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Vampyr

Vampyr

Titel: Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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werde ich zu Ende bringen, was ich vor langer Zeit begonnen habe.«
     
    *
     
    Catherine wusste nicht, wie lange sie schon auf das Schmuckstück in ihrer Hand starrte.
    Nachdem ihr Vater gegangen war, hatte sie versucht es ins Feuer zu werfen, doch ihre Finger hatten sich geweigert ihren Wunsch zu erfüllen. Ebenso wenig hatte sie es vermocht, es unter ihrem Absatz zu zermalmen. Sie hatte es zu Boden fallen lassen, aber in dem Augenblick, als sie den Fuß hob, war der Schmerz in ihren Körper zurückgekehrt und erst von ihr gewichen, als sie es wieder an sich genommen hatte. Doch da war noch etwas, was sie davon abhielt, das Medaillon zu zerstören. Etwas in ihr, das ihre Gegenwehr ins Wanken brachte. Die Macht, die ihr Vater über sie hatte, war offenbar gewachsen. Sobald sie versuchte sich zu widersetzen, litt sie Höllenqualen. Aber noch schlimmer war das Gefühl, dass sich ihr Körper seinem Befehl nicht länger entziehen wollte.
    Gehörte das zur Veränderung? Wurde sie langsam zu einem Monster, wie er eines war? Eine Kreatur, die ohne Skrupel andere ins Verderben stürzte? Sie wollte weinen, doch sie hatte keine Tränen mehr.
    Schließlich kam Martáinn.
    Wie schon vor einigen Tagen auf dem Marktplatz trug er auch jetzt den grün-schwarzen Kilt, die kostbare Felltasche und seine Uniformjacke. Ganz wie Catherine es von ihm zu besonderen Anlässen gewohnt war. Der Tag der Ushana war einer dieser Anlässe.
    »Catherine, was ist geschehen?«, platzte er heraus, kaum dass er den Salon betreten hatte. »Wo ist Daeron?« Ehe sie wusste, wie ihr geschah, stand er vor ihr. Seine Augen wanderten über ihre Züge, ihren schmutzigen Plaid, dann streckte er die Hand nach ihr aus und strich ihr über die Wange. »Geht es dir nicht gut? Du siehst erschöpft aus.«
    Hastig schüttelte sie den Kopf. »Ich habe nur schlecht geschlafen.«
    »Der Diener sagte, es sei dringend.«
    Mein Vater ist zurück und will dich umbringen! Sie wollte die Worte herausschreien, doch sie zerfielen unter der Macht ihres Vaters zu Asche, wie das Schreiben, das er ins Feuer geworfen hatte. »Ich habe ein Geschenk für dich.« Sie hielt das Medaillon in die Höhe, sodass es im Feuerschein glitzerte. »Ein Glücksbringer.«
    »Das ist es? Bei Gott, ich dachte, es sei etwas geschehen!« Sein Blick fiel auf das Schmuckstück. Da breitete sich ein erleichtertes Lächeln über seine Züge. »Das ist hübsch. Ich hoffe, es ist kein Abschiedsgeschenk.«
    Doch, das ist es, denn wenn du es annimmst, ist es dein Tod! »Natürlich nicht.«
    »Dann kann ich hoffen, dass du bei mir bleibst?«
    »Lass uns später darüber sprechen.«
    Martáinns Lächeln wurde breiter. »Du machst mir Hoffnung.«
    Für dich gibt es keine Hoffnung mehr.
    Es drängte sie, ihm von ihrer Liebe zu Daeron zu erzählen. Es war nicht gerecht, ihn länger in dem Glauben zu lassen, sie sei noch immer das kleine Mädchen, das in den Sohn des Earls verliebt war. Doch die Wahrheit über ihre Gefühle wollte ihr ebenso wenig über die Lippen kommen wie die Warnung vor den Machenschaften ihres Vaters. Während sie noch um Worte rang, wurde ihr klar, warum dem so war. In dem Moment, in dem sie Martáinn offenbarte, dass sie seine Gefühle nicht erwiderte, würde er das Medaillon niemals annehmen. Der Bann ihres Vaters zwang sie das Schmuckstück zu übergeben. Zugleich verhinderte er alles, was diese Übergabe zunichte machen konnte.
    Martáinn griff nach Catherine, um sie in seine Arme zu ziehen, doch sie wich ihm aus. »Warte! Erst nimm mein Geschenk.« Catherine streckte die Hand aus. Glänzend ruhte das ovale Schmuckstück in ihrer Handfläche. »Du musst es nehmen.«
    Martáinn runzelte die Stirn. »Das klingt ja beinahe, als hättest du Angst, ich könnte dein Geschenk zurückweisen.« Er betrachtete das Medaillon. »Es ist wunderschön.«
    Bedächtig berührte er ihre Fingerspitzen und ließ seine Finger sacht daran entlanggleiten. Catherines Hand zuckte leicht. Sie wollte sie zurückreißen, bevor er das Medaillon ergreifen konnte, doch ihr Arm gehorchte ihr nicht. Martáinns Hand legte sich über das Schmuckstück.
    Nein! Catherines Finger klammerten sich um das Medaillon. Sie ballte die Hand zur Faust und umschloss das Schmuckstück. Hart und kalt bohrten sich die Kanten in ihre Handfläche.
    »Catherine?«, fragte er sanft. »Ist alles in Ordnung?«
    Ein tosendes Brennen durchfuhr ihren Leib. Sie biss mahlend die Kiefer aufeinander. Der Schmerz und die Selbstbeherrschung, die sie

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