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Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)

Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)

Titel: Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffen Duck
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daß es sich um Germann handelte, den grobschlächtigsten Sprutz mit der größten aller Klappen, hinter der sich jeder „E“ verstecken mußte, empfand er nichts anderes als Schadenfreude . Hatte jener das nicht schon lange verdient? Gerade jetzt tat es doch not, daß die Reihen fest geschlossen blieben!
    -
    14. Ohne Einschränkungen
    Wilfried war zum GUvD eingeteilt worden, zusammen mit Kieser.
    „Im ,VEB Sachsenring Zwickau´,“ so Kieser, „kann ich mir nach der Armee meinen ,Trabant´ bauen lassen. Die Mitarbeiter haben viel kürzere Wartezeiten, so daß ich bald dran bin. Da wird ein Schild an der Karosserie angebracht: ,Für Kollegen Kieser´. Der Kollege am Farbtauchkessel macht einen Rückläufer, die Karosserie wird ein zweites Mal getaucht, das sieht hinterher so brillant aus, sag´ ich dir.“
    „Achtung!“ kommandierte Wilfried. Der OvD, Hauptmann Schwörer, ein trotteliger Herr, kam die Treppe heraufgeschnauft. Kieser und Wilfried salutierten.
    „Na,“ meinte Schwörer leutselig, noch immer außer Puste, „alles i.O.?“
    „Keine besonderen Vorkommnisse.“
    „Zeigen Sie mal den Alarmplan!“
    Wilfried reichte Schwörer den Alarmplan mit den Telefonnummern der Auswärtsschläfer.
    Schwörer betrachtete sinnierend den Plan:
    „Hm, hier stehen die Einschränkungen 1 - 10. Die werden beim Rückruf beim OvD immer genannt, wenn es sich um Übungen handelt. Sie wissen doch, daß Sie vor dem Alarmgeben immer zurückrufen müssen, damit niemand unerlaubt die Waffenkammer betritt?“
    „Jawohl, Genosse Hauptmann!“
    „Gut. Wenn Gefechtsalarm ohne die Einschränkungen gegeben wird, dann ist die Kacke am Dampfen!“
    „Eine sehr hilfreiche Aussage, da wäre ich alleine nie drauf gekommen,“ dachte Wilfried.
    „Also dann, wollen wir hoffen, daß es ruhig bleibt. Angenehmen Dienst!“
    Gemessenen Schrittes stieg Schwörer die Treppe hinab.

    1 -Urlauber sind nicht aus dem Urlaub zu holen.
    2 -Ausgänger sind nicht aus dem Standort ins Objekt zu holen.
    3 -Dienstreisende sind nicht zurückzuholen.
    4 -Dienstfreie Außenschläfer sind nicht zu benachrichtigen.
    5 -Innendienstkranke sind nicht je nach Art der Erkrankung zum Aufmarsch oder in den Med. - Punkt zu kommandieren.
    6 -Reservisten sind nicht zum Reservedienst einzuberufen.
    7 -Auf die Vorhaben Kommandierte sind nicht ins Objekt zurückzukommandieren.
    8 -Keine Ausgabe der Verpflegungspäckchen.
    9 -Keine Ausgabe der Munition an die einzelnen Waffenträger.
    10 -Keine Überweisung der Dienstbezüge an die Ehefrau oder die Eltern (ab Dienstgrad Uffz.) abzüglich Sold für den Eigenverbrauch (ein Drittel der Dienstbezüge).

    Kieser wälzte sich unruhig im Dienstbett. Wilfried saß am Schreibtisch und stützte den Kopf auf. Im Märchen, so erinnerte er sich, wurden dem Prinzen die Augenlider schwer. Mit dem Aufstützen des Kopfes war er eingeschlafen.
    Nach Berichten seines Vaters habe man auf dem Rückzug 1945 immer einen Kameraden in die Mitte genommen, der dann beim Marschieren so etwas wie schlief. Davon wäre Wilfried jetzt noch weit entfernt gewesen, es wollte ihm ja nicht einmal das Schlafen mit aufgestütztem Kopf gelingen. Der OvD stellte keine Gefahr dar, er würde in dieser Nacht nicht wiederkommen.

    „Lassen Sie sich von sanfter Musik begleiten, Sie und ich in dieser langen Nacht, die wir arbeiten müssen,“ erklang kaum hörbar die Stimme des Moderators von Radio DDR 2.
    Kieser hatte in der ersten, Wilfried zustehenden Schlafschicht das Radio ebenfalls fast unhörbar leise gestellt, selbiges tat Wilfried jetzt für ihn.
    Ihm hatte das Leisedrehen des Radios wegen der Qualmerei Kiesers aber wenig genützt, konnte er doch bei Zigarettenrauch nicht schlafen. Leider war dieser ubiquitär bei der NVA.
    „Das tröstet ja ungeheuer, zu wissen, daß auch andere arbeiten müssen,“ überlegte Wilfried.
    „Es ist Sonntag, der 6. März 1982, 2.37 Uhr …“
    Was war das? Wilfried mußte eben eingenickt sein - jäh wurde er aus seinen ersten Traumschleifen gerissen. Ein fürchterliches Jaulen erfüllte den Flur. Noch bevor er etwas unternehmen konnte, öffneten sich die Stubentüren, verschlafene und strubbelige Gesichter kamen zum Vorschein, konnten nicht begreifen, wie ihnen geschah.
    „Scheiße, was ist das?“ fragte Wilfried entsetzt den hinzugetretenen Uffz. Kieser.
    „Das ist Regimentsalarm!“
    Beide sahen aus dem Fenster. Im Stabsgebäude gingen die Lichter an, flackernd erhellten die Leuchtstoffröhren ein Fenster nach dem

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