnsinns. Sie hatte geliebt und vertraut und dabei ebenso verloren wie er damals – bevor er ein Vampir wurde.
     
Hätte sie mich doch nur getötet, dachte er verbittert. Dann wäre es niemals so weit gekommen. Keine Qualen, kein Bedauern, kein Verrat.
     
„Endlich!“ Hasdrubals Stimme riss Xylos aus seinen Gedanken. Ob seines Selbstmitleides hatte er den alten Vampir nicht kommen hören. Doch auch der Alte wirkte fahrig und angespannt. „Wie war es?“
     
„Eine Katastrophe!“, gestand Xylos.
     
„War Edward rechtzeitig da?“
     
„Sonst wäre ich nicht hier!“
     
Hasdrubal nickte, als habe er es geahnt. Er fasste seine Ahnung zusammen: „Gorgias?“
     
„Nein!“ Xylos schüttelte vehement den Kopf. „Die Alten!“
     
Hasdrubal verzog die Lippen. Er selbst war einer Der Alten und mochte es nicht, mit dem Rest von ihnen in einen Topf geworfen zu werden. „Es gibt genug Alte, die nicht rebellieren.“
     
„Ja, dich und die Schatten!“, lachte Xylos. Das Geräusch klang ebenso wenig fröhlich wie seine Frage: „Wieso habt ihr Ed hinter mir hergeschickt? Habt ihr kein Vertrauen?“
     
„Es gab zwei Anschläge auf die Königin!“, erwiderte der alte Vampir.
     
„Die Jungen?“, provozierte Xylos Hasdrubal mit einem fiesen Lächeln.
     
„Die Alten!“ Hasdrubal blieb ungerührt. Er schlug sich bereits zu lange mit Xylos herum, um sich von dessen Art aus der Deckung locken zu lassen. Außerdem hatte der Callboy recht. Gerade die älteren Vampire schienen den Respekt vor ihrer Herrscherin in dem Moment verloren zu haben, als sie nach dem Tod ihrer Schwester ihren Jennifer Schreiner Honigblut Wahnsinn einbüßte. Beinahe so, als hätten die Blutsauger erst jetzt begriffen, dass Maeve nur eine Frau war.
     
Für das „nur“ hatte die Königin Jahrhunderte lang selbst gesorgt. Durch die magischen Ketten und ihr Verbot, Vampirinnen zu erschaffen, hatte sie den Blutsaugern indirekt suggeriert, dass Frauen weniger wert waren als Männer. Minderwertig.
     
„Manchmal glaube ich, sie will sterben!“ Hasdrubals Stimme war ein Hauch. So leise, dass nur Xylos ihn hören konnte. Doch selbst während er dem Alten folgte, fragte sich der Vampircallboy, ob der Satz nur in seiner Fantasie entstanden war.
     
Das „Herein“ der Königin begrüßte sie Sekunden bevor sie die Tür erreichten. Ohne Anzuklopfen betraten sie den Raum, in dem sich nichts weiter befand als eine schwarze Ottomane, die in der Mitte des schattigen Zimmers stand und ein Spiegel, welcher an der Wand gegenüber der Tür hing.
     
Maeves Schönheit traf Xylos jedes Mal aufs Neue. Er hatte immer gewusst, dass sie attraktiv war, schrecklich schön, boshaft schön. Doch nun war sie verzweifelt schön. Als sei ein rothaariger Engel aus Versehen vom Himmel gefallen und fände nun den Weg nicht mehr zurück.
     
Die erschreckende Klarheit ihres Geistes verwirrte ihn, klagte ihn an. Jeder Blick von ihr schien sich tief in seine Seele zu bohren und ihn zu durchschauen. Und doch liebte sie ihn auf ihre Weise. Das Lächeln, welches sie ihm schenkte, kam von Herzen.
     
Trotzdem überlagerte es lediglich zwei andere Emotionen. Gefühle, die alle anderen Vampire weder sehen noch fühlen konnten, und von denen Xylos auch nur wusste, da die Verbindung zwischen ihm und Maeve von jeher auf einer anderen Ebene stattgefunden hatte.
     
Der Schmerz über den Verlust ihres Geliebten quälte selbst Xylos, wenn er Maeve ansah. Vor langer Zeit war auch die Königin die vampirische Form eines Ehebündnisses eingegangen. Und hatte bei Julius‘ Tod bitter bezahlt: Die offene Wunde, die in ihrer Seele blutete, hatte sie Jahrhunderte lang vergiftet, wahnsinnig gemacht und alles andere ausgeschlossen. Der tiefe Riss, den die Ermordung ihrer Schwester mit sich gebracht hatte, sorgte merkwürdigerweise dafür, dass das Gift und der Schmerz versickerten und abflossen. Er tat weh, aber er verdarb nicht.
     
Eine Bewegung lenkte Xylos Blick zur Seite. Der Vampircallboy hatte die Anwesenheit des jungen, unbekannten Blutsaugers schon seit Betreten des Gebäudes gespürt,

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