Variationen zu Emily
Seite sich wohl die Küche verbarg. Geführt von einem weiteren Kind – die Namen konnte sie sich einfach noch nicht merken – gingen Sabrina und sie durch eine Tür im Hintergrund in einen Raum, der ein Doppelbett beherbergte.
5. LIAISON
Na, wie nett ... ein Zimmer gemeinsam mit Sabrina ... und das, wo immer noch diese kleine Mißstimmung zwischen uns herrscht ... aber was habe ich erwartet ... ein Hotelzimmer mit Kingsize-Bett und eigenem Bad ... wir sind hier nun mal zu den Wurzeln des Lebens zurückgekehrt ... die Kinder schlafen bestimmt auch alle in einem Zimmer ... oder sogar mit den Eltern zusammen ... wie das früher wohl mal war ... da wärmte man sich gegenseitig, weil das Heizen so teuer war ... praktisch, eigentlich ... aber keine Spur von der sogenannten Intimsphäre ...wohl auch eine Erfindung der Wohlstandsgesellschaft ... wann zeugten die damals eigentlich Nummer zwei und drei und vier? ... direkt vor den Augen von Nummer eins? ... aber wo mag das Bad sein ... würde ja gern mal duschen nachher ... ob das draußen ist, eine Hütte für alle hier im Dorf? ... wie in den Saunahäusern in Schweden ... oder Finnland ... au weih, ich hab meine Tampons vergessen ... und meine Tage sind im Anzug ... hoffentlich nicht, wäre mir doch zu peinlich ... eine Blutspur auf dem Bettzeug zu hinterlassen ... ein Doppelbett, ein Schrank, ein Tisch und ein Stuhl ... mehr gibt es in diesem Raum nicht ... wozu auch? ... ist ja ein Raum zum Schlafen ... aber wie das gehen soll ... ich höre jeden Ton aus der Wohnküche nebenan ... das hat mir Sabrina erklärt ... nur Holz, kein Beton oder gar Metall ... ist schlecht für das physische und psychische Wohlbefinden ... weil unnatürlich ... stimmt, Tiere schlafen auch nicht in Stahlbetonhäusern ... es sei denn, der Mensch zwingt sie ... komisch, zu Hause schlafe ich immer sehr gut ... obwohl das Haus vor Beton und Stahlarmierungen nur so starrt ... aber vielleicht ist es trotzdem eine ungesunde Nachtruhe ... daher diese Unruhe und diese Leere ... könnte sein ... Sabrina sieht aber auch wenig erfreut umher ... dabei kennt sie dieses Zimmer doch sicher schon ... hat sie sich anders vorgestellt mit mir ... aber was nur? ... die Kinder mögen mich ... bei Wilma und Frank weiß man das nicht so genau ... sie ist so ruhig und gelassen ... und er so abgedreht und nervös ... betet da plötzlich aus heiterem Himmel ... als wäre der liebe Gott sein Kumpel ... dem er kurz etwas erklärt ... hey, klasse, dass die beiden da sind ... und dass sie keinen Stau hatten ... danke, Bruder ... und verrenkt sich wie Uriah Heep ... aber die Kinder sind wirklich toll ... wie sie um mich gebuhlt haben ... ohne sich zu streiten ... jedes führte an, was es seiner Meinung nach auszeichnete ... Spielsachen, Erfahrungen, Zärtlichkeit ... so süß! ... warum sollte ich nicht auch welche haben? ... ich mag diese Fingerchen, diese strahlenden Gesichter ... und die Stimmchen ... fünf müssen aber wirklich nicht sein ... da verliert man doch den Überblick ... außerdem diese ständige Forderung ... und körperlich bestimmt eine Tortur ... Wilma muss ja ein paar Jahre lang schwanger gewesen sein ... von diesem Typ ... Mann! sieht gar nicht so aktiv aus ... eher wie einer, der mit langem, verfilztem Haar und Bart nackt auf einem Berg sitzt ... und sich mit seinem unsichtbaren Gott streitet ... auf den brennenden Busch wartet ... und dabei ein wenig wirr wird ... wie die alle still wurden, als er hereinkam ... große Autorität, offenbar ... aber woraus schöpft er die ... er zappelt ständig rum, und dazu diese Grimassen ... als würde jemand ausprobieren, was sich mit einem Gesicht alles machen lässt ... aber vielleicht ist er einfach nur scheu mir gegenüber ... Sabrina hat sich wortlos auf das Bett gelegt ... ist wohl ein wenig erschöpft von der Fahrt ... hätte sie ja auch mal ablösen können ... aber mit diesem Mistkäfer die Serpentinen hoch und wieder runter ... und diese Haarnadelkurven ... auf der einen Seite ein hochaufragender Steilhang, auf der anderen ein furchtbar tiefes Nichts ... außerdem hätte sie ja fragen können ... aber vielleicht hat sie erwartet, dass ich ihr das anbiete ... fahre einfach so mit zu wildfremden Leuten und trage keinen Teil dazu bei ... was sie wohl verdient? ... mehr als ich, jedenfalls ... und ich habe mich auch nicht aufgedrängt ... sie hat mich eingeladen ... und ich habe angenommen ... ein paar Geschenke habe ich mitgebracht, aber
Weitere Kostenlose Bücher