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Varus - Historischer Roman

Titel: Varus - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Kammerer
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seit Langem bekannt, dass du mir nachstellst. Aber dass du solch eine dreiste Unterstellung nicht nur unter deinen Vertrauten verbreitest, sondern dem Statthalter vorträgst, hätte ich nicht erwartet. Was versprichst du dir davon? Dass Publius Quinctilius dir glaubt, mich vernichtet und dir an meiner Stelle sein Vertrauen schenkt? Einem Verleumder?«
    Vala bemerkte, dass Caldus von einem Bein aufs andere trat, als beschäftige ihn etwas. Wenn der junge Kerl bloß den Mund hielte, bis sie den Raum verlassen hätten! Die Stille lastete auf Valas Brust, sodass er den tiefen Atemzug des Statthalters mit Erleichterung vernahm.
    »Ich betrachte die Klage als erledigt«, sagte Varus kühl, da trat Caldus hastig einen Schritt vor.
    »Lassen wir demnach außer Acht, dass Segestes ausdrücklich sagte, er selbst wolle ebenfalls verhaftet werden?«
    Ehe Vala etwas einwenden konnte, lachte Arminius grimmig auf. »Ein guter Vorschlag! Und am besten steckt man ihn mit mir zusammen in dasselbe Loch!«
    Auch Vala stimmte in die allgemeine Heiterkeit ein, nur Caldus hob mahnend die Rechte. »Wir sollten den Zeugen vernehmen, von dem Segestes sprach, diesen …« Er schaute zu Segestes, der seine Blicke auf den jungen Tribun richtete, als erhoffte er sich Rettung von ihm.

    »Secutus«, sagte der Barbar. »Dritte Turma der Ala unter dem Befehl des Iulius Arminius.«
    Caldus wandte sich dem Statthalter zu. »Warum lassen wir diesen Mann nicht einfach -«
    »Schweig!«, zischte Vala. »Wir haben genug gehört!«
    Auch Varus bedachte den jungen Offizier mit einem scharfen Blick. »Wenn ein Kläger sich als Verleumder erwiesen hat, dann ist auch derjenige, den er als Zeugen aufruft, nicht glaubwürdig.«
    »Genau das gälte es doch -«
    »Es reicht!«, blaffte Varus, dann wies er auf Segestes. »Nehmt den Mann in Haft! Wir werden in Vetera entscheiden, wie mit ihm zu verfahren ist.«
    Voller Genugtuung beobachtete Vala, dass der junge Tribun dastand wie ein gemaßregelter Schuljunge. Irgendwann würde er schon lernen, seine krausen Gedankengänge zu zügeln. Er blickte auf, als Arminius die Arme hob.
    »Verzeih mir, Publius Quinctilius, wenn ich dich in dieser Sache nochmals anspreche«, begann er. »Ich halte es für unnötig, Segestes mitzunehmen. Die Angelegenheit ist nicht dringlich, zumal Segestes’ Sohn, der in der Stadt der Ubier weilt, leicht als Pfand dienen kann. Außerdem weißt du ja, dass du, solange die Fürsten der Stämme untereinander zerstritten sind, nichts zu befürchten hast, und ihre Zerstrittenheit wurde dir soeben wieder deutlich vor Augen geführt.«
    »Wir sollten ihn hierlassen«, mischte sich Vala ein. »Seine Truppe gehört zu denen, die Befehl haben, dieses Lager über den Winter zu sichern. Für die brauchen wir sonst einen neuen Anführer.«
    »Den die Männer nicht ohne Weiteres akzeptieren werden«, entgegnete Arminius. »Doch das ist eine Frage, die
Publius Quinctilius und die Legaten zu einem andern Zeitpunkt entscheiden können.«
    Varus ließ Segestes abführen und verschob den Rest der Besprechung auf den späten Nachmittag, bevor er die Runde auflöste. Ohne auf den Tribun zu warten, machte sich Vala auf den Weg zur Tür und bemerkte grimmig die raschen Schritte, die ihm nach kurzem Zögern folgten. Draußen auf dem Gang fuhr er herum.
    »Ich dachte, ich hätte mich heute Morgen klar ausgedrückt«, blaffte er.
    Durch Caldus’ Körper ging ein Ruck. »Ich hätte mich gerne vergewissert, weil ich einen Verdacht habe, der -«
    »Einen Verdacht? Du hast einen Verdacht?« Wütend blies Vala den Atem durch die Nase. »Es wäre klüger, einen Verdacht so lange für sich zu behalten, bis er sich erhärtet.«
    »Deshalb habe ich beantragt, den Zeugen vernehmen zu lassen«, entgegnete Caldus. »Vor einigen Tagen wurde ein Hilfstruppensoldat namens Secutus vermisst gemeldet. Ich war zufällig anwesend, als die Meldung hereinkam.«
    »So, so. Du warst zufällig anwesend.« Vala gab seinen Worten eine gehässige Betonung. »Aber statt zuerst zu überprüfen, ob an der Sache etwas dran ist, stellst du frech Anträge. Wie ihr das nun einmal so macht, ihr edlen Söhne edler Senatoren.«
    Schnaubend drehte Vala sich um, marschierte mit forschen Schritten den Gang hinunter. Die Genugtuung darüber, den jungen Schnösel gründlich zurechtgestutzt zu haben, schnitt ein dünnes Grinsen in seine Mundwinkel.

    Mit einem mulmigen Gefühl betrat Annius den Speicher. Soldaten, Gefreite und Sklaven eilten an ihm vorbei, um

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