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Vampyr

Vampyr

Titel: Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Treffpunkt Sutherlands Misstrauen erregen. »Sag ihm, er möge sich eilen, da der Earl fortmuss.« In eine Falle, die er selbst für ihn ausgelegt hat.
    »Vergiss mich nicht, wenn die Münzen in deinem Beutel klimpern, Eric.« John glitt vom Fass und ging zur Tür.
    »Werde ich nicht. Ach, John«, rief sie ihm nach, »erwähne lieber nicht meinen Namen. Ich will keinen Ärger bekommen, wenn jemand herausfindet, dass ich mehreren Herren diene.«
    John hielt inne und wandte sich noch einmal um. Einen Moment stand er unschlüssig an der Tür, dann kehrte er ein paar Schritte in den Raum zurück. »Stimmt es, was ich gehört habe, stehst du jetzt in ap Fealans Diensten?«
    Sie nickte. Für einen Moment glaubte sie einen Anflug derselben Missgunst in seinen Augen flackern zu sehen, die ihr auch bei Kerr und Gil begegnet war. Dann sagte er leise: »Sei vorsichtig. Sein letzter Bursche ist tot. Ich will nicht, dass dich das gleiche Schicksal ereilt.«
    Catherine atmete auf. Was sie für Neid gehalten hatte, war lediglich Sorge. Daeron hatte ihr vom tödlichen Sturz des Jungen erzählt. »Keine Bange, John. Mir passiert schon nichts. Ich gehe nicht in die Berge.«
    John kam noch einen Schritt näher. »Das tat Robbie auch nicht«, sagte er leise. »Er hatte Angst vor großen Höhen und wäre freiwillig nicht einmal auf einen Hügel gestiegen. Und dennoch fanden sie seinen zerschmetterten Leib im Hang. Pass auf dich auf!« Mit diesen Worten drehte er sich um und ging.
    Catherine dachte nicht länger über seine Warnung nach. Selbst wenn der Junge nicht gerne in die Berge gegangen war, so hatte ihn dennoch etwas dorthin getrieben und Daeron hatte damit ganz sicher nichts zu tun.
    Kurz nachdem John die Vorratskammer verlassen hatte, folgte Catherine ihm. John benutzte die Wege der Dienerschaft, die er ihr vorgestern gezeigt hatte, und trat erst in der Nähe von Sutherlands Gemächern auf den breiten Flur hinaus. Hinter einer Biegung blieb Catherine stehen und wartete. John klopfte an. Ein dumpfer Laut, der weit über den Gang hallte.
    Catherine zog sich ins Treppenhaus zurück und folgte den Stufen ein Stück nach oben. Überall an den Wänden hingen Sträucher und Gebinde aus Stechginster, dessen abstoßend süßlicher Gestank sie zurückfahren ließ. Warum habe ich nie bemerkt, wie sehr dieses Zeug stinkt? Sie hielt sich eine Hand vor Mund und Nase und wartete, bis unter ihr Schritte erklangen. John hatte seinen Auftrag ausgeführt und stürmte in großen Sätzen die Treppen hinab. Vermutlich geradewegs in die Vorratskammer zurück, um nahtlos an seine Faulenzerei anzuknüpfen.
    Sobald er außer Sicht war, kehrte Catherine auf ihren Beobachtungsposten zurück. Bange Momente verstrichen, in denen sie sich immer wieder fragte, ob Sutherland ihre List womöglich durchschaut hatte. Dann wurde die Tür geöffnet und Craig Sutherland trat auf den Gang heraus. Catherine presste sich mit dem Rücken eng an die Wand. Sie wartete, bis seine Schritte verklungen waren, und selbst dann ließ sie noch einige Zeit verstreichen, ehe sie sich hervorwagte.
    Himmel, was mache ich hier überhaupt! Zweifel türmten sich zu einem gewaltigen Bollwerk der Furcht. Sutherland würde Daeron niemals unbewacht zurücklassen. Vermutlich war der einzige Grund, warum er seine Gemächer so sorglos verließ, der, dass Murdoch nach wie vor dort war. Oder es gab niemanden mehr zu bewachen. Sie wagte nicht, den Gedanken weiterzuverfolgen.
    Vor Sutherlands Tür hielt Catherine inne und sah sich um. Sobald sie sicher war, dass niemand in der Nähe war, glitt ihre Hand zur Klinke. Warum habe ich keine Waffe mitgenommen? Jetzt war es zu spät, um umzukehren. Mit einem leisen Knarren schwang die Tür einen Spalt auf.
    Catherine schlüpfte in den Raum und drückte die Tür hinter sich zu. Einen Moment schloss sie die Augen, ehe sie den Mut fand, sich der Finsternis zu stellen, und sie wieder öffnete. Die Schwärze war weit weniger vollkommen, als sie erwartet hatte. Als wäre ein Teil des Dunkels auf den Gang entwichen. Deutlich hoben sich die Silhouetten von Sutherlands Möbeln vom vorherrschenden Grau ab. Sein Schreibtisch, der Stuhl, auf dem er gesessen und ihr seine Anweisungen erteilt hatte. Eine Anrichte, ein paar Sessel. Die Umrisse eines Fensters, hinter dem die Nacht lauerte.
    Catherine umrundete die Möbel und blieb vor der Wand stehen. Hier musste die verborgene Tür sein, durch die Murdoch Daeron in den Raum gebracht hatte. Ihre Finger fuhren über die

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