Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Titel: Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulla Fröhling
Vom Netzwerk:
Ein Prunkstück österlicher Koch- und Dekorationskunst, was ihr da mal wieder gelungen ist. Im ganzen Haus duftet es nach warmem Fleisch und Kräutern. Der Rotwein glitzert in den Römern. Messer, Gabeln und Löffel glänzen frisch poliert.
    Der Vater, als Hausherr, steht auf und zerteilt den Braten. Ein Deichlamm aus Niedersachsen, erklärt die Mutter, zart und saftig, extra als Osterbraten gezüchtet.
    »Das wird euch schmecken.«
    Dann verteilt sie die Fleischstücke. Alle nehmen vom Kartoffelpüree und den Gemüsen. Drei verschiedene Gemüse hat dieMutter zubereitet. Und zwei Saucen. Nur Angela nimmt nichts. Sie beobachtet die Großmutter, die eine Mulde in ihren Kartoffelbrei drückt und die Sauce darübergießt. Dann vermengt sie alles zu einer bräunlichen Paste.
    Nun erhebt sich der Vater wieder und faltet die Hände. Alle schweigen und tun es ihm nach. Er spricht das Tischgebet:
    »… was du uns bescheret hast. Amen.«
    Dann ergreift er sein Glas, edles Bleikristall, in dem der Rotwein satt und ölig funkelt, heißt seine Gäste nochmals ganz herzlich willkommen und wünscht ihnen allen einen gesegneten Appetit.
    »Gut hast du das gemacht, lieber Schwager, drum wirst du auch nicht ausgelacht«, ruft jovial Onkel Ulrich, der in der Küche schon den Wein probiert hat.
    »Oder ausgepeitscht«, sagt Tante Heidrun, Vaters kleine Schwester. Alle gucken sie fassungslos an.
    »Ja, wisst ihr das denn nicht?«, fragt sie. Es ist ihr nur so rausgerutscht, aber nun muss sie es erklären.
    »Unser Vater hat uns tatsächlich durchgepeitscht. Mit einer richtigen Reitpeitsche. Wenn wir irgendwas angestellt hatten. In der alten stickigen Waschküche. Und euren Papa«, fügt sie zu den Geschwistern Angela und Hans gewandt hinzu, »gerade den Kleinsten, den hat das immer am schlimmsten getroffen. Keine Ahnung, warum. Wir haben oft darüber gerätselt. So ein übler Kerl warst du doch gar nicht, Werner.«
    »Was heißt hier überhaupt ›uns‹?«, fragt ihr ältester Bruder. »Du hast doch nie was abgekriegt, Heidrun. Dich hat Mama gebadet, während Papa uns durchgeprügelt hat. Jeden Samstagabend. Erinnere mich genau, du warst ein leckerer Anblick.«
    Tante Heidrun errötet.
    »Zur Feier des Tages«, sagt Onkel Ulrich, weil es nun allen ein bisschen peinlich wird, »darf Angela doch sicher auch ein Schlückchen Rotwein trinken?«
    Und lächelt seine kleine Nichte an.
    Die Mutter guckt säuerlich: Alle müssen sich immer in ihre Erziehung einmischen. Dann spricht sie selbst dem Rotwein zu. Irgendwann wird sie schon fröhlich werden.
    »Du musst auch das Mark aus den Knochen essen, Angela«, sagt der Onkel, »ich zeig dir, wie du es rauspulen musst. Iss das Mark, das gibt Kraft.«
    Angela springt auf, der Stuhl fällt hinter ihr zu Boden. Alle schauen.
    Sie läuft ins Bad. Ihr wird schlecht. Aber sie schafft es nicht ganz bis zu Toilette.
    »Wisch das auf«, sagt die Mutter.

DER ZWEITE ZEUGE:
DER MANN VOM JUGENDAMT
    F ür jede kriminelle Gruppierung von einer gewissen Größenordnung an ist es eine selbstverständliche Sicherungsmaßnahme, Kontakte zu staatlichen Institutionen und Bereichen der Wirtschaft aufzubauen. Die gängigen Methoden hierzu sind Bestechung, Erpressung, Körperverletzung und im Notfall Mord. Das ist nichts Neues, auch Nicht-Betroffenen sind die Umgangsformen zum Beispiel der Mafia inzwischen weltweit durch die Medien vertraut. Heute zweifelt niemand mehr daran, dass es die Mafia gibt; doch es hatte zehn Jahre gedauert, bevor das FBI aufhörte, ihre Existenz zu leugnen. Ähnlich verläuft die Aufdeckung des kriminellen Geheimbundes, der hier beschrieben wird. Eines Geheimbundes, der seine eigenen Kinder systematisch brutaler Gewalt und extremem Missbrauch unterwirft und daher noch beunruhigender ist als die Mafia – und noch mehr Abwehr auslöst.
    Auch ein satanistischer Geheimbund, zu dessen Praktiken Mord, Folter und Kindesmisshandlung gehören, benötigt dringend zuverlässige Kontakte zur Polizei. Die Orte, an denen geheime Treffen stattfinden, wo Opfer- und Tötungsrituale abgehalten werden, müssen wirklich geheim bleiben. Daher werden sie nicht nur weiträumig durch Wachen gesichert, sondern manversucht schon vorab von eventuellen Überwachungen oder Razzien Kenntnis zu erhalten. Am besten über Personen, zu deren Arbeitsgebiet derartige Kenntnisse gehören: Polizei und Staatsanwaltschaft. Bei der geringsten Abweichung, beim vagen Verdacht werden Treffen abgesagt, an andere Orte verlegt, andere

Weitere Kostenlose Bücher