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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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wer Sie sind, wäre dies bereits eine große Hilfe. Und es wäre sogar noch besser, wenn ich erfahren könnte, wie Sie es geschafft haben, hier hereinzukommen. Alles, was Sie bei sich hatten, war ein Notizbuch voller Kritzeleien. Nichts von dem Gekritzel ergibt einen Sinn, und der einzige Mensch, von dem Sie reden, ist ein gewisser Harry. Sind Sie das? Kein Nachname? Haben Sie keine Lust, sich mit mir zu ... unterhalten?«
    »Nachname«, sagte Harry, verzweifelt bemüht, sich zu konzentrieren und wieder einen klaren Blick zu bekommen. »Snaith ... Keogh ... oder Kyle.« Zu guter Letzt gelang es ihm, und der Raum um ihn herum gewann an Kontur.
    Direktor Cyril Quant sah, wie Harrys Blick sich klärte. Reglos saß er in dem leichten Klappstuhl, den er sich in Harrys Zelle mitgebracht hatte. Willis befand sich draußen auf dem Flur. Quant hatte ihm befohlen, dort zu warten. Zweifellos hatte er die unzusammenhängenden, gemurmelten Anschuldigungen dieses geheimnisvollen – dieses »illegalen« – Insassen mitbekommen. Außerdem sah Quant ja selbst die getrockneten Essensreste in Harrys Gesicht.
    »Wenn Sie sich dagegen wehren, gefüttert zu werden«, sagte er in verständigem Tonfall, »dann müssen Sie doch damit rechnen, dass wir Sie zum Essen zwingen. Wir dürfen doch nicht zulassen, dass Sie uns wegsterben – äh, Harry? –, ehe wir überhaupt wissen, wer Sie sind! Nicht wahr?«
    Harry strengte sich an, weiterhin eine klare Sicht zu behalten, klammerte sich an den Gedanken, dass dieser Mann ihm irgendwie bei seinem Fütterungsproblem helfen könne. Was er sah, war seltsam genug; irgendetwas stimmte nicht mit seinen Augen. Seit – oh, seit er sich hier befand – wie lange war das jetzt? –, sah er alles um sich herum nur noch verschwommen. Eigentlich würde Quant komisch wirken, hätte er nicht so grotesk ausgesehen! Es war ein merkwürdiger Teleskop-Effekt. Quants Körper war winzig und saß auf einem noch winzigeren Stuhl, schwoll aber in runde, unglaublich breite Schultern an, auf denen ein riesenhaft aufgedunsener Kopf saß. Die wenigen Strähnen seines schütteren roten Haares hatte er sich glatt hinter die kleinen Ohren gekämmt. Wie er Harry so durch seine dicken Brillengläser hindurch anblickte, die seine Augen noch größer erscheinen ließen, wirkte der Mann wie eine riesige Kröte, wie ein gigantischer Frosch.
    »Lachen Sie mich etwa aus?«, fragte Quant. »Verstehen Sie überhaupt etwas von dem, was ich sage?«
    »Nein, Sie vielleicht?«, wollte Harry erwidern – doch das Einzige, was seine trockene Kehle hervorbrachte, war ein krächzendes Murmeln. Es war alles zu viel für ihn. Wenn es so weiterging, würden sie ihn zurück in ihre Welt locken, die für ihn keinerlei Bedeutung mehr hatte. Am besten, er ließ einfach alles entgleiten.
    Quant schnaubte vor Enttäuschung laut auf, als Harrys Blick verschwamm und sein Kopf wieder zur Seite sackte ...
    »Er scheint Sie nicht zu mögen, Mister Willis«, sagte Quant draußen auf dem Flur zu Willis.
    »Das beruht auf Gegenseitigkeit«, erwiderte Willis. »Ich habe gehört, wovon er anfangen wollte. Von der Zwangsernährung! Das ist ungefähr so, als wollte man einen tollwütigen Hund füttern! Sobald ich versuche, ihm etwas in den Mund zu schieben, spuckt er es wieder aus! Wie soll ich ihn denn füttern, wenn er seinen ... Kopf nicht stillhält?« Um ein Haar hätte er »seinen verdammten Kopf« gesagt, und Quant sah ihn bereits ganz merkwürdig an. »Ich meine«, fügte Willis hinzu, »können wir ihn denn nicht an einen Tropf hängen und intravenös ernähren? Außerdem, was tut er überhaupt noch hier? Er ist nicht unser Patient; er ist kein rechtmäßiger Insasse. Müssten wir ihn denn nicht – ich weiß nicht – den Behörden oder so übergeben?«
    Quant ging vor ihm her und verließ die Station durch das System von Sicherheitstüren. »Genau da liegt unser Problem!«, entgegnete er. »Wie sollen wir sein Hiersein erklären, solange wir nicht wissen, wer er ist und wie er hereingelangte?«
    »Weshalb uns die Mühe machen, das zu ›erklären‹?«, meinte Willis. »Wir könnten ihn doch einfach gefunden haben, wie er auf dem Gelände umherirrte, innerhalb des Sicherheitszaunes. Niemand wird bestreiten, dass er ein Fall für den Psychiater ist! Vielleicht konnte irgendjemand sich nicht länger um ihn kümmern und lud ihn deshalb bei uns ab.«
    »Und was, wenn es sich bei diesem Jemand um die Aufsichtsbehörde handelt?«, fuhr der Direktor ihn an.

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