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Vanessa, die Unerschrockene

Vanessa, die Unerschrockene

Titel: Vanessa, die Unerschrockene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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nicht. Ich wusste nur eins, und als mein Vater mich irgendwann fragte, wie es mir geht, antwortete ich deshalb ohne zu Zögern: „Gut. Absolut gut. Ich bin diesmal nicht weggelaufen.“
    Mein Vater nickte zustimmend. Aber dann musste er lachen. „Nun, damit geht es dir auf jeden Fall besser als Leon. Wetten, dass er in diesem Moment über der Einladung sitzt.“
    „Ja“, grinste ich, „und verflixt!, das Gesicht, das er dabei macht, hätt’ ich zu gern gesehen.“

Camelot bebt!
    Und tatsächlich. Mein Vater hatte Recht. Alle Wilden Kerle hatten sich an diesem Abend auf Camelot versammelt. Selbst Willi war da und alle starrten sie auf die elf Briefumschläge, die immer noch ungeöffnet vor ihnen auf dem alten Holzfass lagen. Amboss nannten sie es, und sie stellten es immer nur auf, wenn eine absolut unheimliche Gefahr aufgetaucht war.
    Schweigend und mit finsteren Mienen saßen die Wilden Kerle um den Amboss herum und starrten auf die ungeöffneten Briefe. Das heißt, einer der Umschläge, der, auf dem ‚Fabi’ stand, schien nicht mehr ganz so unversehrt zu sein. Irgend-jemand hatte ihn geöffnet und wieder zusammengeklebt. Ja, und deshalb starrte Fabi wohl auch nicht auf die Briefe, sondern rutschte nervös hin und her, pfiff ab und zu mal „Knocking on Heaven’s Door“, was er immer tat, wenn er Angst hatte, und machte sonst auch den Eindruck, als ob ihm gleich der Himmel auf den Kopf fallen würde.
    Es war schon längst dunkel geworden, da brach Leon endlich das Schweigen. „Also. Wir haben zwei Möglichkeiten. Entweder wir verbrennen sie oder wir machen sie auf.“
    „Verbrennen!“, schoss es sofort aus Fabi hervor. „Ich bin für Verbrennen!“
    Leon schaute ihn an und nickte zufrieden. „Und was meint ihr?“, fragte er in die Runde.
    „Verbrennen.“
    „Ja, Verbrennen!“
    „Verbrennen wir sie!“, kam es von allen Seiten.
    „Ja, und vorher zerschneiden wir sie noch in tausend Stücke!“, rief Raban.
    Dann war es still.
    Leon wartete noch ein paar Sekunden. „Gut“, sagte er dann und atmete erleichtert aus. „Damit ist es also beschlossen.“ Langsam beugte er sich über den Amboss und strich die Briefe zusammen. Willi beobachtete ihn: „Wow. Da habt ihr mich ja so richtig beeindruckt“, lobte er seine Mannschaft. „Und wisst ihr was? Ihr seht wie richtige Sieger aus. Oh Mann, tut das denn kein bisschen weh?“
    Jetzt ballte Leon die Fäuste und Marlons Augen verengten sich zu drohenden Schlitzen. Willi sah das. Er konnte es nicht übersehen, doch es war ihm egal. Er nahm Fabis Brief aus dem Stapel und drehte ihn im Licht der Lampe herum.
    „Da besiegt ihr die Unbesiegbaren Sieger , springt bei Nacht von einer Brücke hinunter, die über sechs Meter hoch ist, beeindruckt einen Weltstar-Fußballgott und nennt euch selbst die Wilden Kerle . Aber vor dem Brief eines Mädchens erstarrt ihr zu Stein und habt so viel Angst in der Hose, dass ihr noch nicht einmal merkt, wie peinlich das ist!“
    „Das reicht! Halt deinen Mund!“, zischten Marlon und Leon. Willi schaute sie an.
    „Ja. Gleich. Sofort“, sagte er „Nur noch eins. Eine einzige Frage: Warum macht ihr es nicht wie Fabi?“
    Fabi wurde ganz klein und wollte sich am liebsten verkriechen, da hielt Willi ihn auf. „Nein! Fabi, das hast du nicht nötig.

    Du hast dich zumindest getraut. Auch wenn du einen anderen Grund dafür hattest. Aber vielleicht kannst du ja deine Freunde davon überzeugen, dass sie den Brief wenigstens lesen, bevor sie ihn teeren, federn, rädern, vierteilen und an die Wand stellen.“ Willi lächelte Fabi aufmunternd zu, doch der schüttelte ganz langsam den Kopf. „Nein. Um alles in der Welt. Ich denk nicht daran!“
    Willi nickte. „Dann ist es also wirklich so schlimm. Huh. Ich glaub, ich hab diese Vanessa total unterschätzt.“
    „Ja, das hast du“, bestätigte Fabi, und in diesem Moment platzte Leon der Kragen: „Ha. Das werden wir sehen!“, rief er, riss Willi den Brief aus der Hand und brach das Kuvert auf. Eine Sekunde später lag die Einladung auf dem Amboss und alle konnten sie lesen.
    Hallo, ihr Süßen!
    Ihr seid ja echt wild. Auf jeden Fall kann man das glauben, wenn man nur einmal hinschaut. Der zweite Eindruck, den ich heut von euch hatte, war da, ehrlich gesagt, schon etwas erbärmlicher. Oder was meint ihr, Raban, Felix, Maxi und Fabi?
    Nun, auf jeden Fall rechne ich nicht mehr damit, dass ihr auch noch einem dritten Blick standhalten werdet.
    Oder seid ihr etwa bereit, euch mit

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