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Varus - Historischer Roman

Titel: Varus - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Kammerer
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stürzen, aber um Vala und erst recht Varus zu überzeugen, benötige ich mehr als die Worte einer Sklavin.«
    »Wovon willst du die beiden überzeugen?«
    »Dass wir Kampfbereitschaft brauchen. Dass wir uns zur Not einige Tage hier einigeln müssen, bis der Feind sich entweder zum Kampf stellt oder abzieht. Wenn wir einfach weitermarschieren und uns darauf verlassen, dass wir die Aufständischen mit Beharrlichkeit und Disziplin letztendlich entmutigen, wird das viele Opfer kosten.«
    Eine Zeit lang schwiegen sie, während ihre Pferde nebeneinander her trotteten und Caldus nach den ersten Reihen der Neunzehnten Ausschau hielt. Der Hufschlag im Schlamm übertönte das Rauschen von Sturm und Regen im Laub des nahen Waldes.
    »Was willst du damit sagen?«, hakte Annius nach. »Glaubst du etwa wirklich, dass Arminius zu den Aufständischen gehört?«
    Caldus spürte, dass sich sein Magen kalt zusammenkrampfte. Den Verdacht laut ausgesprochen zu hören, war etwas anderes, als ihn zu denken. Angestrengt lauschte er dem Regen, weil er glaubte, unter all dem Klatschen, Plätschern
und Rauschen gedämpfte Schreie gehört zu haben, Waffengeklirr und den fernen Donner einer marschierenden Legion.
    »Du hast den Verdacht ja schon einmal geäußert«, fuhr Annius fort, doch Caldus brachte ihn mit einer kurzen Handbewegung zum Schweigen.
    »Was ist los, Gaius Caelius?«
    Caldus zügelte sein Pferd, und die anderen taten es ihm nach. Er starrte an dem Gesicht des Gefreiten vorbei. Da war es wieder, Eisen klirrte, kreischte leise, ein dumpfes Brüllen, dann der scharfe Ton einer Tuba.
    »Da vorn ist ein Gefecht.« Caldus nahm die Zügel auf, sein Herz schlug hart und fest in der Brust. »Wir schnappen uns einen der Kerle!«
    Doch bevor er seinem Pferd die Sporen geben konnte, warf Annius ihm seinen Braunen in den Weg. »Halt, Tribun! Hast du Erfahrung in Reitergefechten?«
    Verblüfft blickte Caldus den Gefreiten an, der sich ihm dreist entgegengestellt hatte, blieb aber eine Antwort schuldig. Er hatte ohnehin noch nie gekämpft, aber was machte das schon? Er hatte die bestmögliche Ausbildung an der Waffe genossen.
    »Ich bin Fußsoldat, Tribun«, setzte Annius nach. »Und somit sind diese beiden«, er deutete auf die anderen Reiter, »die Einzigen, die auch nur die geringste Ahnung davon haben, was uns bevorsteht, wenn wir uns da blindlings hineinstürzen.«
    Heiß loderte der Zorn in Caldus auf, während er den unverschämten Gefreiten musterte. »Für diese Frechheit könnte ich dich töten lassen!«
    »Die Entscheidung über mein Leben hast du bereits in dem Augenblick gefällt, als du den Befehl zum Angriff gabst.
Es geht nur noch darum, ob wir vier gemeinsam den Tod finden oder nur der, der dir in den Arm fällt.«
    »Du wagst es …?« Caldus schnappte nach Luft, am liebsten hätte er den Gefreiten mit einem einzigen Blick in den Staub geworfen. Doch der Mann wich nicht zur Seite, wohin auch immer Caldus seinen Hengst drehte, Annius drängte sein Pferd vor ihn. Die beiden Tiere wieherten und schnaubten angriffslustig, sie buckelten auf der Hinterhand, schnappten nacheinander. Der Gefreite hatte sichtlich Mühe, sich bei diesen scharfen Wenden im Sattel zu halten.
    Caldus hielt inne, zog blitzschnell einen Wurfspieß aus dem Sattelköcher und hieb mit dem Schaft auf die Kruppe von Annius’ Pferd ein, das einen Satz machte und auskeilend davonsprang. Mit einem Schrei stieß Caldus seinem Hengst die Sporen in die Flanken und sprengte davon, dorthin, woher die Kampfgeräusche kamen.
    Als er einen Blick zurückwarf, sah er die beiden Reiter und den Gefreiten, deren Pferde in gestrecktem Galopp daherstürmten. Aber sie würden ihn nicht einholen, nicht noch mal stellen. Alopex war der schnellste, zäheste Hengst im väterlichen Stall. Caldus richtete den Blick nach vorn auf den Wald, der den aufgewühlten Weg säumte. Rauch ballte sich über den Wipfeln. Von beiden Seiten rückten die sanften Hänge näher und der Wald lichtete sich. Am späten Vormittag waren die Offiziere hier vorbeigezogen.
    Mit der Rechten umklammerte Caldus Wurfspieß und Zügel, die Linke lockerte den Zug des wehenden Mantels an seiner Kehle. Mars war bei ihm, er spürte seine Macht heiß durch die Adern strömen. Caldus führte den Wurfarm über die Schulter zurück und spähte nach Zielen unter den umherhuschenden Schemen, denen er sich schnell näherte. Diesmal tönten die Hörner lauter. Er erkannte kampfbereit auf dem
Weg aufgestellte Legionäre,

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