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Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Titel: Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulla Fröhling
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töten. Machtgier. Blutrausch. Gründe, die wir nicht nachvollziehen können. Und eine Abtrünnige, die auch noch Therapie macht, um ihre Erinnerungen wiederzufinden und ausführlich darüber zu reden, Nina, das ist ein nachvollziehbarer Grund!« Sie schwiegen.
    Elisabeth fegte die Brotkrümel auf dem Tisch zu einem ordentlichen Häufchen zusammen. Sie machte sich große Sorgen um die Freundin, die sich in letzter Zeit immer mehr in sich zurückzuziehen schien. Nina schaute in ihr Weinglas, nahm es in die Hand, schwenkte es leicht, so dass die dunkelrote Flüssigkeit im Glase kreiste. Dann sagte sie: »Sie bedrohen die Klientin.Wenn sie nicht zu ihnen zurückgeht, werden sie ihrer Familie und auch mir was antun, haben sie ihr mitgeteilt.«
    »Siehst du, das geht doch alles viel zu weit. Du musst etwas unternehmen«, brach es aus Elisabeth hervor, aber sofort korrigierte sie sich, »meinst du nicht, du solltest etwas unternehmen?«
    »Das tu ich doch.«
    »Was?«
    »Sie hat alles, was sie weiß, bei ihrer Anwältin hinterlegt.«
    »Das genügt doch nicht. Bist du zur Polizei gegangen? Die Klientin muss die Täter anzeigen.«
    »Sie gibt die Namen niemals preis. Und ich werde sie nicht dazu drängen. Eine Anzeige? Dann bringen sie sie um. Und ihre Kinder dazu.«
    »Aber die tun sowieso, was sie wollen. Nina, du kannst doch mit diesen Typen keinen Deal machen. Die sind organisiert. Wir sind allein.«
    Ich muss das Glas wegstellen, dachte Elisabeth Gebhard, sonst mache ich es noch kaputt. Sie stellte es erst weg, dann zog sie es wieder heran, schenkte auch sich Wein ein und nahm das Glas wieder in die Hand.
    »Ich weiß, was ich tue«, sagte Nina und lächelte sanft.
    »Ja, ja«, sagte Elisabeth, »du spielst ›allein gegen die Mafia‹.« Was Nina Temberg in Wirklichkeit wusste, war, dass sie tatsächlich ziemlich allein war.
    Der einzige Berater, an den sie sich immer wieder wandte, war Professor van der Hart in den Niederlanden. Aber von ihm kamen nicht nur gute Nachrichten. Onno van der Hart hatte Nina auch erzählt, dass die Chancen für Klientinnen wie die ihre nicht besonders gut standen. Sogenannte » cult survivors «, Aussteiger aus satanistischen Sekten oder geheimen faschistischen Kulten, schienen selten wirklich sicher zu sein. Da sie besonders stark aufgespalten sind, bleibt immer ein Stück Unsicherheit: Haben sie wirklich keinen Kontakt mehr zu ihrer Sekte? Oder wardie Mehrzahl ihrer Persönlichkeiten nur amnestisch für diese Kontakte?
    Dass so etwas überhaupt möglich ist, hatte sich Nina vor anderthalb Jahren auch noch nicht vorstellen können. Damals, als Stefanie aufgetaucht war, hoffte sie, sie seien über den Berg, sobald Stefanie und Traute, die beiden Hälften der »Gastgeberin«, miteinander versöhnt seien. Vielleicht würden sie sich sogar integrieren wollen, hatte sie gedacht. Dass die Integration scheiterte, weil beide so unterschiedlich waren, das war damals ihre Hauptsorge gewesen.
    Sie musste lächeln.
    Ihre Hauptsorge, bis sie dann Moira kennengelernt hatte, deren Aufgabe es war, die Täter über die Therapieentwicklung auf dem Laufenden zu halten. Noch lange hatte Nina ihr Entsetzen spüren können bei der Erkenntnis, dass Moira nach jeder Therapiestunde wie ein kleiner Roboter in die Telefonzelle marschiert war, um eine bestimmte Nummer anzurufen – welche, das wollte oder konnte sie auch heute noch nicht verraten – und zu erzählen, was es alles so Neues gegeben hätte.
    Der nächste Schock waren die Begegnungen mit den inneren Abbildern von Onkel Paul, dem Haupttäter, dessen Rolle lange im Dunkeln geblieben war. Er hatte Programmierungen vorgenommen, die so verfeinert waren, dass das Kontrollsystem im Inneren von Angela Lenz lange perfekt funktionierte, so dass er selbst sich nur selten einmischen musste. Angela hatte die Täterrolle sich selbst gegenüber eingenommen.
    Es war hart. Trotzdem.
    Irgendwie bestärkte gerade dies Nina, dabeizubleiben. Stück für Stück deckte sie weiter gemeinsam mit ihrer Klientin die Vergangenheit auf und fühlte sich dabei, als ob sie auf Zehenspitzen durch ein Minenfeld ginge. Wenn der Kontakt zu diesen inneren Abbildern der Täter hergestellt war, waren die meisten der Persönlichkeiten schnell bereit, die Seite zu wechseln.
    Geliehene Zeit, das war es, was sie zur Verfügung hatten. Nicht mehr. Und manchmal empfand Nina ihre Arbeit mit Angela Lenz sogar wie ein Wettrennen mit dem Tode.
    Über das Ausmaß der Bedrohung waren sich Nina und

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