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Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition)

Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition)

Titel: Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giampaolo Simi
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Seiltänzer und ein Vokalkonzert in einer entweihten Kirche. Ein typisches Toskana-Ding halt. Ich frage, wo das ist.
    »Nicht weit von Donoratico. Wir könnten über Nacht dort bleiben. In der Nähe gibt es auch Thermen. Hast du Lust?«
    Genau das ist das Problem. Ich habe Lust. Und es ist das erste Mal seit Jahren, dass mir etwas die Aussicht auf einen Abend erhellt. Aber ich bin immer noch ein Monster und habe so meine Probleme. Vor allem finanzielle, nachdem ich für die beiden Dumpfbacken in der Disco so viel Geld rausgeschmissen habe. Und dann noch die Sache mit dem Spider. Was, wenn Laura irgendwem in der Schule davon erzählt, vielleicht sogar Caterina, was noch schlimmer wäre? Eine banale Bemerkung, und schon fliegt meine wahre Identität auf.
    Wenn ich gegen sechs am Bahnhof von Cascina wäre, könnten wir mit ihrem Auto hinfahren, schlägt sie vor.
    »Ich bin den ganzen Nachmittag in der Schule«, erklärt sie. »Elterngespräche.«
    »Gratuliere.«
    »Hör bloß auf. Danach musst du ganz lieb zu mir sein.«
    »Das trifft sich gut«, beruhige ich sie. Dann öffne ich das Bullauge der Waschmaschine, fülle meine Klamotten in den Korb und denke plötzlich, dass ich gar keine neuen, schönen Hemden besitze.
    Heathcliff : ich hab dir die nr. geschickt, schon gesehen?
    Shaina : ok.
    Heathcliff : und die website?
    Shaina : hab ich auch.
    Heathcliff : die ansprechpartnerin der schule heißt maria carla, eine alte bekannte, ist gut drauf, organisiert seit jahren sprachreisen.
    Shaina : hast du auch mal eine gemacht?
    Heathcliff : ja, einmal.
    Shaina : die 2 ärsche drehen durch, wenn ich sie frage.
    Heatchliff : du musst dich anstrengen bis zum ende des schuljahrs.
    Shaina : wie denn? da müsste ein wunder geschehen.
    Heathcliff : ich helfe dir.
    Shaina : das ist nicht das problem, wenn ich will, packe ich das, bin nicht so blöd, wie alle denken.
    Das weiß ich wohl. Ich kenne doch meinen Schwager und seine Frau, und ebenso den Rest der Kompanie. Erst schreiben Bürokraten, Ärzte und Seelenklempner dir einen Defekt zu, und dann kommen sie mit der passenden Pathologie, damit du dich nicht schuldig fühlst. Und wenn du brav büßt und gehorchst, wird alles wieder gut.
    Heathcliff : was ist es dann?
    Shaina : GRMPF, die blöde kuh hat einen bericht geschrieben.
    Ich sende einen Feuerschweif von Fragezeichen, um mich nicht zu verraten. Dabei habe ich längst verstanden.
    Shaina : die stützlehrerin … wegen dieser schlampe von gessica, als wir in der schule zoff hatten.
    Ihr Vater Furio Guerri würde jetzt sagen, ein Fenster zu zerschlagen, sich den Arm zehn Zentimeter aufzuschlitzen und seiner Klassenkameradin damit zu drohen, ihr die Kehle durchzuschneiden, könne man nicht mehr als Zoff bezeichnen. Aber ich bin Heathcliff, ihr Verbündeter. Die Rolle muss ich jetzt durchziehen, außerdem bin ich genauso sauer auf Laura, und zwar ernsthaft.
    Heathcliff : war das nicht längst geklärt?
    Shaina : von wegen … die 2 ärsche haben mit ihr geredet, aber diese kommunistin ist trotzdem total hysterisch geworden … ist wohl lange nicht mehr gevögelt worden.
    Da täuschst du dich aber, Caterina. Sagen wir, ich habe daran gearbeitet. Und ich muss zugeben, dass es der angenehmere Teil meines Plans war.
    Heathcliff : und jetzt?
    Shaina : ungenügend in betragen … + ciao … durchgerasselt … die 2 ärsche schicken mich auf 1 scheiß internat.
    Heathcliff : ich finde schon eine lösung.
    Shaina : no way …
    Heathcliff : vertrau deinem heathcliff.
    Ich kann ihr ja schlecht sagen, dass ich noch Gelegenheit haben werde, ihre Lehrerin zu bearbeiten. Mir selber rede ich ein, dass ich Lauras Einladung nach San Dingsbums nur aus diesem Grunde angenommen habe. Ich warte auf Antwort, bis ich sehe, dass Shaina nicht mehr online ist. Wahrscheinlich ist einer der beiden Ärsche, wie auch ich Schwager und Schwägerin jetzt nenne, plötzlich in ihr Zimmer gekommen.
    Ich hole mir ein Glas Wasser, lasse vier Tropfen hineinplumpsen und drehe draußen eine Runde. Die Nacht ist sternenklar, die erste, in der man merkt, dass der Winter tatsächlich vorbei ist.
    Die Minuten vergehen, aber das Symbol neben dem Namen Shaina bleibt grau.
    Ich gehe wieder raus. In den Zweigen der höheren Zypressen spielt der stille Wind wie die Strömung in einer Algenkolonie. Da ist es wieder, dieses Gefühl, in einer flüssigen Welt zu versinken. Ich gehe hinein, trinke noch etwas, nehme mir vor, nicht auf die Uhr zu sehen. Meine Tochter hat noch nie so

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