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Vanilla High (German Edition)

Vanilla High (German Edition)

Titel: Vanilla High (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Milk
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tun.“ - „Halten sie einen Krieg für möglich?“ - „Ich glaube kaum, dass irgendjemand der Verantwortlichen der Vereinigten Staaten einen Krieg mit Reunion, mit den Tabok wollte. Zum einem können wir noch soviel von den Tabok profitieren und die Risiken eines Krieges sind völlig unbekannt. Und nach all den Jahren fühlt sich niemand mehr durch die Tabok bedroht. Natürlich gibt es immer irgendwelche Paranoiker. Ich glaube meine Einschätzung gilt nicht nur für die USA, sondern für die ganze Welt. Jede Großmacht wird das so ähnlich sehen.“ Da bin ich aber beruhigt. Vermutlich zähle ich auch zu den Paranoikern, die einen weit weniger friedlichen Verlauf für möglich halten. Ich gehöre nicht zu den Hardcoreparanoikern, die diesen Krieg anstreben, um irgendetwas zu retten; die Menschheit oder ihre eigene Herrschaft. „Gibt es nicht jede Menge Probleme, die mit einer potenziellen Unsterblichkeit verbunden sind?“ - „Was meinen sie genau?“ - „Zum Beispiel gibt es den natürlichen Wunsch nach Kindern. Der Platz auf unserer Erde ist begrenzt“ - „Ich finde auch, dass die Erde überbevölkert ist, nicht nur in einem ökonomischen und ökologischen Sinn. Selbst, wenn diese Probleme gelöst wären, fehlt das natürliche Bedürfnis in Ballungszentren zu leben.“ - „Sie meinen, jeder will ein Haus mit Garten, mit einem großen Grundstück.“ - „So ungefähr.“ - „Ich denke, dieses Bedürfnis nach Kindern ist teilweise anerzogen. Die Familie ist das gemeinhin akzeptierte Vorbild. Kleinen Mädchen werden Puppen geschenkt, um sie frühauf an den Gedanken nach Babys zu gewöhnen. Aber wenn man sich die Tendenz der letzten hundert Jahre in den reichen Gesellschaften ansieht, sind viele Paare kinderlos geblieben oder haben sich auf ein Kind beschränkt. Es scheint diesen natürlichen Wunsch nach sehr vielen Kindern gar nicht zu geben. Ich und meine Frau zum Beispiel wollten nie Kinder.“ - „Wo ist denn ihre Frau?“ - „Sie trainiert gerade mit anderen älteren Frauen in einem Fitnesscenter.“ De Grey lächelt mich an und ich kann nicht anders als zurückzulächeln. „Ich glaube, der Wunsch nach Kindern entstammt kulturellen Wurzeln, während natürlich der Wunsch nach Sex einem Trieb entspringt, der damit ursprünglich auch für Kinder gesorgt hat. Selbstverständlich entwickelt sich während der Schwangerschaft eine biologisch basierte Mutterliebe, aber nicht vorher.“ - „Sind das ihre eigenen Theorien oder ist das wissenschaftlich untermauert?“ - „Es gibt natürlich Arbeiten, die meine Thesen unterstützen, aber ich bin sicher, dass es auch Arbeiten gibt, die das Gegenteil behaupten. Letztendlich bleibt es eine Meinung.“ Ich nicke. „Wir wollen natürlich niemanden zwingen, sich in einem Life Center behandeln zu lassen. Wer altern und sterben will, dafür aber Kinder haben will, dem soll das möglich sein.“ - „Sie sehen es also schon so, dass die Gesellschaft es irgendwie reglementieren muss, dass die Unsterblichen nicht beliebig viele Kinder zeugen.“ - „Ja schon! Sie auf La Reunion machen es richtig. Sie sterilisieren die Menschen, sodass sie auf natürliche, herkömmliche Weise keine Nachkommen mehr haben können. Dies und Klonen geht nur noch mit einem biotechnischen Apparat, also auf Antrag. Das ist die beste Kontrolle.“ Ich schlucke. De Grey scheint mit diesen Eingriffen keine Probleme zu haben. Für mich würde ein Traum in Erfüllung gehen, wenn ich ein Kind zeugen könnte. Ich kann nicht. Ich bin quasi sterilisiert. „Glauben sie wirklich daran, dass zwei Gesellschaften, eine sterbliche und eine unsterbliche, nebeneinander existieren könnten, ohne Konflikte miteinander zu haben?“ - „Zuerst wird es sowieso auf eine solche Parallelgesellschaft hinauslaufen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass auf Dauer viele Individuen auf die Chance der ewigen Jugend verzichten werden. Ich wundere mich immer wieder, wie viele Kritiker es gibt, die den Gedanken an die eigene Unsterblichkeit verabscheuen. Meines Erachtens sind es Vorurteile, die zu solchen Meinungen führen.“ - „Viele Menschen erleben ihr Leben auch als eine Last, als einen fortwährenden Kampf. Der Gedanke, dass da kein Ende ist, könnte unerträglich sein.“ De Grey scheint nicht zu verstehen. „Da kann man sich doch gleich die Kugel geben. Im Übrigen glaube ich, dass ein Utopia kommt, indem es jedem gut gehen kann.“ 
     
    Als ich mich von de Grey verabschiedete, hat er mir augenzwinkernd

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