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Varus - Historischer Roman

Titel: Varus - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Kammerer
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Dinge aus dem Wald zurückkehren, um sich auf ihren müde werdenden Pferden dem Flankenschutz zu widmen, in dessen Lücken der Feind gestoßen war.
    Caelius kannte diese Taktik, sie war typisch für die Barbaren. Dass die Angriffe inzwischen alle drei Legionen betrafen, erfüllte ihn mit Sorge. Die Siebzehnte Legion, die an diesem Tag als letzte marschierte, würde das Lager erst nach Einbruch der Nacht erreichen, und in der Dunkelheit würden die Angriffe der Aufständischen umso gefährlicher werden.
    Mit der flachen Hand schützte er die Augen vor dem einsetzenden Regen und hielt Ausschau nach seinem Wagen, während er sein Pferd am Tross vorübertraben ließ. Den jungen Mann, der ihm entgegenrannte, erkannte er sofort, seinen Freigelassenen Thiaminus.
    »Herr, euer Eigentum ist vollständig und wohlbehalten«,
sagte der junge Mann nach kurzer Verbeugung. »Die Kerle hatten es auf Frauen und Kinder abgesehen.«
    Caelius glitt vom Pferd, übergab Thiaminus die Zügel und ging zu seinem Wagen, umrundete das Fahrzeug, prüfte die lederne Plane, schlug sie zurück und blickte auf die Ladefläche. Er sah sorgfältig gestapelte Kisten und Säcke, die dazwischengestopft worden waren, alles säuberlich festgezurrt. Am Wagen lehnte Privatus und rieb sich die Arme.
    »Angst gehabt?«, brummte Caelius, und der Freigelassene nickte.
    »Ihr seid eine Stunde vom Lager entfernt. Von jetzt an werden sie hier keine Angriffe mehr durchführen. Allerdings müssen wir zusehen, den Tross wieder in Gang zu bringen.« Er ließ die Plane zufallen. »Schick Thiaminus zu den Trossknechten, sie sollen anhalten und mithelfen, die Wagen wieder flottzumachen. Je mehr Männer sich darum kümmern, umso besser. Wenn der Tross beisammen bleibt, ist das der sicherste Schutz gegen weitere Vorstöße der Wilden - auch wenn ich nicht damit rechne, dass sie so dicht vor dem Marschlager noch einmal zuschlagen.«
    Privatus eilte davon, während Caelius den Blick über die Wagen schweifen ließ. Eine tief verschleierte Frau hatte sich einer der Klagenden angenommen, hielt sie im Arm und sprach auf sie ein. Die Weiber wussten sich zu helfen. Er langte unter die hochgeklappte Rückwand seines Wagens, ertastete die geräumige Tasche, in der Thiaminus und Privatus ihren Tagesvorrat verstauten, öffnete sie und fingerte die alte Feldflasche heraus. Seine alte Feldflasche, die ihn auf vielen Feldzügen begleitet hatte. Er entstöpselte sie und setzte sie an die Lippen, trank das gesüßte Gemisch aus Wasser und Essig in großen Schlucken. Als er die Flasche absetzte, entfuhr ihm ein Laut des Behagens.

    Er packte das leere Gefäß zurück und wollte nochmals den Wagen umrunden, als schneller Hufschlag seine Aufmerksamkeit weckte. Sechs Reiter preschten heran. Einer von ihnen war Caldus, der senatorische Tribun der Achtzehnten. Der Mann neben ihm stieß einen Schrei aus und hatte es so eilig, vom Pferd zu kommen, dass er beinahe gestürzt wäre. Er rannte zwischen den Wagen hindurch, packte die verschleierte Frau, redete laut auf sie ein. Als auch Caldus vom Pferd sprang und dem aufgeregten Soldaten hinterhereilte, folgte Caelius, der zunächst dem Tribun seinen Gruß hatte entbieten wollen, ihnen. Verwundert sah er, wie freundschaftlich Caldus seine Hand auf des anderen Schulter legte.
    »Was ist hier geschehen?«, fragte der Tribun ihn grußlos, kaum dass er sie erreicht hatte.
    »Ich war auch nicht hier«, erwiderte Caelius. »Aber ein Bote erzählte mir, dass es einen Überfall gegeben habe. Die Kerle richteten ein kleines Durcheinander an, schnappten sich ein paar Frauen und Kinder und verschwanden damit.«
    »Deinem Mädchen ist nichts zugestoßen«, sagte die Frau zu dem Soldaten, in dem Caelius einen der Stabsgefreiten erkannte, an dessen Namen er sich jedoch nicht erinnerte. Sie ging davon und verschwand zwischen den Wagen.
    »Ich will sie sehen«, rief der Gefreite hinter ihr her. Er hatte den Blick eines Soldaten, der aus einem Kampf kam, dunkel glomm es in seinen Augen, und seine Miene schien versteinert, als könne er sich nur mit Gewalt beherrschen.
    »Wir rückten bis zur Neunzehnten und gerieten dort in ein Gefecht«, ergriff Caldus das Wort. »Die Aufständischen greifen immer nur vereinzelt und in kleinen Gruppen an. Sie sind nicht zu fassen.«
    »Sie versuchen den Heereszug aufzuspalten.« Caelius beobachtete den Gefreiten, seine schweren Atemzüge, die
starre Haltung. »Aber sie sind wohl zu wenige, um das zu schaffen.«
    Zwischen den

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