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Varus - Historischer Roman

Titel: Varus - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Kammerer
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Federn auf dem Papyrus übertönte. Er hatte während des pannonischen Aufstandes einen Kameraden aus den Fängen rasender Aufständischer retten wollen.
    Auch der Gefreite, der neben dem Dicken saß, hätte in diesem Krieg beinahe sein Leben gelassen und war hierher versetzt worden, um die Folgen einer schweren Beinverletzung auszuheilen. Er gehörte zu denen, die still und pflichtbewusst ihren Dienst taten, aber manchmal mit einer einzigen Handlung oder einem einzigen Satz die Aufmerksamkeit der gesamten Truppe auf sich zogen. Vor einiger Zeit hatte dieser Mann, dem die Rettung eines Feldzeichens eine Beförderung zum doppelten Sold eingebracht hatte, dem geldgierigen und hinterhältigen Sklavenhändler Fufidius beim Würfelspiel ein junges Ding abgejagt. Niemand, nicht einmal die Spielsüchtigen, verargten es ihm, dass er trotz seiner verspäteten Rückkehr ins Lager mit einer geringen Soldstrafe davongekommen war, so tief ging die Genugtuung, Fufidius geprellt zu wissen. Dass der Sieger mit seinem Preis allerdings nichts Besseres anzufangen wusste, als ihn in einem gemieteten Kämmerchen zu verstecken, wie man einen Kranz vergoldeten Eichenlaubes auf dem Boden einer Truhe aufbewahrt und nur gelegentlich hervorholt, um ihn abzustauben, hatte ihm den Spott der Kameraden eingetragen. Schmunzelnd wandte Vala sich ab und ging zur Tür des angrenzenden Besprechungsraums, die ihm ein herbeieilender Gefreiter öffnete.
    Dort wartete bereits Caelius Caldus, der senatorische Tribun
der Achtzehnten, ein schlaksiger Junge, der eine betont entschlossene Miene zog. Ihn ein wenig warten zu lassen, würde ihm eine Lehre sein. Vala klappte nacheinander einige der auf dem Tisch liegenden Dokumente auf, ohne sie zu lesen. Seine Gedanken weilten bereits in Pasiphilas Haus, in dem großen, von rohen Holzpfosten getragenen Raum, sanft erleuchtet von Bronzekandelabern und geschmückt mit Wandbehängen, Kränzen und Blumenketten, vor denen sich die schlanken Körper der kaum verhüllten Tänzerinnen bogen.
    »Die Prüfung der germanischen Ala ist … zufriedenstellend verlaufen.« Caldus’ raue Stimme riss Vala aus seiner Träumerei. Er blickte auf und bemerkte, dass der Tribun trotzig das Kinn reckte, als er seinen knappen Bericht schloss: »Keine Beanstandungen.«
    Unter hochgezogenen Brauen musterte Vala den jungen Tribun, der seine Handflächen zwischen den Falten der wei ßen Tunica an die Oberschenkel presste, bevor er ihm ein langsames Nicken gönnte. Die Schultern des jungen Mannes sanken herab, und seine Miene hellte sich auf. Einen flüchtigen Atemzug lang reute es Vala, ihn so schnell von einer offenbar großen Sorge befreit zu haben. Allzu leicht hatte er es ihm nicht machen wollen.
    »Ich vermute, deine Prüfung war gründlich?«, hakte er nach.
    »Soweit es in meinen Kräften stand«, erwiderte Caldus beflissen. »Tribun Iulius Arminius hat mich unterstützt.«
    »Er ist unser bester Mann unter den Barbaren - vergiss das nie! Wenn einer von denen Schwierigkeiten macht, dann wende dich an ihn. Er weiß, wie man mit ihnen umgeht.«
     
    Vala ließ den Mantel von den Schultern gleiten, den ein herbeigeeilter Sklave geschickt auffing, während ein anderer
einen Schemel vor die gepolsterte Kline rückte, damit sein Herr sich leichter hinlegen konnte. Sie lösten die Riemen seiner Stiefel, wuschen ihm Gesicht und Hände in warmem, duftendem Wasser, dann seine Füße. Das Kohlebecken im hinteren Eck des Raumes verbreitete wohlige Wärme.
    Vala streifte Waffenrock und Tunica vom Körper, schlüpfte in frische, weiche Kleidung und widmete sich den kleinen Vorspeisen, die auf einem Dreifuß neben der Kline angerichtet waren. Der Duft von warmem, gewürztem Wein, der durch den Raum schwebte, erinnerte ihn an zu Hause, an kühle Winterabende in seinem Stadthaus auf dem Quirinal. Inzwischen entzündete einer der Sklaven die Lichter an den Kandelabern, und ein anderer bereitete weitere Dreifüße vor, damit das Abendessen aufgetragen werden konnte. Vala schnupperte an seinem Henkelbecher, nippte am Rand und genoss die Süße auf der Zungenspitze.
    Der junge Sklave, der ihm gewöhnlich vorlas, zog eine Buchrolle aus den Falten seines Umhangs und setzte sich auf einen Schemel, doch Vala winkte leicht ab. Er wollte sich die Vorfreude auf Musik, auf den Klang von Tibien, Kithara und Trommeln, auf leichtfüßige Tänzerinnen und zarten Gesang bewahren. Dies war ein Abend für geschliffene Verse - für Zenons Aufrufe zur Genügsamkeit blieb

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