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Vater sein dagegen sehr

Vater sein dagegen sehr

Titel: Vater sein dagegen sehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Feuerzeug hinüber, mit dem sie gespielt hatte, aber er ließ die Zigarette kalt im Mundwinkel hängen.
    »Lutz«, sagte Margot mit einer Stimme, deren Festigkeit ihn unheilverkündend berührte, »aus allem sehe ich, daß es Zeit wird, das Aufgebot zu bestellen. — Du brauchst eine ständige Aufsichtsperson, und du brauchst jemand, der darauf achtet, daß du dir die Haare schneiden läßt und dich täglich rasierst. Du brauchst den täglichen Tritt. Und den werde ich dir mit Vergnügen geben!«
    »Wie du das so hinsagst!« murmelte er ein wenig fröstelnd, aber nicht ohne Bewunderung für ihre Entschlußkraft. »Ich habe dir soeben klarzumachen versucht, daß meine chronische Pleite es mir nicht gestattet, die Kinder bei mir zu behalten. Und da redest du vom Heiraten! — Wie stellst du dir das vor? Willst du hier im Turm bei mir leben? Willst du morgens das Getränk trinken, das ich anstandshalber Tee nenne, und willst du Abend für Abend Röstkartoffeln und die gute Sülze zu vierzig Pfennigen das halbe Pfund essen, wie? — Und für deine Kleider könnte ich dir vermutlich gerade noch das Nähgarn und eventuell die Knöpfe kaufen...«
    Margot winkte heftig ab. »Jetzt sei du einmal nicht albern, Lutz!« fiel sie ihm ins Wort. »Ich war in der Wahl meines Vaters einigermaßen vorsichtig. Und ich glaube an dich und an deine Zukunft. Und wir haben Zeit genug, um aufs Glück und auf den Erfolg zu warten. Und in der Zwischenzeit soll mein Vater in dich ein wenig Kapital investieren. Ich werde ihm schon klarmachen, daß es noch schlechtere Kapitalsanlagen gibt. Und im übrigen steht meine Mutter hinter uns. Verlaß dich darauf, daß ich ihr den Geldbeutel leer mache. Und laß meine Kleider und meine Hüte, und die Schuhe, und den Friseur meine Sorge sein!«
    Lutz schluckte an einem Bröckchen. Es ging ziemlich schwer hinunter, und er sah nicht sehr glücklich aus.
    »Ist das ein Ultimatum?« fragte er schließlich leicht betreten.
    »Eigentlich ist diese Frage eine Gemeinheit, mein Liebling. Aber wenn du es ganz genau wissen willst: Ja.«
    Lutz schüttelte sich ein wenig, wie vor dem ersten Freibad im Mai, aber dann stürzte er sich mit einem Kopfsprung ins kühle Wasser. »Also gut, Liebling, dann besorge die Papiere. Ich glaube, man braucht eine unheimliche Menge dazu.«
    »Oh, nicht mehr als Geburtsurkunde, Heimatschein, Geburtsurkunden und Trauschein der Eltern, Familienstandsnachweis und ein polizeiliches Führungszeugnis.«
    »Wie du Bescheid weißt!« murmelte er.
    »Schließlich hast du mir drei Jahre lang Zeit gelassen, mich auf diesen Augenblick vorzubereiten!«
    Er sah sie überrascht an: »Du ich glaube, du hast Anlagen, dich zu einem Biest zu entwickeln!« Jedoch er sagte es zärtlich und rückte auf seinem Stuhl zu ihr hin, um seinen Kopf auf ihren Schoß zu betten. Aber in dem Augenblick, in dem der Spitz Bello zu knurren begann, weil er Zärtlichkeiten nicht schätzte, die nicht ihm galten, erhob sich auch in der Kammer ein furchtbares Geschrei, die Tür flog auf, und Traudl stand im knöchellangen weißen Nachthemd wie ein kleines Gespenst im Türrahmen. An ihrem Daumen hing eine Mausefalle. —
    »O Onkel Lutz, ich fürcht mich! Unter meinem Bett knabbert eine Maus! Und da hab ich nachschauen wollen.«
    Lutz fuhr hoch und kämmte sich die Haare mit den Fingern aus der Stirn. Margots nervöses Kichern verdroß ihn. Er befreite den eingezwickten Daumen vorsichtig aus der Klemme und betrachtete ihn genau. Er sah durchaus nicht gequetscht aus!
    »Mach, daß du ins Bett kommst, du kleine Krampfhenne!« sagte er mit finsterer Miene, aber er unterließ es, seinen Verdacht laut zu äußern, daß der Daumen gerade so aussah, als sei er mit äußerster Vorsicht unter den schnappenden Bügel der Falle praktiziert worden. — Margot schaute auf die Uhr und erhob sich. Es wurde Zeit für sie, wenn sie die letzte Trambahn noch erreichen wollte. Lutz begleitete sie wie gewöhnlich zur Haltestelle. Sie gingen schweigend nebeneinander her. Nach einer Weile blickte ihn Margot prüfend von der Seite an. »Du bist auffallend stumm«, stellte sie fest.
    »Hm«, machte er.
    »Es sind reizende Kinder«, sagte sie nach einer Weile.
    Er balancierte im hellen Mondlicht auf dem Rinnstein und vermied es sorgfältig, auf die Fugen zu treten.
    »Hast du Sorgen, Liebling?« fragte sie.
    »Mir macht das nächste Kapitel Kopfschmerzen«, sagte er mit umwölkter Stirn. Es klang mehrdeutig, und vielleicht lag das auch in seiner

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