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Vampyr

Vampyr

Titel: Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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umschlungen.
    »Bitte zwing mich nicht dazu«, flüsterte sie heiser.
    »Dann tu es freiwillig.« Er schob den Ärmel hoch und hielt ihr sein entblößtes Handgelenk hin. Catherines Blick fing sich an der Wunde, die die Ketten dort hinterlassen hatte. Sie heilte, doch noch immer stieg ein leichter Blutgeruch daraus empor. Unwillkürlich leckte sie sich über die Lippen.
    Dann wandte sie abrupt den Kopf ab. »Nicht!«
    Wieder bewegte er sich. Er zückte seinen Dolch und ritzte sich mit der Klinge ins Handgelenk. Sobald Blut hervorquoll, ließ er die Waffe fallen, packte Catherine und hielt ihr erneut seinen Arm hin. »Trink!«
    »Nein!«, stieß sie hervor, kaum noch in der Lage, den durchdringenden Blutgeruch aus ihren Sinnen zu bannen. Sie wollte den Kopf abwenden, doch Daeron folgte jeder ihrer Bewegungen mit seinem Arm. Ein dünnes Rinnsal Blut rann über die Innenseite seines Handgelenks; eine Versuchung, die, wenn Catherine ihr erlag, alles für immer verändern würde. Abscheu und Gier erfüllten sie gleichermaßen, rangen in ihrem Innersten so heftig miteinander, dass ihr schwindlig wurde. Sie hielt den Atem an, versuchte wieder den Blutgeruch zu verdrängen, der ihre Wahrnehmung nun vollständig beherrschte. Doch der metallische Geruch erschien ihr mit jedem Moment weniger abstoßend.
    Catherine hing in Daerons Griff. Ihr Körper hatte seiner Kraft nichts mehr entgegenzusetzen, ihr Geist jedoch war noch nicht bereit aufzugeben. Sie kniff die Augen fest zu, wild entschlossen sie nicht mehr zu öffnen. Ich komme dagegen an!
    Da spürte sie eine Berührung in ihrem Gesicht. Sie riss entsetzt die Augen auf. Daeron drückte sein Handgelenk auf ihren Mund, sein Blut benetzte ihre Lippen. Warm und lebendig, so durchdringend, dass sie es auf ihrer Zunge zu schmecken glaubte, ohne es gekostet zu haben. Ihre Eckzähne veränderten sich, wuchsen dem Blut entgegen. Dann schlug sie ihre Zähne in Daerons Fleisch.
    Sein Lebenssaft rann ihre Kehle hinab und erfüllte sie mit Wärme und Stärke. Begierig saugte sie sein Blut, getrieben vom bloßen Instinkt eines Tieres. Sein Blut zu trinken erfüllte sie mit ungeahnter Lust. Es war erregend, zu spüren, wie Daerons Kraft in sie strömte. Jeder andere Gedanke war ausgelöscht. Bis ein Geräusch sie aus ihrem triebhaften Wahn riss. Langsam kehrten ihre Sinne zurück. Da war es wieder. Ein Stöhnen. Daeron! Schockiert ließ Catherine von ihm ab. Er hielt sie noch immer umfangen, doch die eiserne Kraft war aus seinen Gliedern gewichen. Er war bleich und sein Blick verschleiert, dennoch lächelte er. Seine Finger zitterten, als er die Hand hob und ihr das Blut aus dem Mundwinkel wischte.
    »Nächstes Mal«, keuchte er, »nimm nicht ganz so viel.«
    Nächstes Mal! Die Blutgier war schlagartig verflogen und auch der Geruch verlockte sie nicht länger, ihre Zähne in sein Fleisch zu schlagen. Sie schmeckte noch immer sein Blut auf ihren Lippen, doch plötzlich erschien es ihr nicht mehr süß und lebendig, sondern faulig und tot. O Gott, was habe ich nur getan? Was ist aus mir geworden?
    Etwas in ihr zerbrach. Dieses Mal ließen sich die Tränen nicht zurückhalten. Angewidert von sich selbst lag sie in Daerons Armen und weinte um den Verlust ihrer Menschlichkeit.
     
    *
     
    Lange Zeit hielt Daeron sie nur fest, ohne etwas zu sagen. Der Schwindel und die Schwäche, die ihn überkommen hatten, fielen allmählich von ihm ab und das Pochen in seinem Handgelenk verklang. Was blieb, war Erleichterung, in die sich jedoch bald Zweifel mischten. Was, wenn sich die Verwandlung jetzt nicht mehr umkehren lässt? Er schüttelte den Kopf. Ohne sein Blut wäre sie gestorben. Jetzt hatte er zumindest eine Chance, sie zu retten.
    Ihr starker Wille beeindruckte ihn. Sie hatte hart dagegen angekämpft, und wenn er sie nicht gezwungen hätte, wäre sie eher in den Tod gegangen als das Geschenk des Lebens von ihm anzunehmen.
    Der Anblick ihrer Zähne hatte ihn für einen Moment entsetzt. Scharfe Fangzähne wie bei einem Raubtier, die sich in sein Fleisch gegraben hatten. Jetzt war davon nichts mehr zu erkennen. Ihr Gebiss sah aus wie immer.
    Catherine zitterte auch jetzt noch, doch die Tränen waren schließlich zu einem unregelmäßigen Schluchzen verebbt. Es zerriss ihm das Herz, ihren Schmerz zu sehen. Immer wieder redete er sich ein, dass ihm keine Wahl geblieben war. Was auch immer jetzt mit ihr geschieht, ist meine Schuld.
    Daeron stand auf und hob sie auf seine Arme. Im Gegensatz zu vorher

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