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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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selbst, das wiehernde Blöken eines verängstigten Tieres. »Er tritt um sich und vollführt Bocksprünge, um sich zu befreien!«
    Lautlos über seine Handschuhe fluchend, stellte Chang Lun sein Fernglas, immer noch das Kloster und nicht die Stadt im Blickfeld, eine Idee schärfer, und plötzlich sah er die Kuppe des aus dem Fels gemeißelten Schädels viel deutlicher vor sich. Ja, dort oben stand tatsächlich jemand, auf diese Entfernung nicht größer als eine Ameise, aber er war eindeutig da. Doch was machte er bloß? Die Gestalt sah aus wie ein Strichmännchen, das die Arme flehentlich hob. Oder vielleicht zu einem ... Gebet? Oder einer Beschwörung? Chang Luns Hals wurde trocken, als ihm klar wurde, wer die Gestalt war. Er kannte diesen skeletthaften Körperbau. Es war Drakesh persönlich.
    Und bei der Rauchwolke handelte es sich keineswegs um Rauch, wie der Major nun feststellte, sondern um etwas anderes, wesentlich Festeres, das sich rings um die ferne Gestalt auf dem Dach des Klosters in die Luft schraubte, auseinanderstob und mit einem Mal ein Eigenleben entwickelte, als die einzelnen Bestandteile in eine bestimmte Richtung strebten – auf die alte Stadt mit ihren Mauern, womöglich direkt auf seinen Beobachtungsposten zu!
    Das nervenzerfetzende Gebrüll des Yaks hörte sich nun beinahe an wie die Schreie eines Menschen. »Das Tier erwürgt sich noch selbst!«, stieß der Unteroffizier hervor. »Sehen Sie nur, wie es bockt und um sich tritt und an seinem Strick zerrt. Ich glaube, Sie haben recht, Herr Major! Es muss krank sein oder völlig durchgedreht – oder irgendetwas fügt ihm wahnsinnige Qualen zu!«
    Oder der Yak weiß, spürt oder bekommt sonst irgendwie etwas mit, wovon wir keine Ahnung haben, ging es Chang Lun durch den Kopf. Nun, vielleicht begriff der Major ja mehr, als er annahm. Mit einem Mal zitterten ihm die Hände. Er versuchte, das Fernglas fester zu halten, und folgte der Flugrichtung der seltsam zielstrebigen Wolke; sie kam gar nicht auf ihn zu, jedenfalls nicht direkt. Dafür hielt sie jedoch eindeutig auf die Knochenhalde zu.
    Er spürte, wie sich die Härchen in seinem Nacken aufrichteten. »Machen Sie den Kocher aus«, flüsterte er.
    »Eh?« Der Unteroffizier machte keinerlei Anstalten, sich zu bewegen. Wie gebannt verfolgte er die verzweifelten Bemühungen des Yaks und konnte den Blick nicht davon losreißen.
    Mit dem Ellenbogen versetzte der Major ihm einen Stoß in die Rippen. »Ich sagte, machen Sie den verdammten Kocher aus! Löschen Sie das Feuer! Und zwar leise – äußerst leise!« Seine letzten Worte waren kaum mehr als ein Zischen, während er das Fernglas auf die vordersten Flugkreaturen scharf stellte.
    Chang Lun vermochte nicht zu sagen, weshalb, aber auf einmal hatte er Angst. Nicht so sehr vor den fliegenden Kreaturen als vielmehr davor, dass sie überhaupt da waren. Vor der Tatsache, dass Daham Drakesh sie ... was, heraufbeschworen hatte? Heraufbeschworen aus den Tiefen seines gotteslästerlichen Klosters?
    Fliegende Kreaturen, ja: riesige Fledermäuse! So, wie sie umherhuschten und -schwirrten, konnte es sich nur um Fledermäuse handeln. Aber sie waren weiß, Albinos, und nach allem, was der Major wusste, weit größer, als sie eigentlich sein durften. Ob mit oder ohne Fernglas, die verdammten Viecher waren einfach zu groß!
    Chang Lun kannte sich ein bisschen aus in Zoologie und war sich ziemlich sicher, dass diese Ungeheuer nicht hierher gehörten. Sie sahen ungefähr so aus wie die Riesenfledermäuse, die in Mittel- und Südamerika vorkamen, Desmodus ...
    ... und Fledermäuse der Gattung Desmodus waren Blutsauger, oder etwa nicht? Verdammte Vampire, ganz recht!
    Unterdessen hatte der Unteroffizier das chemische Feuer des Kochers gelöscht. Eine letzte Rauchfahne stieg noch empor, die er mit den Armen auseinanderwedelte. Anschließend kehrte er zu seinem Platz an dem steinernen Wall zurück, nahm das Fernglas wieder auf und stellte es rasch auf den angepflockten Yak scharf. »Ich halte Sie für einen sensiblen Menschen«, warnte Chang Lun ihn mit einem heiseren, stockenden Flüstern. »Falls das wirklich zutrifft, sehen Sie besser nicht hin!«
    »Nicht hinsehen, Herr Major?« Was mochte sein Vorgesetzter wohl damit meinen?
    Chang Lun wusste selbst nicht genau, was er eigentlich damit sagen wollte. Aber er hatte ein ganz bestimmtes Bild im Kopf, und es wollte einfach nicht weichen. Er hätte alles dafür gegeben, es loszuwerden, doch das ging nicht.
    Der

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