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Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Titel: Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulla Fröhling
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Elisabeth einig. Aber sooft sie besprachen, was das nun für ihre Arbeit bedeutete, sooft kamen sie zu unterschiedlichen Ergebnissen.
    »In den USA«, berichtete Elisabeth, »machen die meisten Therapeuten inzwischen keine aufdeckende Arbeit mehr in der Therapie mit Menschen, die in solchen Sekten, solchen Kulten aufgewachsen sind wie deine Klientin. Wusstest du das? Keine Traumaarbeit, denn für jedes Trauma, das diese Menschen preisgeben, werden sie vom Kult gestraft. Nur noch Begleitung bieten die an, Stabilisierung, Ausstiegshilfe vielleicht. Sonst nichts. Selbst Corydan Hammond 79 sagt, der Kult ist mächtiger. Die meisten gehen zurück. Und die Therapeuten gehen kaputt dabei. Sie sagen, es hat keinen Zweck weiterzumachen.«
    Unsinn!, dachte Nina, sagte aber nichts.
    Natürlich konnte sie nur weitermachen. So wie bisher. Was denn sonst? Es gab keinen anderen Weg. Nur den mittendurch. Was stellte sich Elisabeth eigentlich vor? Sie hatte leicht reden.
    Auch Nina machte ihren Zorn auf die Freundin eher innerlich ab. So waren sie zwanzig Jahre lang hervorragend miteinander zurechtgekommen.
    Nina schwieg, nahm einen Schluck Wein und holte tief Luft. Allmählich konnte sie ihre Müdigkeit spüren.
    »Klar«, sagte Elisabeth, die sah, wie sich die Erschöpfung in Nina ausbreitete, »du kannst im Gästezimmer übernachten. Tado rechnet eh schon damit, dass wir morgen zu dritt frühstücken.«

DER MANDSCHURISCHE KANDIDAT
Rahel und Tessa
    »Ich zeige Ihnen jetzt, wie die Sache funktioniert«, sagt der Mann im dunklen Anzug zu seinen Zuschauern, die in halbkreisförmigen Sitzreihen Platz genommen haben. »Im Prinzip ist es sehr einfach«, fügt er hinzu, streicht dem blonden, neunjährigen Mädchen, das neben ihm steht, sanft über die Haare und fragt es: »Wie heißt du?« – »Rahel«, antwortet die Kleine und strahlt, denn Onkel Paul hat ihr gesagt, dass sie heute ein Fest feiern und viele tolle Spiele spielen. »Achten Sie jetzt genau auf die Abfolge«, wendet er sich dann wieder an die Zuschauer. Er bückt sich zu dem Mädchen herab und beginnt, sie auszuziehen. Nackt. Sie lässt es geschehen. Er fesselt sie an einen Stuhl. Sie wehrt sich nicht. Er schlägt ihr hart ins Gesicht und fragt: »Wie heißt du?« – »Rahel!«, schreit sie auf. »Mach, dass du verschwindest, ich will dich hier nicht sehen.« Er schlägt sie, dass der Stuhl umfällt. »Wie heißt du?« – »Rahel«, wimmert sie. Er tritt ihr in den Bauch. »Wie heißt du?« – »Tessa.«
    »Sehen Sie«, wendet er sich an die Zuhörer und stellt Stuhl und Kind wieder auf, ohne hinzuschauen, »jetzt haben wir die gewünschte Person vor uns.« Er löst die Fesseln, gibt Tessa eineSpritze und sagt: »Tessa, du bist Tessa, und du kommst, wenn ich sage ›Tessa komm‹. Du tust alles, was ich dir sage, und vergisst dann alles wieder.« Er wiederholt diese Worte monoton über längere Zeit und knipst dabei eine kleine Lampe, die ihr ins Gesicht leuchtet, an und aus.
    »So«, sagt der Mann nach einer Weile, wieder zu seinen Zuschauern gewandt, »und nun der Test.«
    Er macht eine Pause, denn er ist sich seiner Wirkung bewusst und zieht seine Auftritte gern ein wenig in die Länge. Er liebt diese Schulungen, die er in etlichen Städten Deutschlands und der Schweiz schon abgehalten hat. Die Informationen, die er vermittelt, bestehen zu einem Teil aus amerikanischen Forschungsergebnissen, zum anderen aus nicht veröffentlichten Experimenten, die in deutschen KZs durchgeführt worden waren. Teilnehmer seiner Schulungen sind Vertreter verschiedener weltanschaulicher und ideologischer Gruppierungen, man könnte auch sagen Sekten und Kulte. Um teilzunehmen bedarf es mehr als einer Eintrittskarte. Jeder hier im Raum wurde auf absolute Zuverlässigkeit und Schweigsamkeit überprüft. Und hat viel Geld gezahlt. Denn das Geheimwissen, was man aus Kindern machen kann, wenn man nur früh genug beginnt, steht hoch im Kurs in diesen geheimen Zirkeln und okkulten Gruppen zu Beginn der siebziger Jahre.
    »Tessa«, sagt der Mann dann und zeigt auf zwei blanke Stromkabel, »komm und fass das an.« Tessa fasst es an. Der Schlag ist mächtig, er schleudert sie zu Boden. Sie schreit. Nach einer Weile steht sie auf und klettert wieder auf ihren Stuhl.
    »Tessa«, sagt der Mann und zeigt auf das Stromkabel, »komm und fass das an.« Tessa geht hin und bekommt wieder einen Schlag.
    Heiterkeit breitet sich aus unter den Zuschauern.
    Der hypnotische Befehl ist offenbar stärker als die

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