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Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition)

Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition)

Titel: Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giampaolo Simi
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abrupt die Verbindung unterbrochen. Sie müssen sie erwischt haben. Sie werden ihr das Notebook abnehmen und all ihre Kontakte filzen. Scheiße.
    Alles meine Schuld. Durch die misslungene Aktion im Don Giovanni ist meine Schwägerin überhaupt erst misstrauisch geworden. Dass Mariano von ihr nichts erfahre, war ernst gemeint. Genau aus diesem Grund bewacht sie Caterina aber nun umso strenger.
    Auch ohne einen Blick auf die Uhr weiß ich, dass mindestens zehn Minuten vergangen sein müssen.
    Ein elektronisches Piepsen lässt mich wissen, dass ein Teilnehmer online ist und mit mir chatten möchte. Ich mache mir Hoffnungen, aber nur kurz: Es ist nicht Shaina.
    Der neue Teilnehmer hat den Nickname Catherine Earnshaw.
    Ich eröffne den Chat, und die erste Nachricht, die ich erhalte, lautet:
    Catherine : ICH BIN HEATHCLIFF !
    Ich tauche wieder an die Erdoberfläche auf und lasse mich samt Notebook auf das Sofa fallen.
    Catherine : gefällt dir mein neuer nick?????
    Catherine bekommt eine Zeile Herzchen von mir. Die Antwort meiner Tochter besteht aus einer Serie von Smileys mit Kussmund.

34
    U m halb zehn liefern Mariano und Vanna deine Tochter wieder zu Hause ab.
    Als Caterina dich an der Haustür stehen sieht, reißt sie sich von der Hand ihrer Tante los.
    Dein Schwager steigt aus seinem metallic-blauen Auto, das stets glänzt, als käme es frisch vom Händler. Er hat ein langärmliges blaues Polohemd an, aus seinem Ohr baumelt ein schwarzes Kabel. Deine Schwägerin trägt weißes Leinen und eine Tasche mit einem großen roten Herzen darauf. Als sie sich nach Elisa erkundigen, sagst du, sie fühle sich nicht gut und habe sich etwas hingelegt. Du umarmst Caterina.
    »War es schön mit Onkel und Tante?«
    »Wir haben einen Film über Monster gesehen.«
    »Was hast du denn mit deiner Hand gemacht?«, fragt deine Schwägerin.
    »Ach nichts, das ist beim Heckenschneiden passiert.«
    »Habt ihr denn keinen Gärtner?«
    »Doch, aber bis der mal wieder kommt …«
    Du nimmst deine Tochter auf den Arm, obwohl das in deiner verbundenen Hand zieht.
    »Über Monster! Ein Horrorfilm! Hast du Angst gehabt?«
    »Ich hab keine Angst gehabt, die waren lustig.«
    Dein Schwager bietet dir an, mal einen Blick auf die Wunde zu werfen. Du antwortest, das sei nicht nötig, du hättest es bereits desinfiziert. Und fragst deine Tochter, was an den Monstern denn so lustig war.
    »Es gab ein großes, blaues Monster mit Fell und ein kleines, grünes mit nur einem Auge. Das waren die Lieben.«
    »Das glaube ich nicht. Monster können gar nicht lieb sein«, und du tust, als wolltest du ihr das Ohr mit Küssen abknabbern. »Mmh mjam«, machst du.
    »Mama schläft, du kannst ihr jetzt nicht Hallo sagen«, erklärst du, als ihr beide im Wohnzimmer seid.
    Caterina bemerkt den Schrubber, der am Esstisch lehnt. Sie fragt, warum du abends noch putzen willst. Du behauptest, das sei für ihr Restaurantspiel.
    »Wollen wir spielen, dass ein ganz wichtiges Essen stattfindet?«
    Deine Tochter schüttelt den Kopf.
    »Schläft Mama, weil sie so viel gearbeitet hat?«
    »Genau.« Du schiebst den erstbesten Zeichentrickfilm in den Videorekorder und bringst Schrubber und Aufnehmer in das kleinste der drei Bäder, über die euer Häuschen verfügt.
    »Aber du hast doch gesagt, sie arbeitet gar nicht richtig«, versucht deine Tochter dich durch die Tür festzunageln, während du den Verband abnimmst und die Wunde betrachtest, die Elisas Zähne hinterlassen haben: ein leuchtend roter Abdruck zwischen Zeigefinger und Daumen.
    Du schreitest nicht ein, als Caterina den Salat und auch die Toasts unter Ketchup begräbt.
    Du erduldest ihren Bericht über Monster, die Kindern einen Schrecken einjagen, eigentlich aber gar nicht böse sind.
    »Denn aus der Angst, da machen die zum Beispiel elektrisches Licht draus«, erklärt deine Tochter mit unendlicher Geduld. »Wie in einer Fabrik, verstehst du, Papsi?«
    Du tust, als würdest du verstehen, tust, als würdest du auch etwas essen, aber alle zwei, drei Minuten bleibt dir die Luft weg, weil dich der Ekel packt. Du stellst ihr eine ungeöffnete Eispackung hin und gehst nach oben.
    Im Schlafzimmer ist es fast dunkel, es riecht säuerlich und nach Metall. Und da liegt Elisa, auf die Seite gedreht, bekleidet, Schultern und Oberkörper unter der dünnen Steppdecke. Du hältst ihr das Glas, während sie sich mühsam auf den Ellbogen stützt, um zu trinken.
    »Komm, wir gehen ins Bad«, sagst du. »Du ziehst dieses Zeug aus, wäschst

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