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Vanhelsing 01 - Schreckensgalerie

Vanhelsing 01 - Schreckensgalerie

Titel: Vanhelsing 01 - Schreckensgalerie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sidney (Alfred Bekker) Gardner
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jemandem klingen mochten, der seine Füße beim Gehen nicht weit genug vom Boden anhob.
    Ein Schlüssel wurde herumgedreht, mehrere Riegel zur Seite geschoben.
    Dann endlich öffnete sich die Tür für einen Spalt breit.
    Eine knorrige Hand kam hervor, dann ein faltiges Gesicht, dessen blaßblaue Augen uns voller Mißtrauen musterten.
    "Guten Tag, Sie wünschen?"
    Der Mann, der uns gegenüberstand war mindestens sechzig.
    Seine Haltung war gebeugt. Der Kopf schien beinahe direkt auf den Schultern aufzusitzen. Es wirkte so, als hätte er überhaupt keinen Hals. Da er die Uniform eine Butlers trug, nahm ich nicht an, Allan Brennan persönlich vor mir zu haben.
    "Wir möchten zu Mr. Brennan", erklärte ich.
    "Wollen Sie etwas abgeben? Wenn etwas unterschrieben werden muß, kann ich das machen, Madam..."
    "Nein, nein", wehrte ich ab.
    "Dann leben Sie wohl. Mr. Brennan empfängt keinen Besuch, Madam..."
    Aus dem Flur hörte ich nun die Klaviermusik. Das langsame Largo wechselte in ein Allegro. Die Intensität des Spiel schwoll an, aber die Akkorde waren noch immer düster, mitunter dissonant. Wie ein fernes Donnergrollen klang es.
    Eine Musik, die voller Schmerz, voller Sehnsucht und voll von abgrundtiefer Düsternis war...
    Wie geschaffen, um Allan Brennans furchteinflößende Gemälde musikalisch zu untermalen...
    Vielleicht war der Künstler es selbst, der in sein Spiel vertieft an den Tasten saß.
    Oder zumindest ein ihm sehr verwandter Geist.
    "Warten Sie!" rief ich, ehe der Butler die Tür wieder zuschlagen konnte.
    Sein Blick wirkte müde und desinteressiert.
    "Was ist noch?" fragte er.
    "Wir müssen Mr. Brennan wirklich dringend sprechen. Es geht um eines seiner Bilder..."
    "Auskünfte aller Art erteilt die Galerie Sounders & McInnerty..."
    "Da waren wir längst! Wir müssen Mr. Brennan persönlich sprechen. Und wenn er nicht mit uns reden will, dann wird es in Kürze die Polizei wollen..."

    Die buschigen weißen Augenbrauen des Butlers hoben sich.
    Auf einmal wirkte der Blick seiner blaßblauen Augen etwas aufmerksamer und interessierter.
    "Die Polizei?" vergewisserte er sich noch einmal.
    Er schaute uns nachdenklich an.
    Ich hatte hoch gepokert. Und vielleicht würde ich alles verlieren, was bedeutete, daß dieser Butler uns die Tür einfach vor der Nase zuschlug und wir nie wieder Gelegenheit bekamen, mit Brennan in Verbindung zu treten.
    "Schildern Sie mir genauer, worum es geht, Miss..."
    "Vanhelsing. Patricia Vanhelsing - und dies ist mein Kollege Tom Hamilton. Wir kommen von den LONDON EXPRESS NEWS."
    "Presse?"
    "Wir werden nur Mr. Brennan persönlich sagen, worum geht.
    Aber es liegt durchaus auch in seinem Interesse, mit uns zu reden", mischte sich nun Tom in das Gespräch ein.
    Der Butler atmete tief durch.
    Dann erklärte er: "Ich muß Mr. Brennan fragen, was weiter geschehen soll. Warten Sie bitte hier!"
    Ohne irgendeine Reaktion unsererseits abzuwarten, schlug er die Tür zu, die krachend ins Schloß fiel.
    Seine schlurfenden Schritte waren noch einen Augenblick lang zu hören, dann geschah eine ganze Weile gar nichts. Wir warteten und wurden dabei immer ungeduldiger.
    Das Klavierspiel schwoll indessen zu einem furiosen Crescendo an. Der unbekannte Pianist überschlug sich geradezu in wahnwitzigen Läufen, die technisch brillant. aber harmonisch äußerst gewagt waren.
    Schließlich beruhigte sich das Spiel wieder.
    So wie der Wind nach einem Unwetter langsam nachließ.
    Der Butler kehrte zurück und öffnete erneut die Tür. "Wenn Sie mir bitte folgen wollen", sagte er dann knapp. "Mr. Brennan erwartet Sie..."
    Der Butler drehte sich herum.
    Wir gingen hinter ihm her, betraten eine sehr hohe Eingangshalle. Auch hier waren die Risse im Mauerwerk nur mühsam durch Wandbehang und Gemälde verdeckt worden.

    Brennans Gemälde...
    Dutzende grauenhafte Dämonenköpfe starten uns an, fratzenhafte Gesichter, die direkt den furchtbarsten Alpträumen entstiegen zu sein schienen. Wir durchquerten diesen Raum, während hinter uns die Haustür knarrend ins Schloß fiel.
    Mein Blick wanderte an den Wänden entlang und ein beklemmendes Gefühl machte sich in mir breit.
    Diese Dämonenaugen... Sie sehen dich an! Gleichgültig, wo du in diesem Raum stehst: Ihre Blicke folgen dir...
    Ganz ohne Zweifel war Allan Brennan vom rein handwerklichen Standpunkt aus gesehen ein wahrer Meister seines Fachs.
    Ich fragte mich, wie man nur inmitten all dieser unheimlichen Fratzen leben konnte, ohne in Depressionen oder Wahnsinn

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