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Varus - Historischer Roman

Titel: Varus - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Kammerer
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anzuhalten. Er blickte in verstörte Gesichter, ihre Pferde keuchten wie sie selbst.

    »Überfälle auf die Nachhut!«, stieß der vorderste Reiter grußlos hervor. »Zwei Cohorten sind vom Heereszug abgetrennt. Die Siebzehnte wird aus dem Wald von Bogenschützen beschossen.«
    Ceionius stockte der Atem, er lockerte den straff um den Hals geschlungenen Schal. Der Wald lag bereits etliche Meilen hinter der Stelle, an der er sich befand.
    »Und damit kommt ihr jetzt erst?«
    »Wir wurden aufgehalten. Der Zug ist an mehreren Stellen unterbrochen. Wir gerieten in einen Hinterhalt und verloren elf Mann.«
    »Elf Mann?« Ceionius zählte die verbliebenen Reiter, die sich jetzt sammelten. Es musste eine vollständige Turma gewesen sein. Nun erkannte er auch sein Gegenüber, einen Hornisten, an dem Lituum, das ihm von der Schulter hing. »Wo sind Decurio und Signifer?«
    »Gefallen«, erwiderte der Mann. »Sie wurden als Erste vom Pferd geschossen.«
    »Verflucht!«, brüllte Ceionius. »Was geht da hinten vor?«
    Schweigend saßen die Männer auf ihren keuchenden, schnaubenden Pferden, zwanzig Mann. »Wer hat euch geschickt?«
    »Wir sind von der Siebzehnten. Zweite Turma der Legionsreiterei. Centurio Primipilus Quintus Sertorius schickt uns zum Statthalter und zu unserem Legaten. Wir brauchen Unterstützung.«

VII
    Dicht neben dem Weg preschten die Reiter am Heereszug vorbei, und die Hufe der Pferde schleuderten den Schlamm in großen Batzen umher. An ihrer Spitze ritt ein Legat, wie Annius an Helmbusch und hellem Umhang erkannte. Hinter ihm jagte ein Reiterzug in Richtung der Spitze des Heereszuges, aber Annius konnte weder einen Decurio noch einen Signifer ausmachen.
    »Was da wohl wieder vorgefallen ist?« Sabinus konnte den Lärm, den die durch den schmatzenden Morast marschierenden Gefreiten machten, kaum übertönen.
    Achselzuckend reckte Annius den Hals, aber es gelang ihm nicht, über die Köpfe und Schultern der Vorausgehenden hinweg etwas zu erkennen. Einige Reihen vor ihnen ritten die Beamten und die Offiziere des Stabes der Achtzehnten, und vor diesen wusste Annius den Reisewagen, den der Statthalter heute benutzte. Die blattförmigen Spitzen der Standarten glänzten über den Männern, scharfe Böen zerrten an den Wimpeln, mehr konnte er nicht ausmachen. Doch sein Herz schlug ihm mit einem Mal im Halse. Er drehte sich zu Sabinus um, der ihn neugierig anschaute, und schürzte die Lippen zu einem Grinsen, das ihm spürbar misslang. Hastig wischte er die Tropfen vom Stirnteil seines Helms, den er wie alle Kameraden wegen des Regens aufgesetzt hatte.

    Der scharfe Ton eines Horns durchschnitt den Tropfenschleier, einige Reiter galoppierten zurück. Dann ertönten vor ihnen Signale, die Feldzeichen drehten sich, lautstark wurde Stillstand befohlen.
    »Da ist doch etwas faul«, zischte Sabinus.
    Weitere Reiter tauchten auf; der erste, ein hoher Offizier, zügelte neben ihrer Reihe sein tänzelndes Pferd. Annius erkannte Caldus, den senatorischen Tribun.
    »Beneficarius Titus Annius, vortreten!«
    Zögernd gehorchte Annius, drängte sich an Sabinus vorbei.
    »Was immer da läuft, es klingt übel«, sagte dieser. »Pass auf dich auf! Ich verspreche Mars und Mercurius ein paar passende Vögel für dein Wohl, und du -«
    »Solltest das auch tun«, unterbrach Annius ihn und tätschelte seinen Arm. »Ist schon gut. Wir sehen uns heute Abend im Lager.« Er wandte sich Caldus zu. »Melde mich zur Stelle, Tribun.«
    »Hast du ein Pferd?«
    Verwirrt schüttelte Annius den Kopf. »Ein Lasttier im Tross.«
    »Das hilft uns nicht weiter.« Caldus wandte sich den drei Reitern zu, die ihn begleiteten, deutete auf einen. »Absteigen! Gib ihm dein Pferd und nimm seine Stelle … Nein, ich lasse dir vom Tross ein frisches schicken, und dann kommst du nach. Bis dahin folgst du uns zu Fuß! Und du hältst den Mund - ist das klar?«
    Der Mann, der inzwischen von seinem Pferd gestiegen war, nickte. Während er das schnaubende Tier näher führte, spürte Annius, wie seine Knie nachgaben. Er hasste Pferde. Besonders die Soldatenpferde der Reiterei. Kräftige, angriffslustige Biester, die schnappten, wenn man ihnen zu
nahe kam. Schon als Kind hatte er gelernt, wie schmerzhaft der Tritt eines steigenden, keilenden Gaules sein konnte. Vaters Hengst hatte ihm einmal einen Arm gebrochen. Hart schluckte er, rang den Wunsch nieder, in die Reihen der Stabsgefreiten zurückzuweichen.
    »Leg das ab!« Caldus deutete sichtlich ungeduldig auf den

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