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Vater sein dagegen sehr

Vater sein dagegen sehr

Titel: Vater sein dagegen sehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Rest der kühlen Jahreszeit auszukommen hoffte, einfach vor die Tür gestellt? Er näherte sich dem Turm ein wenig mißtrauisch und vorsichtig. Es konnte ebensogut ein Betrunkener sein, der sich seine Schwelle ausgesucht hatte, um seinen Rausch auszuschlafen.
    »Heda!« schrie Lutz, als er sich der Tür auf fünf Schritt genähert hatte. Die konturlose Masse bewegte sich. Lutz strengte seine Augen an, aber er konnte, da die Tür im Mondschatten lag, auch bei angestrengtestem Schauen nicht mehr feststellen, als daß die dunkle Masse sich teilte und daß es nicht ein Hund war, wenn es überhaupt ein Hund war, sondern daß es zwei Hunde waren, wenn es überhaupt Hunde waren. He, dachte er, ich scheine doch einen kleinen in der Krone zu haben. Und daß es, wenn es überhaupt Briketts waren, zwei Säcke wären — oder zwei Betrunkene — oder überhaupt keine Betrunkenen — sondern zwei Kinder! Ein größeres, das einen Rock trug und demnach ein Mädel sein mußte, und ein kleineres, das Hosen trug und demnach ein Junge war!
    Und das Mädchen hatte steckendünne Beine!
    Und der Bub trug eine Mütze mit auf geschlagenem Schirm!
    Lutz war mit zwei Sprüngen bei ihnen. Sie hatten auf der Schwelle sitzend geschlafen und schnatterten vor Kälte. Sie waren so erstarrt und übermüdet, daß es ihnen nicht möglich war, andere Töne hervorzubringen als das Klappern ihrer Zähne.
    »Ja, zum Teufel, Kinder — was ist mit euch los? Was tut ihr hier vor der Tür? Mitten in der Nacht — vor meiner Tür?«
    »Ausgerissen san mir.« Das war alles, was der anscheinend etwas widerstandsfähigere Rudi mit bibbernden Lippen hervorbringen konnte. Innen bellte und tobte der Bello wie toll.
    Man hörte es bis auf die Straße hinunter, wie er kläffte und die Tür aufzukratzen versuchte, durch deren Ritzen er Witterung von seinen kleinen eigentlichen Herren bekommen zu haben schien. Lutz sperrte die Tür auf und schob die erstarrten Kinder ins Haus. Er lief voraus, öffnete oben die Tür und wäre vom Hund fast überrannt worden. Der raste, sich halb überschlagend, die Stiege hinab und sprang unten wie verrückt an den Kindern empor, Schreie und Jaultöne ausstoßend, die nichts Irdisches mehr an sich hatten und wahrscheinlich die ganze Nachbarschaft aus den Betten scheuchte. Die Kinder wiederum vergruben ihre Gesichter heulend in seinem Fell.
    »Am besten ist es, ihr reißt den Bello auseinander! Dann kann jeder mit seiner Hälfte machen, was er will!« Lutz brüllte es hinunter. Er war plötzlich so nüchtern, als hätte er den ganzen Abend über Brunnenwasser getrunken. Und er war in äußerst schlechter Laune. Und die Kinder kannten seine Stimme zu gut, um nicht zu wissen, daß der Sturmball aufgezogen war. Sie kamen mit hängenden Köpfen die Treppe emporgeschlichen, mit blauen Nasen, blauen Händen und höchstwahrscheinlich bis ins innerste Mark zu Eis erstarrt. Denn wenn es auch im Kalender stand, daß der Frühling schon längst eingezogen war, so waren die Nächte fürs Kampieren im Freien doch noch denkbar ungeeignet.
    »Also ausgerissen seid ihr!« — Lutz stieß den Atem in kurzen, bedrohlichen Stößen aus der Nase. Die Kinder standen wie arme Sünder vor ihm und zitterten zum Gotterbarmen.
    Der Spitz Bello sprang winselnd zwischen ihnen her und leckte einmal die Mädchenhand und das andere Mal die Bubenhand.
    »Wissen die Roeckels, wo ihr seid?«
    »Naa — mir ham an Zettl hinglegt, daß mir nach Amerika fahrn«, stammelte der Rudi.
    Lutz drehte sich schroff um. Er schob Papier und Holz in den Herd und zündete es an. Die Hitze knackte bald im Ofenrohr und strahlte rot ins Zimmer.
    »Los, stellt euch ans Feuer und wärmt euch auf!« befahl er kurz angebunden. »Inzwischen will ich sehen, was ich auftreiben kann, um euch für die Nacht zuzudecken. — Euch ist doch hoffentlich klar, daß ich euch morgen früh nach Coburg zurückexpediere?!«
    »Das wenn du tust, Onkel Lutz, nachher geh ich ins Wasser!« sagte Traudl mit klapperndem Kinn, aber ihre Stimme war fest und deutlich.
    »Und ich auch!« sagte der Bub nicht weniger entschlossen. Lutz verschlug es für einen Augenblick die Sprache.
    »Also los, der Reihe nach«, sagte er schließlich etwas milder, »wann seid ihr den Roeckels davongelaufen?«
    »Heut nach dem Mittagessen«, antwortete Traudl stockend, »als die Tante Ulrike beim Friseur war.«
    »Zum Dauerwellenmachen«, ergänzte der Rudi.
    »Und weshalb, zum Teufel, seid ihr davongelaufen?«
    Die Traudl rieb das

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