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Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)

Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)

Titel: Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffen Duck
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man es denn schaffen, im Geiste zu Hause zu weilen, während man physisch in der Kaserne interniert war?
    Tagträumen war ihm schon im GST - Lager nicht möglich gewesen.

    Es war bereits Mitte Oktober, Wilfried hatte sich zuvor mit Freunden verabredet und befand sich jetzt auf dem Heimweg.
    Wie heimelig die Fenster der Plattenbauten doch in der Herbstdämmerung leuchteten! Wilfried hatte es nicht eilig, nach Hause zu kommen, denn auch diesen unbedeutenden, profanen Augenblick galt es festzuhalten. Warum nur in aller Welt konnte nichts so bleiben, wie es war?
    Da heulten auf einmal die Sirenen und wollten gar nicht wieder aufhören. Die wöchentliche Testung der Sirenen fand doch immer am Mittwoch um 13.00 Uhr statt und war nur sehr kurz im Vergleich zu diesem Gejaule!
    „Allgemeine Mobilmachung!“ schoß es Wilfried sofort durch den Kopf. Was sollte er nur tun? Konnte es ihm zum Vorteil gereichen, nicht zu Hause zu sein, so daß er im Zweifelsfall behaupten könnte, nichts bemerkt zu haben? Dazu hätte er schon sehr weit außerhalb jeder menschlichen Siedlung sein müssen. In diesem dicht bevölkerten Land, in dem in jedem Dorf mehrere Sirenen installiert waren, konnte man unmöglich behaupten, das Signal nicht gehört zu haben.
    Unsicher schlich Wilfried im Dauerton der Sirenen nach Hause. Da plötzlich war es zu Ende. Die letzten Sirenen hauchten mit einem tiefen „Muh“ ihren Ton aus.
    „Da bist du ja,“ empfingen ihn die Eltern.
    „Wir dachten schon, der Krieg hätte begonnen, es wäre allgemeine Mobilmachung.“
    Wilfried fragte sich, ob wohl irgend jemand dies nicht geglaubt hätte.
    -
    Wie schnell kann aus sein doch das Leben,
    was konnte man denn tun dagegen?
    Sich ein gutes Leben machen,
    spielen, singen, tanzen, lachen?
    Ostblock - Reisen man genießt,
    bis sich auch jene Grenze schließt!
    -
    Aus den Medien erfuhr man,
    daß die Kriegsgefahr gestiegen,
    „Einmarsch in Afghanistan!“
    ob der Russe dort kann siegen?
    -
    Entfacht ist rasch der Weltenbrand,
    Krieg erfasset Land für Land!
    USA - Sowjetunion -
    das Finale droht uns schon!
    -
    Was dem Menschen da noch bleibt,
    ist der Rückzug ins Private,
    scheinbar hält es sich sehr leicht
    Ordnung in der Kemenate.
    -
    Kommt dann der Weltuntergang,
    ist man nicht mehr allzu bang.
    Die Gedanken werden seicht,
    ihr Sinn ja nicht mehr sehr weit reicht -
    nur bis zum finalen Blitz -
    Apokalypse - das ist Kitsch!
    -
    "Einberufungsbefehl

    Sie haben sich am Dienstag, dem 3. November 1981, bis 12.00 Uhr in der dortigen Dienststelle zu melden!
    (bitte wenden)“
    Umseitig war rot „Torgau/Neiden“ eingestempelt.
    „Torgau also,“ überlegte Wilfried. Zu diesem Ort fiel ihm nur ein, daß dort an der Elbe 1945 die Russen und Amerikaner zuerst aufeinandergetroffen waren.
    Keiner seiner Freunde hatte je von dem militärischen Objekt in Neiden gehört, welches sich offenbar nahe Torgau befand.
    Ältere Leute berichteten hingegen von großen Kasernen mitten in der Stadt zu Zeiten des wilhelminischen Kaiserreiches. Diese konnten aber Wilfrieds zukünftige NVA - Dienststelle den verfügbaren Informationen nach nicht sein.
    Wilfried nahm seine DDR - Faltkarte zur Hand und suchte darauf Neiden. Nach einiger Zeit fand er den winzigen Flecken nahe Torgau tatsächlich verzeichnet, eine militärische Dienststelle natürlich nicht. Das wunderte ihn keineswegs, wucherte doch die Paranoia von Spionage nicht nur im militärischen, sondern in allen gesellschaftlichen Bereichen. Wilfried hatte sich schon des öfteren gefragt, ob sich hinter all der Geheimniskrämerei wirklich etwas Nennenswertes verbarg.
    Oder befürchtete die Obrigkeit eher, daß in dem Moment, in dem die banale Wahrheit ans Licht käme, alles wie ein Kartenhaus zusammenstürzen würde?

    Wie sollte Wilfried nun aber dorthin gelangen? Eine Kombination aus Deutscher Reichsbahn und Buslinie machte jeden Winkel im Lande zugänglich, soviel war klar.
    Am Bahnhof drückte ihm die Diensthabende an der Auskunft auf seine Frage zu den Zugverbindungen nach Torgau unwillig das Kursbuch in die Hand: „Könn´ Se selber nachschlagen!“
    Die Zugverbindungen nach Torgau mit Umsteigen in Leipzig zu ergründen, war nicht allzu schwierig gewesen. Wie man mit dem Kursbuch der Reichsbahn umzugehen hatte, war sogar Unterrichtsstoff in der 6. Klasse in Mathematik gewesen.
    Erfahrungsgemäß genügte zum Weiterkommen, am Ankunftsbahnhof die örtlichen Busverbindungen an den dort aushängenden Fahrplänen

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