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Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition)

Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition)

Titel: Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giampaolo Simi
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und du bist kein Krimineller, ergo warst du gar nicht in der Lage, einen Mord durchzuführen oder zu planen, so etwas konntest du dir nicht einmal vorstellen . Du hattest dich bei deinem Wutausbruch nicht unter Kontrolle und hast die Folgen deines Tuns nicht bedacht. Weil all das jedoch nichts an der Tatsache ändert, dass du deine Frau eigenhändig getötet hast, dass du sie mehrere Male in eurem Schlafzimmer gegen die Wand, gegen die Tür und gegen das Treppengeländer gestoßen hast, dass du sie anschließend getreten und Abdrücke deiner Fingernägel an ihrer Kehle hinterlassen hast, muss dein Anwalt die zweite Säule seiner Verteidigungsstrategie auspacken.
    Elisas Verhalten.
    Es ist nicht schön, die letzten Worte, die deine Frau in ihrem Leben zu dir gesagt hat, im Gerichtssaal noch einmal zu hören. Dein Anwalt braucht sie aber, denn er spricht von »Spott und Verhöhnung, nicht so sehr der Männlichkeit meines Mandanten, wohl aber seiner vielschichtigen Rolle als Ehemann und Liebhaber. Ein Umstand, der das Geschehene in keinster Weise rechtfertigen kann und soll, der uns aber verstehen hilft, vor welchem Hintergrund sich die entsetzlichen und unvorhersehbaren Ereignisse jener Nacht zugetragen haben.«
    Dein Anwalt erinnert daran, dass deine Frau seit geraumer Zeit nur noch selten unter dem ehelichen Dach nächtigte. Und schreckt nicht davor zurück, ihr zu unterstellen, »diese eher vage und nicht vertraglich abgesicherte Beschäftigung« sei nur ein Vorwand gewesen, um sich »dem ehelichen Miteinander auf hinterlistige Weise zu entziehen«. Er weist darauf hin, dass du dieser von Elisa völlig autonom getroffenen Entscheidung keinerlei Widerstand entgegengesetzt und dich voll und ganz um Caterina gekümmert hättest, und das noch dazu in einer sehr anstrengenden und schwierigen Phase deiner beruflichen Laufbahn.
    Dein Anwalt erzählt dem Gericht, dass Elisa gelegentlich ohne dein Wissen Tanzveranstaltungen besucht habe, was nicht automatisch heißen müsse, dass sie die eheliche Treue gebrochen habe, was aber doch darauf hindeute, dass »bestehende Unstimmigkeiten zwischen den Eheleuten gewiss nicht allein meinem Mandanten zur Last gelegt werden können«.
    Er erzählt nicht, was du zu deiner Frau gesagt hast, als du ihr die Treppe hoch ins Schlafzimmer gefolgt bist. Dass du sie gefragt hast, ob sie, nachdem sie dir zehn Jahre etwas vorgespielt habe, nun jemanden gefunden habe, der es ihr so richtig besorge. Ob es ein römischer Aktentaschenträger sei oder ein hoher Parteibonze der Ökos, der sich jeden Tag auf Kosten der Allgemeinheit den Bauch vollschlage, oder ein alter Verehrer, der wieder aufgetaucht sei. Wer weiß, vielleicht hätten Romina und die Crisci sie sogar davon überzeugt, dass sich Frauen ohnehin besser verstünden.
    Er erzählt nicht, in welchem Ton Elisa geantwortet hat, du seist doch fremdgegangen, und wenn überhaupt, müsstest du deine Sachen packen. Sie habe das Recht, mit ihrer Tochter im Haus wohnen zu bleiben. »Deine neuen Freundinnen haben dich ja bestens aufgeklärt«, hast du zu ihr gesagt.
    Er erzählt nicht, wie oft du sie gefragt hast, was sie überall herumerzählt habe. Er berichtet nicht von deiner Panik, als du dich plötzlich so allein und umzingelt fühltest. Er erzählt nichts von der fast lächerlichen Grimasse, die Elisa nach der ersten Ohrfeige zog, oder wie sie dir in die Hand gebissen hat, oder wie sie zu husten begann, als du sie an den Schultern gepackt und an die Wand geschleudert hast. Und auch nichts davon, wie oft du sie aufgefordert hast, dieses verdammte Buch rauszurücken.
    Dein Anwalt erzählt nicht, dass Elisa ihre Hände in Wirklichkeit nicht zum Schutz vors Gesicht geschlagen hat, sondern um dich nicht sehen zu müssen. Dass du sie drei- oder viermal gezwungen hast aufzustehen, obwohl sie sich vor Schmerz die Seite hielt und kaum Luft bekam. Dass du sie an den Haaren und mit Fußtritten ins Schlafzimmer zurückbefördert hast. Dass du sie ohne Unterlass beschimpft und geschlagen hast, erst, weil du meintest, sie würde die Ohnmacht nur simulieren, dann, weil du merktest, dass sie tatsächlich das Bewusstsein verloren hatte.
    Dein Anwalt erzählt das nicht, weil er nicht dabei war. Und weil auch sonst niemand in eurem Haus in Torre del Poggio war. Manche Dinge hast du einfach nie erwähnt, auch nicht, als sie dir wieder einfielen. Sie bleiben das letzte Geheimnis, das dich bis in alle Ewigkeit mit deiner Frau verbindet.
    Dein Anwalt trägt seine Robe

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