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Varus - Historischer Roman

Titel: Varus - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Kammerer
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bringe allerdings auch gute Nachrichten: Die Einheimischen versichern uns, dass das schlechte Wetter nicht anhalten werde.«
    Caelius ertappte sich dabei, nur mit einem Brummen geantwortet zu haben, und schüttelte den Kopf, als könnte er sich damit der Grübelei über seine Zukunft entledigen. Aufblickend bemerkte er, dass Opimius erschöpft wirkte. »Ruh dich aus! Es wäre unsinnig, wenn die Soldaten in drei Tagen in Bestform sind, du jedoch völlig entkräftet.«
    Seufzend ließ Opimius sich auf einem Klappsessel nieder und streckte die Beine von sich. Dann deutete er auf die Tafeln in Caelius’ Hand. »Was ist das?«
    »Nichts Dienstliches. Nur ein Brief meines Bruders. Er will mich verheiraten.«
    Opimius hob grinsend die Brauen. »Schöne Aussichten. Zumindest bist du dann versorgt.«
    »Er«, Caelius nickte in Richtung Lager, »hat mir zugesichert, dass du Centurio wirst.«
    »Dann werden sich unsere Pfade in Vetera trennen«, erwiderte Opimius, und es klang fast wie eine Frage.
    Caelius hörte die Bitterkeit in seiner Stimme und blickte sich rasch um. Erleichtert bemerkte er, dass die anderen Centurionen, deren Einheiten hier übten, ins Gespräch vertieft waren und nicht auf sie achteten. »Dass du nach so langer Zeit wieder damit anfängst …«
    »Tut mir leid.« Opimius ließ den Kopf hängen; als er wieder aufblickte, hellte ein schelmisches Lächeln seine Miene auf, das Caelius einen Stich gab. »Ich freue mich, wenn du nach all diesen Jahren Ruhe findest.«
    »Allzu ruhig ist das Leben auf einem Landgut nicht.«

    Leise lachend erhob Opimius sich. »Lebhafter als die Überwinterungen in festen Lagern, aber ruhiger als ein Feldzug.«
     
    Begleitet von Optio Opimius, dem Signifer der Centuria und zwei Gefreiten ging Caelius im Schutz des überdachten Umgangs an den Türen von Schreibstuben und Besprechungsräumen entlang. Der Regen fiel jetzt nur noch in dünnen Schnüren, und es war heller geworden, während der Geruch von nasser Wolle und feuchtem Leder in der Luft schwebte. Die Mäntel hingen schwer von ihren Schultern und klatschten um ihre Waden. Missmutig wischte Caelius sich mit dem Unterarm über die Stirn, als hinter ihm ein Ruf ertönte. Er blieb stehen, wandte sich um und erkannte einen wohlgekleideten Jüngling, dem man die edle Abkunft schon von weitem ansah. Mit heller, doch bestens ausgebildeter Stimme verkündete er, dass der Statthalter ihn zu sich befehle, ihn allein. Caelius wechselte einen schnellen Blick mit seinen Unteroffizieren, bevor er mit einem knappen Nicken der Anordnung Folge leistete.
    Der junge Mann, einer von Varus’ Voluntariern, geleitete ihn zum Nebenausgang, und nachdem sie die Straße überquert hatten, betraten sie das Wohnhaus des Statthalters, wo sie ein elegant gekleideter, älterer Sklave empfing. Caelius wurde von seinem durchnässten Umhang befreit und in ein Zimmer geführt, in dem ein Kohlebecken und ein üppig mit Öllampen bestückter Kandelaber für Licht und wohlige Wärme sorgten. Zwei Sklaven boten ihm stumm eine der hochbeinigen Klinen an, wuschen ihm Gesicht, Hände und Füße, richteten ihm die Polster und Kissen. Dann trugen sie einen kostbaren, dampfenden Mischkrug herein, während ein dritter silberne Becher bereitstellte. Der süße Duft gewürzten Weines stieg Caelius in die Nase.

    Ein Geräusch ließ ihn zur Tür blicken. Der Statthalter kam herein und hob beschwichtigend die Hände, als Caelius sich hastig erheben wollte. Der ältliche Sklave half seinem Herrn auf die Liege, die Caelius’ Platz gegenüberstand, und legte dessen Kleidung in schöne Falten; ein anderer Sklave schenkte Würzwein in die silbernen Becher und bot sie dem Hausherrn und seinem Gast auf einem glänzenden Tablett an.
    Caelius schloss die Hände um den heißen Becher und hielt ihn dicht unter seine Nase, um den Duft zu genießen, eine Mischung aus Wein und Honig, versetzt mit Harz, Lorbeer und Pfeffer. Er ahnte, dass ihn diese Köstlichkeit gewogen stimmen sollte, was ihm ein wenig von der Unsicherheit nahm, die Varus’ Einladung in ihm ausgelöst hatte.
    »Laufen die Vorbereitungen für den Abmarsch zu deiner Zufriedenheit, Marcus Caelius?« Varus zupfte die Decke über seinen Beinen zurecht und pflückte ein Zweiglein aus den Trauben, die in einer Silberschüssel vor ihm lagen. »Koste die Früchte! Sie werden mir in Eillieferungen aus Lugdunum gebracht. Wenn du möchtest, lasse ich dir das eine oder andere bringen.«
    »Das lohnt sich nicht mehr, Publius

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