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Vanessa, die Unerschrockene

Vanessa, die Unerschrockene

Titel: Vanessa, die Unerschrockene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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„Das war nicht schlecht“, sagte er trocken. „Wirklich. Das mein ich ernst. Doch leider war es auch wieder einmal nicht gut genug.“
    Ich starrte ihn an: „Wenn du elf gegen eine gut genug findest, dann tust du mir leid.“
    Das saß. Selbst Leons Gesicht zuckte kurz unter dem Hieb. Das konnte er auch durch sein cooles Ausspucken nicht mehr verbergen.
    „Okay!“, sagte er und lächelte gnädig: „Dann freuen wir uns doch alle auf dein Geburtstagsfußballturnier.“
    „Heißt das, ihr kommt?“, fragte ich. „Habt ihr wirklich den Mumm dazu?“
    „Wir haben sogar schon ein Geburtstagsgeschenk für dich gekauft, Nessie!“, grinste Leon, drehte sein Bike auf dem Hinterrad, trat an, sprang mit einem triumphierenden Kriegsschrei über die nächste Schanze und raste davon. Die anderen folgten ihm wild und sprangen jauchzend über alle möglichen Hügel.
    Da konnte ich mich nicht mehr beherrschen. Ich rief: „Halt!“ Und ich rief es so laut, dass alle Wilden Kerle augenblicklich anhielten und zu mir zurückschauten. Selbst Leon, Marlon und Fabi, die bereits auf der Böschung über mir waren, wendeten ihre Räder wie Ponys und schauten wie Indianerhäuptlinge zu mir herab.
    „Einen Moment!“, sagte ich laut. Dann trat ich an und sprang über die nächsten drei Sprungschanzen in Folge hinweg, riss mein Fahrrad noch in der Fahrt auf dem Hinterrad herum und hielt an. Für einen zuckersüßen Moment genoss ich die verdatterten Gesichter der Wilden Kerle . Dann sagte ich lächelnd und ruhig: „Ich freue mich auch. Wir sehen uns Sonntag.“
    Mit einem letzten Blick auf Leon, Marlon und Fabi zog ich mein Fahrrad aufs Hinterrad hoch und fuhr auf und davon. Ich fühlte mich ziemlich fantastisch! Ja, und zum Glück sah ich Leon nicht mehr. Wie ein Schwarzer Fürst thronte er über mir auf der Böschung und schaute mir feindselig nach. „Warte nur!“, zischte er. „Wir sind noch lange nicht quitt!“

Mitten ins Herz
    Am Sonntagmorgen regnete es in Strömen, und als ich in die Küche kam, war Oma Schrecklich gerade dabei, die Geburtstagskuchen mit rosa Marzipan zu verzieren. „Was trinken denn deine neuen Freundinnen?“, fragte sie mich. „Kakao oder Tee?“
    „Welche Freundinnen?“, fragte ich und schaute verdattert zu meinem Vater. Der hob hilflos die Arme. „Ich hab es ihr schon gesagt. Aber sie glaubt es mir nicht.“
    Oma Schrecklich schien ihn gar nicht zu hören: „Ja, und was macht ihr danach? Ich mein, das Haus ist ja groß genug. Wie wär es mit Sackhüpfen und Blinde Kuh?“
    „Sackhüpfen und Blinde Kuh?“, wiederholte ich und setzte mich an den Tisch. „Wie wär es mit Flaschendrehen, Küssen und Anfassen?“
    Oma Schrecklich fiel vor Schreck das Marzipan aus der Hand: „Ogottogott, Kindchen! Bist du dafür nicht noch ein bisschen zu jung?“
    „Aber Oma. Ich hab noch keine neuen Freundinnen hier“, erklärte ich ihr mit einem schelmischen Grinsen. „Es kommen ausnahmslos Jungen.“
    „Jungen“, wiederholte Oma Schrecklich entsetzt. „Jungen und Flaschendrehen? Lars-Malte! Glaubst du jetzt immer noch, dass du deine Tochter richtig erziehst?“
    „Aber Oma. Wir machen ein Fußballturnier. Draußen im Garten“, lachte ich.
    „Draußen? Im Garten? Bei dem Wetter?“ Meine Oma setzte sich jetzt fast neben den Stuhl.
    „Ja, warum nicht? Dem Fußball macht es nichts aus, wenn es regnet, weißt du. Nur deine Torten, die haben eine entsetzliche Farbe. Was meinst du, geht es auch schwarz?“, fragte ich zuckersüß und setzte mich auf ihren Schoß. „Weißt du, wenn du das hinkriegen könntest, würdest du den Wilden Kerlen so richtig imponieren.“
    „Den was?“, japste Oma Schrecklich entsetzt. „Wer kommt da heute zu uns? Ogottogott, Kindchen, was tust du deiner Oma nur an?“
    Und genau das rief sie auch aus, als die Wilden Kerle pünktlich um 15 Uhr bei uns erschienen. Sie kamen auf ihren Rädern und sie kamen wie immer in Schwarz. Den Regen nahmen sie gar nicht wahr und auch nicht die Schlammspritzer auf ihren Hosen, Kapuzen-Sweatshirts oder in ihren Gesichtern. Nein, das heute und hier war kein Geburtstagsfest mehr, an dem man sich brav und niedlich herausputzt. Nein, heute und hier kam es zum Kampf. Zum Kampf zwischen Träumen und Weltanschauungen. Zum Kampf zwischen einem Mädchen, das davon träumt, einmal die erste Frau in der Männerfußball-Nationalmannschaft zu sein, und elf absolut wild entschlossenen Kerlen, die davon überzeugt sind, dass ein Mädchen genau da nichts

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