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Vampyrus

Vampyrus

Titel: Vampyrus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doreen Kühne
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plötzlich, Gott würde ihn nie wieder hören. Er war verflucht!
    „Geschafft!“, János hielt ein rechteckiges, bluttriefendes Hautstück in der Hand, und Attila ließ Karl los. „Das war echte Knochenarbeit“, schnaufte er. „Lass uns schnell verschwinden, bevor noch neugierige Nachbarn hier auftauchen.“ „Was machen wir mit dem da?“ „Lass ihn liegen, entweder er überlebt, oder er geht drauf“, Attila zuckte mit den Schultern.
    In diesem Augenblick flog die nur angelehnte Tür auf. Ein Vampir in schwarzem Umhang, gefolgt von einem weiteren Mann, trat in die Stube. „Da habt ihr uns ja die Arbeit schon abgenommen“, ein hämisches Grinsen begleitete die Worte des Vampirs. „Hammerfall, nimm dem Trottel die Haut ab!“
    Attila sprang schützend vor János. „Wage es nicht, Igostri, oder du wirst es mit deinem untoten Leben büßen. Keiner bestiehlt den Herrn aller Vampire!“
    „Für dich mein lieber Attila, immer noch Graf Igostri! Und dein Herr aller Vampire wird bald der Herr aller Würmer sein.“ Igostri lachte böse. „Sobald sein Name dieses Vampyrus ziert, ist er mein Sklave!“
    Während János sich bereitwillig weiter hinter Attila versteckte, schien dieser größer zu werden. Im flackernden Licht der Petroleumlampe näherte sich sein wachsender Schatten bedrohlich Graf Igostri. Dieser zischte: „Hammerfall!“ Und Hammerfall stieß ein unmenschliches Heulen aus, während aus seinen vorgestreckten Händen spitz gebogene Krallen hervor schossen und sein Gesicht sich zu einem geifernden Wolfsrachen verformte. Dann sank er, gepresst von einer unsichtbaren Kraft, auf alle viere. „Werwolf“, wimmerte János hinter Attila, der mit seinen ausgefahrenen Eckzähnen ratlos auf die Verwandlung Hammerfalls starrte.
    Inzwischen war es Karl gelungen, sich auf die Knie zu stemmen. Ohne zu denken, entriss er János das Stück Rückenhaut und hetzte in dem Augenblick, in dem Hammerfall und Attila aufeinander lossprangen, mit einem riesigen Sprung durch die Tür. Dabei stieß er Graf Igostri zu Boden. Karl sprintete in Richtung Blocksberg, um sich im dunklen Wald zu verstecken.
    Attila und Hammerfall krachten im Sprung zusammen und verbissen sich sofort ineinander. Graf Igostri fluchte wie ein Waschweib und rappelte sich hoch. Dann nahm er János ins Visier. Der griff in seiner Not nach Liese und hielt sie schützend vor sich. Dabei gruben sich seine Zähne in Lieses Halsschlagader, er schmeckte Blut und begann gierig zu saugen.
    Attila und Hammerfall waren auf die Erde gestürzt und hatten einander losgelassen, um sich aufzurichten. Gerade als sie wieder aufeinander zu sprangen, wurde Graf Igostri zwischen sie gestoßen. Da er von beiden gleichzeitig gebissen wurde, gellte sein Schrei durch Buda, brach aber abrupt ab, als er in der offenen Tür Meister Varn erblickte.
    „Was für ein Durcheinander“, seufzte dieser und gefror mit den Worten „Gela Tempus!“ die Szene ein. Hammerfall konnte noch ein Mal böse knurren, doch dann senkte sich Stille über die gute Stube. Lässig trat Meister Varn in die Stube und sah sich um. „Da frage ich mich wirklich, was ihr hier macht. Kämpft gegeneinander wegen etwas, was gar nicht mehr hier ist.“ Er trat mit dem Fuß nach János, dessen Zähne noch immer in Liese vergraben waren. „Da versteckt sich ein Held Draculas und saugt an einer leer Getrunkenen.“ Er wandte sich der Dreiergruppe in der Mitte zu. „Der große Graf Igostri, der Herr über alle Vampire sein will, hängt gebissen zwischen seinem eigenen Werwolf und einem feindlichen Vampir.“ Varn schüttelte, Traurigkeit vortäuschend, den Kopf. „Ich sollte euch so hier lassen und Dracula rufen. Er würde sich schieflachen bei eurem Anblick. Aber wir haben ja ein anderes Ziel, nicht wahr?“
    „Wer würde sich schieflachen?“ Varn schnellte herum. In der Tür stand Dracula. Er war riesig, ging bis zur hohen Decke, und seine Präsenz schien Varn zerquetschen zu wollen.
    „Dra … Dra … Dracula“, stotterte Varn und hob den Arm, um einen Vampirbann auszusprechen. Doch dazu kam er nicht mehr. Ein Strom von Energie aus Draculas Augen schmetterte ihn gegen die Wand und ließ seine Knochen ächzen. Dann beschrieb Dracula mit ausgestrecktem Arm einen Halbkreis, und die Zeit lief weiter.
    Karl hetzte den Blocksberg hinauf. Er hatte kein Ziel, nur der Gedanke: „Weg von hier!“ beherrschte ihn. Weil er völlig kopflos durch den Wald rannte, stieß er sich öfter schmerzhaft an Bäumen.

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