Vampyr
noch immer unerreichbar unter dem Tisch. Das Weihwasser!
Daeron wartete, bis Bayne sich einmal mehr heranwagte, dann schleuderte er ihm den Stechginster entgegen. Als er zurückfuhr, griff Daeron in seine Westentasche und zog das Weihwasser heraus. Vor ihm durchschnitt Baynes Bewegung zischend die Luft. Dann war Bayne über ihm. Daeron bäumte sich auf und stieß ihm die Hand mit dem Weihwasser ins Gesicht. Glas splitterte. Scherben bohrten sich in Daerons Handfläche und hinterließen blutige Schnitte. Bayne fuhr kreischend zurück und presste sich eine Hand auf die linke Gesichtshälfte. Farrells Züge verschwammen und dahinter trat Roderick Baynes ausgezehrtes Antlitz hervor. Dort, wo das Weihwasser die Haut berührt hatte, schälte sie sich von seinem Gesicht. Der Geruch von verbranntem Fleisch stieg Daeron in die Nase.
Brüllend vor Schmerz holte Bayne aus und schleuderte Daeron vom Tisch. Er krachte in eine Stuhlreihe an der Längsseite der Tafel. Das Holz zerbarst unter seinem Aufprall. Hinter ihm bewegte sich Bayne. Daeron befreite sich aus den Trümmern und kämpfte sich auf die Beine. In der Erwartung eines erneuten Angriffs fuhr er herum. Doch Roderick Bayne war nicht mehr da. Daeron starrte auf die offene Tür. Catherine!
Was, wenn er zu ihr wollte? Er ist verletzt. Das Weihwasser hatte ihm tatsächlich Schaden zugefügt. Daeron hoffte, Bayne würde sich zurückziehen und seine Wunden lecken. Dennoch konnte er den Gedanken kaum ertragen, dass Catherine in diesem Moment allein war.
Er hob den Silberdolch auf und steckte ihn in seinen Gürtel. Scherben knirschten unter seinen Sohlen, als er zum Kamin ging und eines der Schwerter von der Wand riss.
*
Überall in seinen Räumen waren die Vorhänge vorgezogen und sperrten das trübe Mittagslicht aus. Catherine stand im Schlafzimmer vor dem Kamin, noch immer in den schmutzigen Plaid gehüllt. Sie hatte die Arme um den Oberkörper geschlungen und schaute in die Flammen. Daeron schloss leise die Tür hinter sich. Da wandte sie sich zu ihm um.
»Mein Gott, Daeron!« Der Anblick seiner blutigen Hand ließ sie zurückfahren. Sie drehte sich weg.
»Das ist nichts Ernstes. Nur ein paar Schnitte. Mach dir keine Sorgen.« Daeron legte die Silberwaffen und ein dickes Bündel Stechginster, das er in einem der Gänge von der Wand gerissen hatte, auf die Kommode. »Dein Vater weiß jetzt, dass ich die Wahrheit kenne.« Er ging zum Schrank, holte ein sauberes Hemd heraus und hängte es über die Sessellehne. »Ich war in der Großen Halle, als er kam.« Während er berichtete, was geschehen war, zog er sein Hemd aus und riss es in Streifen. Dann trat er vor die Waschschüssel und wusch sich das Blut von der Hand. Catherine stand wie erstarrt am Kamin und zwang ihren Blick zu Boden. Bei dem Versuch, den Verband anzulegen, entglitt ihm der Stoff. Da nahm er die Zähne zu Hilfe. Sobald der Verband saß, schlüpfte er in das saubere Hemd.
»Vater Ninian hatte Recht. Das Weihwasser konnte ihn verletzen, ebenso wie Silber! Ich werde noch einmal in die Kirche gehen und mehr Weihwasser holen. Du wartest hier auf mich.« Einen Moment zögerte er aus Furcht, sie könne erneut vor ihm zurückweichen, dann ging er zu ihr und zog sie in seine Arme. Er spürte ihr Zittern und drückte sie noch enger an sich.
Er wollte sie gerade freigeben, da hob sie den Kopf und in diesem Moment fanden ihre Lippen die seinen. Sein Blut, das nach dem Kampf noch immer in Aufruhr war, geriet in Wallung. Leidenschaftlich erwiderte er ihren Kuss, ließ seine Zunge über ihre Lippen, in ihren Mund gleiten, während seine Hände unter ihr Hemd fanden. Er spürte ihre Hände auf seinem Körper, ebenso wie seine jetzt über den ihren strichen. Catherine seufzte leise an seinen Lippen und drängte sich ihm entgegen. Du benimmst dich wie ein Tier, ap Fealan! Sofort löste er sich von ihr und zog seine Hände zurück. »Nicht so!«, keuchte er atemlos.
Catherine sah ihn verwirrt an. Ihre Wangen glühten und ihre Brust hob und senkte sich unter heftigen Atemzügen. Daeron griff nach ihrer Hand. »Ich habe mir das immer gewünscht«, sagte er und streichelte ihren Handrücken. »Aber nicht so. Nicht jetzt. Ich will, dass wir Zeit füreinander haben. Solange dein Vater hier ist, geht das nicht.«
»Aber was, wenn keiner von uns –«
Daeron wollte nicht hören, wie sie über den Tod sprach. Hastig legte er ihr einen Finger auf die Lippen. »Wir werden ihn besiegen. Und danach haben wir alle Zeit
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