Vater Mond und seine Kinder (German Edition)
für ihre Hilfe versprochen. „Aber natürlich erinnern wir uns“ riefen die Elfen. „Nun“, meinte Adina, „nachdem wir mit den Arbeiten fertig sind, und der Wohnbaum prächtig eingerichtet ist, könnten wir unser Versprechen einlösen. Vorstellen könnte ich mir ein Musikfest mit vielen Gästen und einem vorzüglichen Nachtessen. Was haltet ihr von der nächsten Vollmondnacht?“
Skeptisch sahen sich die Arbeitselfen an. „Ist die Zeit nicht etwas zu knapp?“ nuschelte die Köchin wenig begeistert. Königin Adina wischte mit einem Lächeln ihre Bedenken beiseite und meinte: „Das schafft ihr schon. Eure Aufgabe ist es, alles für den Staatsbesuch herzurichten. Putzen, polieren, schmücken, kochen, backen, braten, ihr kennt das ja. Eine besondere Bitte habe ich allerdings noch“, wobei sie sich an die Gartenelfen wandte: „Kurz bevor die Gäste eintreffen, möchte ich, dass ihr die Eingangshalle mit roten und weißen Rosen schmückt.“ Nachdenklich kräuselte sie die Stirn und fragte in die Runde: „Hab’ ich noch etwas vergessen? Nein, ich glaube nicht. An die Arbeit meine Kinder. Ich verlasse mich auf euch.“ Adina sprang von ihrem Hocker und verließ vergnügt den Garten.
„Ach, du liebe Zeit, wie schaffen wir das nur in der kurzen Zeit?“ Die Wald- und Blumenelfen hörten das Seufzen und Stöhnen. „Lasst’s gut sein. Wir helfen euch gern. Irgendwie wird’s schon gehen.“
Kochbücher wurden herbei geschleppt, durch die sich die Köchin hindurch blätterte, bis sie etliche Vorschläge für festliche Menüs zusammen gestellt hatte. Nun musste Adina sie noch für gut befinden. Erhobenen Hauptes machte sie sich auf den Weg zu ihrer Königin. Keuchend klomm sie Stufe für Stufe hoch. Als sie schließlich oben angekommen war, musste sie erst einmal verschnaufen. Zaghaft klopfte sie an. „Komm herein“ rief Adina. „Zeig her, ich brenne vor Neugier!“ Bei den vielen köstlichen Vorschlägen, die die Köchin ihr unterbreitete, bekam Adina funkelnde Augen. „Das wird ein Festmahl“ verkündete sie und gab der Köchin die Menuvorschläge zurück. „Dann an die Arbeit!“
Mit vor Stolz geschwellter Brust, den Speiseplan vor sich her schwenkend, kehrte sie zurück in die Küche. „An die Arbeit, meine Lieben“ rief sie arbeitswütig und klatschte auffordernd in die Hände. „Wir haben keine Zeit zu verlieren.“ Einige Stunden später war das Gemüse geschnipselt, die Kartoffeln waren geschält, die Suppen köchelten auf dem Ofen, riesige Fleischberge wurden gewürzt und zum Braten vorbereitet. Für hunderte von Kuchen wurde Sahne geschlagen und Cremes gerührt. Unermüdlich arbeiteten die Elfen Tag und Nacht. Denn wenn das große Fest begann, musste alles fertig sein.
Königin Adina ließ sich zur Stärkung aus der Küche ein Kännchen mit duftendem, heißem Kräutertee servieren. Flugs rückte sie ihren Stuhl an den Schreibtisch und begann eifrig, die Einladungskarten zu entwerfen.
Das war eine schwierige Aufgabe. Sie vergaß alles um sich herum. Als das erste, zartgoldene Licht der aufgehenden Sonne in ihren Schreibsalon fiel, hatte sie es geschafft. Zu guter Letzt puderte sie die Briefumschläge mit Elfenstaub und drückte das königliche Siegel auf. Postzusteller eilten herbei, nahmen die Einladungen in Empfang und stellten sie auf schnellstem Wege den Empfängern zu. Gut gelaunt lehnte sich Adina zurück und seufzte vor Erleichterung. Alles erledigt.
Die Reise zum Sommerfest
Aus allen Ecken und Winkeln des Landes machten sich die eingeladenen Gäste auf den Weg ins Elfenland. Ihre Gruppe wurde immer ansehnlicher. Einträchtig überwanden sie zerklüftete Berge, stiegen hinab in Täler und setzten in den frühen Morgenstunden ihre Reise fort. Die ersten Tage ihrer Wanderung vergingen wie im Fluge. Jeden Abend, zur Stunde des Sonnenuntergangs, legten sie eine Nachtruhe ein, um ein paar Stunden zu schlafen. Doch wenn die Sonne aufging, marschierten sie zügig und unbeschwert weiter. Sie kamen rasch voran.
Fast eine Woche waren sie nun schon unterwegs, als sie abends aus der Ferne den letzten und schwierigsten Teil ihrer Reise erblickten. Ein schneebedeckter Bergpass, der hoch in den Himmel ragte. Früh legten sie sich schlafen, um anderntags ausgeruht zu sein. In aller Herrgottsfrühe, die Wiesen waren noch mit Tau bedeckt, schritten sie tapfer aus, und nahmen den ersten Anstieg in Angriff. Schotter und Geröll knirschten unter ihren Füßen. Sie gönnten sich keine Pause.
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