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Vater, Mutter, Tod (German Edition)

Vater, Mutter, Tod (German Edition)

Titel: Vater, Mutter, Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
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über die Türschwelle hielt Manthey inne.
    Auf dem Boden eines kurzen Flurs lag ein knapp eineinhalb Meter langer Läufer in modernem Dekor; sanftgrüne Töne wechselten sich ab mit gelben.
    An einer Ecke des Teppichs überlagerte Rot das Farbmuster. Eine Lache aus Blut und Wasser. Einen Teil davon hatte der Läufer aufgesogen. Einem Kranz gleich lagen Chrysanthemen und Scherben um die Pfütze herum.
    »Hier ist es passiert.«
    Manthey betrachtete die dem Eingang gegenüberliegende Tür ins Treppenhaus. Eine zur Rechten trug in silberfarbenen Buchstaben die Aufschrift ›Gästetoilette‹.
    »Sie haben alles so gelassen, wie es war?«
    »Ja.«
    »Gut.«
    »Natürlich abgesehen von Ayse, ich meine, Frau Ökmen. Sie liegt hinten auf dem Sofa.«
    »Wie geht es ihr?«
    »Gerade eben ist eine Ärztin eingetroffen. Sie versorgt die Wunde.«
    Manthey wandte sich an Schultheiss: »Kollege Prengel von der Spurensicherung; ist er schon unterwegs?«
    »Ich frag mal nach.«
    »Er soll sich auf jeden Fall auch den Klingelknopf draußen vornehmen.«
    Schultheiss befreite sein Handy aus dem Lederetui an seinem Gürtel und wählte.
    Danach folgte er, das Telefon am Ohr, den beiden Männern.
    Vom Treppenhaus führte ein offener Durchgang in eine Diele, der sich ein knapp vierzig Quadratmeter großes Zimmer anschloss.
    Mit wenigen Blicken erfasste Manthey rechts einen Küchenarbeitsbereich mit Essecke, am anderen Ende den Übergang zum Wintergarten und links eine Sitzgruppe mitsamt großformatigem Flachbildfernseher und Designer-Stereoanlage. Im Raum dominierten die Farben Rot und Weiß. Alles wirkte sauber und aufgeräumt. Es erinnerte Manthey an ein Bild aus einem Möbelprospekt.
    Auf einem Sofa lag eine türkisch aussehende Frau. An ihrer Seite stand eine grauhaarige Ärztin, die ihren Blutdruck maß. Ein Mann, vermutlich ein Krankenpfleger, kramte in einem Arztkoffer; der Rollstuhl neben ihm wirkte völlig deplatziert zwischen dem exklusiven Mobiliar.
    Manthey schritt hinüber.
    An der Schläfe der Türkin erkannte er eine Wunde. Sie war bereits gereinigt und es schien ihm keine schwerwiegende Verletzung zu sein.
    Er wartete ab, bis die Ärztin die Frau vom Blutdruckmessgerät befreit hatte, dann sprach er die Liegende an.
    »Frau Ökmen?«
    Ayse nickte.
    »Mein Name ist Manthey, ich bin Kriminalhauptkommissar des LKA Brandenburg.«
    Er wandte sich an die Ärztin: »Ist es in Ordnung, wenn ich mit ihr rede?«
    »Aus meiner Sicht spricht nichts dagegen«, erhielt er zur Antwort.
    Der Krankenpfleger hatte inzwischen gefunden, wonach er gesucht hatte. Er riss eine Kunststoffverpackung auf und zog ein Wundpflaster daraus hervor.
    Vorsichtig klebte er es auf Ayses Schläfe.
    Ayse ließ es geschehen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.
    Danach reckte sie Manthey ihre Hand entgegen und stellte sich vor.
    Schultheiss, der sein Telefonat inzwischen beendet hatte, schüttelte anschließend Ayses Hand und wiederholte seinen Text von gerade eben: »Achim Schultheiss, wie das Bier.«
    Ehe Manthey seine erste Frage stellen konnte, meldete sich Ayse bereits zu Wort.
    »Ich kann mich leider an nichts erinnern, Herr Kommissar.«
    Wieder setzte Manthey zu sprechen an, doch diesmal war die Ärztin schneller: »Das ist nicht ungewöhnlich. Vermutlich eine Gehirnerschütterung. Geht manchmal zu Lasten des Kurzzeitgedächtnisses. Kongrade Amnesie. Mit etwas Glück taucht das Geschehene wieder aus dem Unterbewusstsein auf.«
    »Was ist denn das Letzte, an das Sie sich erinnern?«
    »Ich habe Lukas von der Schule nach Hause gebracht. Er ist zum Spielen in sein Zimmer gegangen. Und ich habe damit begonnen, das Bad zu putzen.«
    Ayse überlegte.
    »Ja?«, ermunterte Manthey sie zum Weiterreden.
    Gleichzeitig hörte er, wie René Adam hinter seinem Rücken nervös auf und ab lief.
    »Dann klingelte es an der Haustür.«
    »Und weiter?«
    »Weiter weiß ich nicht.«
    »Konzentrieren Sie sich bitte, Frau Ökmen.«
    Ayse schloss die Augen.
    »Ich höre Lukas’ tippelnde Schritte«, sagte sie leise.
    »Er ist also mit Ihnen zur Haustür.«
    »Vermutlich, ja.«
    »Sie öffnen die Haustür, Frau Ökmen. Wen sehen Sie?«
    »Es ist plötzlich alles sehr hell, als würde ich in grelles Licht sehen. Ich erkenne nichts.«
    »Verdammt noch mal«, entfuhr es dem Hausherrn. »Mein Sohn ist weg. Sie müssen sich doch erinnern, Ayse!«
    Bedrohlich machte er einen Schritt nach vorn.
    Ayses Augen füllten sich mit Tränen.
    »Es tut mir leid, Herr Adam. Ich weiß

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