Variationen zu Emily
... hält sie einfach fest ... rührt sich ansonsten überhaupt nicht ... ja, von mir aus können wir so bis morgen früh liegen ... aber es muß ja bald Essen geben ... da, sie dreht sich um zu mir ... ich lasse die Augen geschlossen .... ich schlafe ... schmiegt sich an mich ... seufzt leise ... riecht auch gut, wirklich ... ihr Kopf an meiner Schulter ... ihr warmer, atmender Bauch an meiner Seite ... Mann, weiter lasse ich sie aber nicht heran! ... entspannen, entspannen ... ihr Atem an meiner Wange ... ihre Wärme an meiner Hüfte ... entspannen ... hoffentlich ist bald das Essen fertig ... ihre Hand rutscht auf meine rechte Brust ... bleibt da liegen ... ein leiser Druck, ein Kontakt ... mir geht es durch und durch ... da unten entsteht eine Spannung, eine Erwartung ... ein Kuß, nein, ein Hauch auf meinen Hals ... ich rühre mich nicht ... ich schlafe, bin nicht da ... will nichts davon wissen ...
6. RULE BRITANNIA II
Hi, auch wieder hier? Bist du letztes Mal gut nach Hause gekommen? Was, es gab Ärger? Aber warum denn, so viel haben wir doch nicht getrunken. Ach, es war zu spät, und sie hatte gewartet. Na ja – oh, danke! Mann, ist die aufmerksa m! Prost! Gibt es das öfter, dass sie dir eine Szene macht? Klar, kenne ich auch. Man möchte am liebsten abhauen und niemals wiederkommen – aber leider geht das nicht so ohne weiteres. Man sammelt ja zu zweit so einiges an, hat ein gemeinsames Konto, es gibt Kündigungsfristen und Verträge, die man nur einvernehmlich auflösen kann. Am besten ist es, man lässt es gar nicht so weit kommen.
Ich war ja mal mit Sarah liiert – erinnerst du dich eigentlich an Sarah? Nein? Na ja, ich war auch nicht lange mit ihr zusammen, und hier waren wir, glaube ich, nie. Sie war Stewardess oder Flugbegleiterin, wie man heute wohl sagt. Sie begleitete vor Jahren sehr unauffällig meinen Urlaubsflug nach Afrika. So unauffällig, dass sie mir während der langen Reise nicht auffiel. Aber als ich dann im Hotel eincheckte, kam ein Bus der Fluglinie und brachte die gesamte Crew. Durften nach dem Nachtflug am gleichen Ort ein paar Tage ausspannen, bis der nächste Flieger nach ihnen rief. Ein Gewimmel blauer Uniformen – einzelne Personen waren für mich nicht zu erkennen.
Nun, ich machte mich mit meiner neuen Behausung vertraut, schlief ein paar Stunden, ging dann runter zum Pool, schwamm ein wenig unter diesem wunderbaren tropischen Himmel und trank schließlich in der Bar ein großes Bier, das dort übrigens vorzüglich ist. Beim Umherschauen traf mein Blick auf die üblichen Fleischersgattinnen und Busunternehmer, die immer so typisch deutsch mit den Einheimischen reden: „Hallo Kellner, ich gluck-gluck!“ Immer noch wie Kaisers Soldaten mit den Hereros. Wenig Attraktives jedenfalls, soweit ich das nach so kurzer Anwesenheit beurteilen konnte.
Während des Abendessens draußen auf der Restaurantterrasse – die Sonne ging unter, das Meer kräuselte sich bleiern in der letzten Sonnenglut, ein leiser Wind zauste neckisch an den Palmenfächern – idyllisch, was? Kommt in meinem Tagebuch vor. Habe ich kürzlich mal wieder gelesen. Es setzten sich also zwei junge Frauen an den Nachbartisch. Ich warf einen Blick herüber, erntete von der einen ein wunderhübsches Lächeln aus vollem Gesicht und konzentrierte mich dann wieder auf mein Essen: ganz nett, aber nicht wirklich reizvoll, die beiden. Sie unterhielten sich darüber, wie man in Honolulu und Timbuktu einkaufen oder wo man in Phnom Penh gut essen kann.
Es war nicht schwer, aus diesen Brocken zu erraten, was sie waren: Berufsreisende, Stewardessen eben. Als ich mich schließlich zurücklehnte, mir eine Zigarette anzündete und den Rest Wein aus der Flasche ins Glas leerte, schaute die mit dem Lächeln wieder her – ein Blick, der eine Aufforderung und eine Bitte zugleich zu sein schien. Ich wollte nicht unhöflich sein, also fragte ich, wie lange sie noch dablieben. Zwei Tage? Na, da könnten sie sich ja ein wenig erholen. Ich wünschte lächelnd einen guten Abend, erhob mich und machte mich auf den Weg in meine Hütte, um mich für die Bar noch umzuziehen.
Als ich zurückkehrte, saß da bereits eine junge Frau allein an einem Tisch, sichtlich auf jemanden wartend. Da ich sie nicht erkannte, kam ich zuerst nicht auf den Gedanken, dass ich dieser Jemand war. Erst als ich mich draußen am Pool schon häuslich eingerichtet und meine Schreibutensilien ausgebreitet hatte, wurde mir bewusst, dass das wahrscheinlich
Weitere Kostenlose Bücher