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Vampyr

Vampyr

Titel: Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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wieder sinken.
    Ihre Augen glitten zu der Nachricht, die Daeron auf dem Sekretär zurückgelassen hatte. Sie fragte sich, ob sie tatsächlich in der Lage sein würde, sie an Martáinn zu übergeben. Ein wenig zögernd trat sie näher, strich über die raue Oberfläche des Papiers und stellte sich vor, wie sie es Martáinn geben würde. Sie würde einfach die Hand ausstrecken und ihm die Nachricht reichen. Womöglich konnte sie ihm sogar sagen, dass sie von Daeron stammte. Catherine horchte in sich hinein, suchte nach einer Veränderung, die die Vorstellung in ihr verursachen mochte. Sie wartete auf den Schmerz, doch er blieb aus. Das brachte sie zu der Überzeugung, dass sie es tun konnte. Ich übergebe ein Stück Papier. Mehr nicht.
    Ein Klopfen schreckte sie auf. Martáinn! Erleichtert griff sie nach dem Brief, eilte zur Tür und riss sie auf.
    Wie ein dunkler Schatten wuchs Farrells Gestalt vor ihr auf. Catherine schrak zusammen. Das Wissen, welches Monster sich hinter der Maske des Hauptmanns verbarg, ließ sie zurückweichen.
    »Bleib stehen, Catherine!«
    Obwohl alles in ihr danach schrie, sich weiter zurückzuziehen, ließ sein Tonfall sie augenblicklich innehalten. Als hätten seine Worte Macht über ihren Körper. Sie wollte nach dem Dolch greifen, den Daeron ihr an den Gürtel gesteckt hatte. Ihr Vater schüttelte den Kopf. Eine unscheinbare Bewegung, die ausreichte, um sie davon abzuhalten, die Waffe zu ziehen. Er hob die Hand und deutete auf den Stechginster, der über ihm im Türstock hing. »Nimm das weg.«
    Catherines Finger krampften sich um den Brief, während sie gegen den Zwang ankämpfte, seinem Befehl zu folgen. Noch einmal wiederholte er seine Aufforderung. Dieses Mal konnte sie nicht anders. Während sich ihr Verstand noch immer weigerte, führte ihr Körper seine Anweisungen aus. Der stechende Gestank des Krautes stieg ihr in die Nase und schreckte sie ab, doch Rodericks Befehl war stärker. Ihre Finger schlossen sich um den Stechginster, der sich zischend in ihre Handflächen sengte. Catherine riss ihn vom Türstock und ließ ihn mit einem Aufschrei fallen.
    Erschrocken starrte sie auf ihre Hand. Rosig glänzte das verbrannte Fleisch. Winzige Rauchschwaden kräuselten sich daraus empor. Frische, unversehrte Haut schloss sich über der Wunde und bereits nach wenigen Herzschlägen deutete nichts mehr darauf hin, dass dort eine Verletzung gewesen war.
    Sobald ihm der Stechginster nicht länger den Weg versperrte, setzte ihr Vater den Fuß über die Schwelle. Er schloss die Tür hinter sich und trat in den zuckenden Schein des Kaminfeuers. Erst jetzt sah Catherine die Verbrennungen, die das Weihwasser in seinem Gesicht hinterlassen hatte. Eine tiefe Wunde, die sich über die gesamte linke Gesichtshälfte zog.
    Er bemerkte ihren Blick. »Es wird heilen – es dauert nur etwas länger.« Seine Augen richteten sich auf den Brief in ihrer Hand. »Was ist das?«
    »Nichts.« Catherine war bis an den Sekretär zurückgewichen und wollte das Papier in eine Schublade stecken, als ihr Vater die Hand danach ausstreckte.
    »Gib es mir!«
    »Nein!« Sie wartete darauf, dass er es ihr erneut befehlen würde. Erwartete das Gefühl, sich seinem Willen nicht länger widersetzen zu können. Stattdessen entriss er ihr einfach die Nachricht. Er überflog die wenigen Zeilen, dann warf er den Brief ins Feuer. Entsetzt beobachtete Catherine, wie sich die Flammen durch das Papier fraßen und ihre Hoffnung in Asche verwandelten. Wie sollte sie Martáinn jetzt noch warnen?
    »Du wirst noch einmal etwas für mich tun.« Ihr Vater zog ein Medaillon aus seiner Tasche und hielt es in die. Höhe. »Gib das MacKay. Sag ihm, es sei ein Geschenk von dir.«
    Catherines Blick hing an dem ovalen Schmuckstück, folgte den verschlungenen Gravuren über die goldene Oberfläche. Sie konnte nichts Bedrohliches erkennen. Was sie sah, wich jedoch von dem ab, was sie empfand. Das Medaillon mochte harmlos wirken, doch sie konnte die Bedrohung spüren ,die davon ausging. Eine düstere Macht. Gefahr! Über das Schmuckstück hinweg richteten sich ihre Augen auf ihren Vater.
    »Ganz recht.« Er nickte und legte ihr das Medaillon in die Hand. »Der Eichenzweig darin wird ihn unschädlich machen.«
    »Ich werde nicht –«
    »Dir bleibt keine Wahl. Ebenso wenig wie mir.« Für einen Moment dachte Catherine, er wolle noch etwas sagen, dann jedoch machte er kehrt und ging zur Tür. Ehe er das Zimmer verließ, wandte er sich noch einmal um. »Heute

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