Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)

Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)

Titel: Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffen Duck
Vom Netzwerk:
vergönnt sein, selbstbestimmt zu leben, eine Familie zu haben, eine liebenswerte Frau und ebenso liebenswerte Kinder?“ Was mußte man dazu tun? Leistungen bringen, arbeiten, sich engagieren? Er spürte deutlich, daß dies allein, dies, was er gut konnte, nicht reichen würde.
    -
    Nein, dies´ Jahr ist ´s mehr als kalt,
    vielmehr, als rote Nasen,
    vielmehr als krachende Äste im Wald,
    bringt diese Kältephase.
    -
    Der Frost kriecht tief ins Herz hinein,
    dem, der da einsam wandert.
    Ganz fest schließt er selbst in sich ein:
    Oh, wär´ er doch ein andrer!
    -
    Einer, der mit frischem Mut,
    den Widrigkeiten trotzt;
    und rasch, ganz rasch wird alles gut,
    frischauf und rangeklotzt!
    -
    Gar manches, was uns widerfährt,
    laß einfach es geschehen!
    Wie lang der Winter auch noch währt,
    einmal, da muß er gehen!
    -
    Dann Frühling wird ´s im ganzen Land
    und auch in unsern Herzen.
    Einander reichen wir die Hand,
    geheilt sind alle Schmerzen.
    -
    Tag um Tag, die von den Städtern vermutete Frist für die Kohlereserven war längst um, stand über den beiden freundlichen Riesen des Heizkraftwerkes die Rauchwolke. Die Heizkörper in den Plattenbauwohnungen blieben warm. Hatte man sich zu anderen Zeiten über die Luftverschmutzung geärgert, nun betete man dafür, das Kohlefeuer möge nicht verlöschen.
    -
    Brenn´ doch, brenne, Sonnenfeuer,
    Energie aus dem Tertiär;
    hilf uns durch den Winter heuer,
    denn er ist gar schwer!
    -
    Spende Wärm´ uns, spende Licht,
    es ist so furchtbar kalt;
    bis der Frühling kommt in Sicht
    und ´s taut im Winterwald!
    -
    Und es brannte die ewige Flamme, die gespeicherte Sonne aus dem Tertiär spendete den Menschen Wärme und Licht.
    Die Kraftwerker, sie hielten der eisigen Faust des Winters stand.
    Mitte März, als der Frühling endlich in greifbare Nähe gerückt war, konnte Entwarnung gegeben werden.
    Später erfuhr man, daß die angelegten Kohlereserven um ein Vielfaches höher gewesen waren, als in den Plänen vorgegeben und in den offiziellen Statistiken erfaßt war.
    Im Gegensatz zu vielen anderen Kraftwerksdirektoren, die durch zehn milde Winter in Folge sich auf die niedrigeren offiziellen Reservevorgaben für Kohle beschränkt hatten, traute man im Heizkraftwerk der Stadt dem Frieden anscheinend nicht.
    „Besser man hat, als man hätte!“ - diesem in der ganzen Stadt wohlbekannten Spruch, zugleich Überlebenshilfe in der Mangelwirtschaft, waren die Kraftwerker seit Jahren gefolgt.
    Schwarz (sic!) hatten sie Kohlevorräte ungeahnten Ausmaßes gehortet.

    Der Frühling kam ins Land, und man sagte allenthalben, die Wärme habe man sich redlich verdient.
    Für Wilfried aber blieb es Winter in seinem Herzen - übers Jahr und auch im nächsten noch.
    Wieder und wieder grübelte er, was er denn wohl hatte falsch gemacht, was er hätte anders machen müssen. Einer Antwort war er keinen Deut näher gekommen, er war eben nicht der leichtfüßige Typ, der sich rasch anderweitig getröstet hätte.

    Jahre später war ´s, da hielt er auf einmal ein Bändchen mit Erzählungen Theodor Storms in der Hand: „Hinzelmeier. Eine nachdenkliche Geschichte“
    Die zur Lebenslage passende Literatur hatte sich ihren Weg zum Leser gesucht:
    Hinzelmeier, der Held der Geschichte, hatte auf seiner Suche nach dem „Stein der Weisen“ seine Rosenjungfer verpaßt, und obwohl sich das Mädchen auf ihrer beschwerlichen Suche nach ihm wieder und wieder zeigte, erkannte sie Hinzelmeier nie. Der „Stein der Weisen“ wurde zu seinem Grabstein.
    Wilfried aber hatte seine Christine doch ganz und gar nicht verpaßt, er hatte doch gebaggert, wie wild!
    Langsam, ganz langsam dämmerte es ihm: Zu Lebzeiten Theodor Storms waren die Rollen klar verteilt gewesen, aber heutzutage? Wer konnte wessen Engel sein?

    ***
    Es gab so etwas wie das Gebot unter den Mädchen, Briefe von Soldaten nicht unbeantwortet zu lassen. Dies würde Wilfried sich zunutze machen:

    Wilfried Montag / Torgau, den 15.11.1981
    7290 Torgau
    PF 36215
    Kp. AII

    Liebe Christine!
    Du wirst Dich bestimmt wundern, nach so langer Zeit wieder von mir zu hören. Ich bin nun bei der NVA nahe Torgau stationiert; derzeit noch in der Grundausbildung. Vielleicht werde ich danach ein Fahrzeug übernehmen können, ich habe mich aber auch beim Hauptfeldwebel (Spieß) als Schreiber beworben.
    Mir geht es den Umständen entsprechend gut, ich warte aber schon jetzt sehr auf den Studienbeginn; ich bin, wie Du vielleicht gehört hast, für Medizin

Weitere Kostenlose Bücher