Vampirsaga 02 - Honigblut
Statue zu hören.
Der Alte gab einen Laut von sich, den ein schlecht gelaunter Gott als Lachen geschaffen haben mochte, und meinte, nahezu im Chor mit der Statue: „Freunde kommen und gehen, aber gute Feinde bleiben einem ein ganzes Leben lang erhalten.“
Das belustigte Grollen der Beiden ließ darauf schließen, dass sie die weltbekannten Aphorismen genau für solch ein Gespräch gesammelt hatten – oder zur eigenen Belustigung.
Edwards geistige Liebkosung durchbrach die surreale Wolke um die Vampirin, strich beruhigend durch Sofias Sinne, verzauberte sie und riss sie aus dem Bann der beiden Alten. Das Blut hatte Wunder gewirkt, die Wunden waren verschwunden, Leben in seinen Körper zurückgekehrt.
Während Sofia neben ihm niederkniete, hob sie ihr Gesicht und sah die alten Vampire an. Ihr „Danke!“ kam aus tiefstem Herzen, und es erschütterte sie, die Müdigkeit der beiden Fremden zu bemerken und ihr Alter. Ihre Motivationslosigkeit!, korrigierte sie sich. Fast wie Edward. Nur er hat mich als täglichen Anreiz.
Edward lächelte sie an, als spüre er ihren Gedankengang und versuchte so, ihre Besorgnis zu zerstreuen. Seine Hand fand ihre und drückte sie beruhigend. Sofias Blick glitt über ihn, untersuchte seinen Körper und war dankbar.
„Ich bin in Ordnung!“, behauptete Edward mit mehr Nachdruck, als ihm angesichts der Situation zustand.
Die Vampirin schenkte ihm ein Lächeln, doch ihre Gedanken schweiften bereits wieder zu den anderen, zu den anderen älteren Vampiren und ihren Motivationsquellen. Xylos hatte seine Unbekannte oder notfalls seine Selbstverliebtheit. Hasdrubal und Maeve konnte sie nicht einschätzen. Doch ihre größte Sorge galt Joel. Er mochte es zwar nicht bemerken, aber er schien immer mehr mit den Schatten zu verschmelzen, ein Teil der echten, elementaren Finsternis zu werden, und drohte sich in der Dunkelheit zu verlieren.
„Du machst dir Sorgen um die Vampire?“, erriet die Statue Sofias Gedankengang.
„Ehrlich gesagt gehen mir die meisten von ihnen am Arsch vorbei!“
Die Art Lachen, welches nun folgte, hatte Sofia oft von ihrem Großvater gehört. Es war mehr ein leichter Tadel über ihre Wortwahl und die Ausdrücke der Jugend als echtes Amüsement.
„Also bist du nur wegen Edwards Arsch hier?“, meinte der Alte. Belustigt, als drehe er jedes Wort genüsslich in Gedanken hin und her, als er ihren Ausdruck persiflierte.
Edward fand endlich die Kraft, dem Gespräch nicht nur zu folgen, sondern sich auch überrascht aufzusetzen.
„Natürlich kennen wir dich, Junge!“ Das Lachen des Staubigen klang erdig.
Sekundenlang war Edward versucht zu widersprechen oder einen Tadel ob seines Status zu erheben. Doch wie sollte man mit jemandem über sein Alter streiten, der Äonen zählte?
Stattdessen entschied er sich für: „Danke für die Hilfe.“
„Apropos Hilfe!“ Sofia lächelte und kam auf den Punkt. „Es gibt da ein kleines Problem!“ Jennifer Schreiner Honigblut
In kurzen Worten schilderte Sofia das Verhalten der jungen Vampire, die steigende Rate der Selbstmorde und die Müdigkeit der Älteren.
Der Vampir, der zu lange verschüttet gewesen zu sein schien, nickte zustimmend. „Ich, für meinen Teil, würde am liebsten liegen bleiben. Egal, ob Tag oder Nacht.“
„Was heißt, du würdest wollen? Du machst es doch!“, widersprach der Vampir-dergar-nicht-da-war. Seine Stimme war bar jeglichen Vorwurfs.
„Den wievielten haben wir?“ Die staubige Statue wirkte verwirrt.
„Zehnter Oktober!“, meinte Sofia und versuchte zu ergründen, wieso die Statuenhaftigkeit sie noch mehr störte als die Leere des anderen. Und noch mehr als Hasdrubals uralte Augen.
„Halt dich nicht mit Tagen und Monaten auf, Kind! Ich meinte das Jahr! Nach einer unterirdischen Ewigkeit verliert man den Überblick.“
Sofia brauchte einen Moment, um sich von dem Schock zu erholen. Dann antwortete sie: „Zweitausendundsieben nach Christi Geburt.“
„Na, immerhin die Zeitrechnung stimmt noch!“, grollte Mr. Statue, doch der andere Alte wirkte nicht glücklich über die Späße des anderen.“
„Manchmal steht er da und bewegt sich einfach nicht mehr. So, als fehlte ihm jegliche Motivation.“ Er deutete mit einer Geste auf die verkohlte Hose des anderen. „Ich habe sogar schon versucht, ihn zu verbrennen, doch es hat ihn weder gestört, noch hat es geklappt.“
„Du hast was?“
Sowohl Sofia
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