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Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition)

Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition)

Titel: Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giampaolo Simi
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Krieger des Zodiac aus deinen Arbeitsunterlagen hervorkramte, erinnerte sie sich sofort, es einmal zwischen zwei Verkaufsfilmen gesehen zu haben, auf einem der Lokalsender, die noch die allerletzten Ladenhüter aus den Achtzigern ausgraben. Kinder prägen sich die unglaublichsten Dinge ein.
    Seit diesem Tag bewundert sie dich wie einen Helden und erzählt all ihren Freunden: »Mein Papsi macht die Krieger des Zodiac «, als würdest du sie eigenhändig zeichnen. Als wärst du einer der zweihunderttausend Charaktere, dieser Gold Saints, Silver Saints, Bronze Saints und was es da noch so alles gibt. Figuren mit Puppengesichtern, die sich unter Schlachtrufen wie »Zauberkobra!« oder »Bei der kosmischen Macht von Athena!« verkloppen und mit Lichtstrahlen verbrutzeln.
    Du trägst das Tablett ins Wohnzimmer, und Caterina legt die Videokassette ein. Bleibt nur zu hoffen, dass es nicht wieder eine der Folgen ist, die ihr schon sechzig Mal gesehen habt.
    La tensione è impressionante, è uno sforzo massacrante … il più forte infine trionferà – die Spannung steigt, die Erschöpfung naht, und der Stärkere wird siegen … Dass Caterina die Titelmelodie mitträllert, ist ein festes Ritual. Elisa beharrt darauf, dass die Serie viel zu brutal sei für Mädchen ihres Alters. Caterina solle lieber Die Rosen von Versailles gucken wie sie selbst mit sechs Jahren, aber die Zeiten ändern sich. Und überhaupt: Elisa würde schon durchdrehen, wenn sie euch mit Ketchup und Mayonnaise auf dem Sofa erwischen würde. Aber sie wollte ja unbedingt ausgehen, also macht ihr es euch gemütlich, Vater und Tochter, aneinandergekuschelt und mit frittiertem Zeug im Mund, während ein Püppchen mit grünem Haar vergeblich auf ein Püppchen namens Pegasus einschlägt, das den Hieben ausweicht wie Cassius Clay, aber mit der Gewandtheit einer Schießbudenfigur.
    Das Duell zwischen Shaina und Pegasus gehört zu Caterinas Lieblingsszenen.
    »Sie will ihn töten, aber in Wirklichkeit liebt sie ihn«, murmelt Caterina mit einer halben Krokette zwischen den Zähnen.
    »Was soll das denn heißen? Wenn man jemanden mag, bringt man ihn doch nicht um.«
    Deine Tochter denkt nach, den Mund an die Fantadose geklebt. Wenn sie aus der Dose trinken darf, fühlt sie sich wie im richtigen Kino. Sie fixiert dich, als stünde dir die Antwort auf diese schwierige Frage auf die Stirn geschrieben.
    »Sie muss ihn töten, weil Pegasus sie ohne Maske gesehen hat, hast du das schon vergessen, Papsi?«
    Doch, jetzt erinnerst du dich. Obwohl ihr diese Episode erst zwanzig Mal gesehen habt.
    »Shaina ist eine Priesterin des Krieges. Und wenn man sie ohne Maske sieht, ist das, als würde man sie nackt sehen«, erklärt sie zum soundsovielten Mal.
    »Hat sie das wirklich gesagt?«, fragst du.
    Caterina nickt bloß, zu sehr mit Kauen beschäftigt. Du sagst dir, dass sie das bestimmt nur nachplappert, ohne es wirklich zu begreifen. Allerdings musst du zugeben, dass deine Frau nicht ganz Unrecht hat, wenn sie Caterina für diese Art von Zeichentrickfilmen noch zu klein findet.
    Derweil steigt Shaina in die Lüfte auf, getroffen vom leuchtenden Zeigefinger eines Wer-weiß-wie-die-schon-wieder-heißen mit goldenem Brustkorb und Knopfaugen. Er gehört jedenfalls einem anderen Gott des Olymp an.
    »Guck hin, Papsi, guck doch! Shaina stirbt und rettet Pegasus«, sagt deine Tochter.
    »Du hast recht, sie hat ihn wirklich gern.«
    »Nein, sie liebt ihn«, korrigiert dich deine Tochter.
    Caterina scheint in deinen Armen eingeschlafen zu sein, obwohl die Figuren immer noch »Beim Flug des wütenden Adlers!« schreien und einander pausenlos mit Schlägen und Blitzen traktieren. Du küsst ihre Finger und die kleinen, rosa lackierten Nägel und stehst vorsichtig auf, um sie ins Bett zu tragen. Sofort sperrt Caterina die Augen auf und will noch eine Folge sehen, auf dem Sofa in deine Arme gekuschelt. Du versuchst ihr klarzumachen, dass du noch ganz, ganz kurz eine Kleinigkeit für die Arbeit erledigen musst.
    »Immer diese blöde Arbeit«, murrt sie. »Schluss mit der Arbeit, Papsi!«
    »Nur ganz kurz.«
    Du ahnst, dass es wieder eine Riesenszene geben wird.
    È una legge universale, è uno scontro micidiale, il più duro infine trionferà … , singen sie im Abspann. Ein ewiges Gesetz, ein tödliches Gefecht, und der Härteste wird siegen.
    Caterina möchte dir helfen, deine Arbeit zu erledigen, und sie bekommt ihren Willen. Leider gefallen ihr die Abbildungen nicht, weil die Leute

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