Vater Mond und seine Kinder (German Edition)
zurückkamen. „Vater Mond“, bitte verzeih uns, das kommt nie wieder vor.“ Sie waren so zerknirscht, dass es ihm schon leid tat, so herum gebrüllt zu haben.
„Kommt her, lasst es gut sein, ich war auch nicht in bester Stimmung. Helft mir lieber in den Sternenmantel, damit ich mich endlich auf den Weg machen kann.“ Erleichtert sprangen die Kinder zu ihm, schlossen die Knöpfe, zupften seinen Kragen zurecht und kämmten zum Schluss noch seinen zotteligen Bart. Ächzend erhob er sich, er war halt nicht mehr der Jüngste, und stapfte hinaus auf die Sternenwiese. Als jedes Sternlein seinen zugewiesenen Platz eingenommen hatte, kehrte er zu seinem Lehnstuhl zurück. Ein wenig plagte ihn das schlechte Gewissen. „Gott sei Dank, hat alles noch rechtzeitig geklappt„ grummelte er in seinen Bart.
Die Mondkinder hockten traurig auf ihren Stühlchen. Wenn er sie ansah, war ihm gar nicht wohl zu Mute. „Womit kann ich ihnen denn eine Freude machen?“ Dann hatte er eine Idee. Er stand auf, stolzierte durch das Zimmer und erwähnte ganz beiläufig „ich habe eine Überraschung für euch.“ Fragend schauten ihn 12 Äuglein an. Damit hatten sie nicht gerechnet. „Was haltet ihr von einem Besuch bei den Elfen und den Zwergen? Es ist eine so prächtige Mondnacht, der Himmel ist azurblau und die Sterne funkeln wie tausend Diamanten. Ihr habt ihnen schon lange keinen Besuch mehr abgestattet. „Potz blitz“ donnerte er, „schaut nur, die Elfen haben ihren Festtagsschmuck angelegt und Königin Adina steht an der Eingangshalle. Ich glaube, sie feiern heute das Sommerfest. Und die Musik, ich bekomme direkt Lust mitzutanzen.“ Vater Mond stampfte von einem Bein aufs andere. Eins, zwei, drei und noch mal eins, zwei, drei. „Hör auf herumzuhopsen“, riefen die Sternenkinder, „die ganze Milchstraße wackelt.“
„Nun, was ist, wollt ihr nun oder wollt ihr nicht. Worauf wartet ihr noch?“ Sechs glückliche Augenpaare strahlten ihn an. Sie waren von dem Plan begeistert und rannten so schnell sie konnten zur Mondfähre. „Halt“, dröhnte Vater Mond, „ihr müsst mir versprechen, pünktlich vor Sonnenaufgang zurück an der Mondfähre zu sein und auf Robin aufzupassen.“ „Großes Ehrenwort“, versprachen sie, „das machen wir“. Sie setzten ihre Mützen auf und flitzten zum Mondstrahl. „Beeil dich, Vater Mond, lass uns endlich aufbrechen, sonst ist die Nacht zu Ende bevor wir auf der Lichtung sind!“
Vater Mond zog umständlich die Filzpantoffel wieder an, setzte seine geliebte Zipfelmütze auf und trabte über die Milchstraße zur Rampe. Er stellte den Mondstrahl auf „Position Erde – Elfenwiese“. „Alles einsteigen, Platz nehmen und anschnallen“ rief er und hui ging’s rasant abwärts.
Zurück in seiner Stube wunderte er sich, dass es auf der Erde noch so dunkel war. „Was ist denn jetzt schon wieder los, irgendetwas stimmt da nicht.“ Fassungslos schlug er sich vor die Stirn „ich habe vergessen, den Sternenvorhang vom Fenster wegzuziehen.“ Schnurstracks schlurfte er zum Mondfenster, griff zum Vorhang, um ihn beiseite zu schieben – nichts. Nervös geworden riss er mit aller Kraft an dem Stoff und hatte ihn in der Hand. Er war einfach abgerissen. Nun stand er da, mit der Gardine in der Hand. „Was für eine verflixte Nacht, erst der Fleck in meinem Gesicht, dann mussten die Sternenkinder auf mich warten und nun reißt auch noch der Vorhang ab. Das fehlt mir gerade noch.“ Wütend warf er den Stofffetzen in die Ecke und trampelte darauf herum. Verzweifelt kratzte er sich am Kopf. Was mach ich nur? Auf jeden Fall musste ein neuer Vorhang her und zwar so schnell als möglich. Aber wie und woher?“
Blitzartig kam ihm in den Sinn, dass es ja auch eine himmlische Nähwerkstatt gab. Flugs eilte er zum Postschalter und schickte eine Botschaft an den Schneidermeister „äußerst dringend, mein Sternenvorhang ist abgerissen, er muss schnellstens wieder angebracht werden, erbitte baldigen Besuch, Mondvater.“
Es waren noch keine fünf Minuten vergangen, als der himmlische Schneidermeister höchst persönlich erschien. Der warf einen abschätzenden Blick auf den kläglichen Stoffrest, wandte sich um und meinte „das hast du ja prima hingekriegt, den kann ich nur noch als Flicken benutzen. Vor nächster Nacht kann ich dir nicht helfen, wir haben sehr viel Arbeit.“ „Ach du liebe Zeit“ nörgelte Vater Mond „der Vorhang war viel zu fest angebracht.“ „So siehst du das also“ bemerkte
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