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Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition)

Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition)

Titel: Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giampaolo Simi
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gegeben«, sagst du.
    »Für mich zählt nur der mit Zunge, wie du weißt«, entgegnet sie, und es klingt fast wie ein Vorwurf.
    »Überleg mal, was wir jetzt alles haben«, sagst du. »Hättest du das damals gedacht? Willst du das jetzt alles wegwerfen, Elisa? Wegen einer Widmung in einem Buch? Weil du unbedingt Prospekte für eine Wahlkampagne verteilen musst?«
    Ihr seid doch ein Traumpaar, zwei wie ihr würden sich niemals trennen, das habt ihr euch vor eurer Heirat bereits geschworen, sagst du. Und dass es nie einen anderen oder eine andere gab.
    »Los, lass uns aufräumen, bevor Caterina kommt.«
    Als Antwort spult Elisa den Film mit doppelter Geschwindigkeit vor. Bei der berühmten Szene im Restaurant, wo Meg Ryan dem peinlich berührten Billy Crystal einen Orgasmus vorspielt, hält sie an.
    »Tolle Szene«, sagt sie.
    »Ja, toll. Ich erinnere mich gut.«
    »Und ich erst. Ich spiele sie nämlich seit zehn Jahren«, fügt deine Frau hinzu. »Genauso, identisch. Mindestens zwei- oder dreimal die Woche.«
    »Elisa, alles in Ordnung?«, fragst du. »Hast du getrunken oder irgendetwas genommen?«
    Sie lässt sich aufs Sofa fallen und spielt Meg Ryans Orgasmusfake originalgetreu nach. Und sie macht sich über dich lustig. Du hast es nie gemerkt, oder? Sie stöhnt weiter, sieht dich an, bricht in Gelächter aus. Die Lust spielt Elisa, aber ihr Lachen, das ist echt. Dann schließt sie die Augen und spreizt ein wenig die Beine.
    Sie lacht, aber es ist, als würde sie über sich selbst weinen.
    Sie lacht, und zweifellos lacht sie über dich.
    Deine Frau stöhnt, hebt ihr Becken, lacht, stöhnt weiter. Du hast sie ein paar Tage allein in die Welt hinausgelassen, und schon musst du sie in diesem Zustand erleben. Das war zu viel, sie hat sich verloren, ihr Vater hat das immer kommen sehen.
    Als Meg Ryan wieder dasitzt, als wäre nichts gewesen, mit einem zarten, unwiderstehlichen Klein-Mädchen-Lächeln auf dem Gesicht, springt Elisa auf, schaltet den Fernseher aus und wirft die Fernbedienung auf den Boden. Sie sieht dich an.
    »Zehn Jahre. Seit zehn Jahren plage ich mich mit Schuldgefühlen herum und mache dir was vor, damit du bloß nicht enttäuscht bist.«
    Sie geht nach oben und lässt dich unten stehen, im Wohnzimmer deines eigenen Hauses, aber allein und lächerlich wie jemand, der nackt in einem überfüllten Stadion aufwacht.
    »Und dich hat auch nie interessiert, ob es mir gefallen hat«, fügt sie von der obersten Stufe noch hinzu.
    Nun stehst auch du oben an der Treppe. Genau vor der Tür eures Schlafzimmers.
    Die Tür ist abgeschlossen, und kein Licht dringt nach draußen.
    Du bittest deine Frau aufzumachen, du bittest sie höflich. Du sagst, du willst nur mit ihr reden, ganz in Ruhe.
    Schweigen. Nichts zu hören, außer Wasser, das ins Waschbecken plätschert.
    »Lass mich hier nicht vor der Tür stehen wie einen Trottel, Elisa. Mach auf.«
    Vielleicht wäscht Elisa sich das Gesicht, weil sie sich an ihrem Ohrring verletzt hat. Dieser verdammte Klunker könnte sie geschnitten haben.
    »Mach keinen Unsinn, Elisa«, sagst du zu der verschlossenen Tür und denkst an die Fragen, die Romina, Teresa Crisci und ihre Eltern ihr stellen werden. Ihr Bruder.
    »Mach auf!«, insistierst du. Und damit sie kapiert, dass es die letzte Aufforderung ist, trommelst du gegen die Tür. Du trommelst und trommelst und trommelst.
    Dann nimmst du den Schraubenzieher und beginnst das Schloss auszubauen.

33
    A ls der Schleudergang fast vorbei ist, ruft Laura an.
    »Du hast nicht zwei Tage später gefragt, ob wir uns treffen wollen, und du hast mich nicht jeden Tag mit Anrufen torpediert. Aber du bist auch nicht untergetaucht, und du hast mir nette Nachrichten geschickt. Entweder bist du ein überaus zurückhaltender Typ, oder der Sex mit mir war nicht so toll.«
    »Ersteres.«
    »Du meinst also, die Erfahrung wäre eine Wiederholung wert?«
    »Warum nicht?«
    Mir kommt in den Sinn, wie sie »Fick mich!« sagte. Ich habe immer noch nicht begriffen, ob das ein Befehl war oder eine Bitte. Deshalb würde ich es gern noch einmal hören, vielleicht kapiere ich es dann.
    Ich erhebe mich von dem blauen Kunststoffsitz. Eine junge, stark parfümierte Afrikanerin, die ihre Schmutzwäsche auf einen Zwillingsbuggy geladen hat, übernimmt meinen Platz.
    Laura schlägt ein biologisch-dynamisches Dorffest in San Dingsbums vor, wo man nur Mangold aus eigenem Anbau, unfiltriertes Bier und Rohmilchkäse bekommt. Dazu gibt es Fahnenschwenker,

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