Vampyr
Holzpaneele, glitten – auf der Suche nach einem Öffnungsmechanismus – über Fugen und Schnitzereien. Wenn Murdoch hier ist, ist er bei Daeron. Der Gedanke ließ sie vorsichtiger werden. Da blieben ihre Finger an einer scharfen Kante hängen. Ein Riegel. Catherine legte das Ohr an die Tür und lauschte. Dahinter war alles ruhig. Kein Lichtschimmer fiel durch die Ritzen. Sie schob den Riegel zurück. Lautlos öffnete sich der Zugang vor ihr.
Erstaunt schaute Catherine in ein verlassenes Schlafzimmer. Sie wusste nicht genau, was sie erwartet hatte – der Anblick von Bett, Schrank und Kommode überraschte sie jedenfalls. Warum sollte Sutherland Daeron in seinem Schlafzimmer festhalten? Mit langsamen Schritten durchmaß sie den Raum. Nichts deutete darauf hin, dass Daeron hier gewesen war.
Was, wenn es auch hier eine verborgene Tür gibt? Catherine wandte sich den Wänden zu und musste schnell erkennen, dass sie so nichts finden würde. Sie zögerte einen Moment, dann nahm sie eine kleine Lampe vom Nachttisch und entzündete sie. Mit dem Licht in der Hand schritt Catherine an den Wänden entlang. Sie suchte nach einem Riegel, ungewöhnlichen Spalten oder Mustern im Holz – nach allem, was auffällig erschien. Schritt um Schritt bewegte sie sich voran, strich mit der freien Hand über die Wand, tastete nach Unebenheiten, die ihren Augen verborgen bleiben mochten. Immer wieder fragte sie sich, wie lange es dauern würde, bis Sutherland zurückkehrte.
Wenn Martáinn nicht am Treffpunkt erschien, würde er sofort wissen, dass er reingelegt worden war. Womöglich wusste er es längst und war nur gegangen, um sie hierher zu locken. Was, wenn er ihr bereits nebenan auflauerte? Catherine hielt inne und lauschte. Absolute Stille hüllte sie ein, undurchdringlich wie Granit. Nein, Craig Sutherland war nicht hier.
Da vernahm sie einen Laut. Ein metallenes Schaben. Blitzschnell drängte Catherine sich an die Wand. Panik stieg in ihr auf. Unwillkürlich sah sie zum Kamin. Doch der Ursprung des Geräuschs lag nicht dort. Sie horchte in den Raum. Eine Weile blieb es ruhig, dann hörte sie es erneut. Links von ihr. Es schien geradewegs aus der Wand zu kommen. Catherine stellte die Lampe auf den Boden und begann die Paneele abzutasten. Zoll um Zoll strichen ihre Finger über das Holz, suchten nach einem ähnlichen Riegel, wie sie ihn zuvor im Wohnraum entdeckt hatte. Ihre Bewegungen ließen das Licht tanzen. Einen Moment lang blickte sie nachdenklich auf die zuckende Flamme, dann griff sie erneut nach der Lampe. Sie wartete, bis sich die Flamme beruhigt hatte, ehe sie sie vor die Wand hielt. Kein Flackern. Sie bewegte sich ein Stück nach rechts, hielt wieder inne. Auch hier blieb das Licht ruhig. Stück für Stück arbeitete Catherine sich voran, bis ein erneuter Luftzug das Feuer tanzen ließ. Sofort stellte sie die Lampe zur Seite und strich über die Wand.
Nicht lange, dann hatte sie gefunden, wonach sie suchte. Hastig löschte sie das Licht und löste den Riegel. Feuchtigkeit schlug ihr auf kühlen Schwingen entgegen. Catherines Blick traf auf eine schmale Stiege und folgte ihr empor, bis ihre Augen auf das leise Echo eines Lichtschimmers stießen.
Wieder erklang das Klirren, das sie schon zuvor vernommen hatte. Dieses Mal lauter. Ketten?
Vorsichtig setzte sie einen Fuß auf die unterste Stufe. Gedämpft knirschte ihre Schuhsohle über den Stein. Hastig zog sie den Fuß zurück und blickte nach oben. Nichts rührte sich. Einzig das Klirren war noch immer zu hören. Ein beinahe zorniger Laut. Erneut setzte sie ihren Fuß auf die erste Stufe, dann die zweite und dritte. Der Gang war so eng, dass sie mit den Schultern an der Wand entlangschrammte. Nach einigen Schritten konnte sie eine halb geöffnete Tür vor sich ausmachen. Dahinter lag das Licht. Catherine verharrte. Jemand war hier. Murdoch. Sie konnte ihn riechen ! Behutsam schob sie sich weiter nach oben. Vor der Tür angekommen blieb sie stehen. Ein Schlüssel steckte in der Tür. Er ist tatsächlich hier!
Sich dicht an der Wand haltend stand Catherine da und spähte durch den Türspalt, als ihr die Mündung einer Pistole entgegenstarrte. Erschrocken fuhr sie zurück. Der Lauf streifte über den Schlüsselring, ohne ihn wirklich zu berühren. Ein Klirren ertönte, gefolgt von einem Fluch.
Daeron! Ihr Herz tat einen erleichterten Sprung. Sie überwand die letzten zwei Stufen und riskierte es, die Tür weiter zu öffnen. Blendend hell sprang ihr der Schein einer
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