Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Titel: Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulla Fröhling
Vom Netzwerk:
Zweifler zu Wort melden. Der erste Einwand lautet: »Aber man hat niemals etwas gefunden, weder Tier-, noch Menschenopfer, weder Kultstätten noch sonstige Anzeichen satanistischer Messen.«
    Das trifft nicht zu. 94
    In fast jedem deutschen Bundesland gab es Große und Kleine Anfragen an die Landesregierung zur Gefährdung durch Okkultismus und Satanismus. Aktenkundige Friedhofsschändungen, Brandstiftungen in Kirchen, Tiertötungen 95 , Erpressungen, Morddrohungen und Selbstmorde sind meistens die Anlässe. Die Antworten geben in erster Linie Auskunft über die Hilflosigkeit der Ermittlungsbehörden.
    William Carmody, Senior Intelligence Instructor im Federal Law Inforcement Training Center, dem es gelungen ist, das Netzwerk eines satanistischen Kults zu zerreißen, weiß, warum es fast unmöglich ist, in diese Kreise einzudringen. Carmody, der langjährige Erfahrungen im Umgang mit organisierter Kriminalität hat: »Menschen im organisierten Verbrechen lieben jemanden, irgendjemanden, ihre Frau oder ihre Tochter oder ihren Hund. Diese Menschen aber lieben keinen,sie besitzen nicht die normalen Gefühle, die wir bei Menschen erwarten.« 96
    Auch deutsche Sonderkommissionen und einzelne Polizisten beschäftigen sich mit dem Thema Satanismus. Wenn die betroffenen Opfer Glück haben, treffen sie auf Beamte, die trotz anfänglichem Unglauben bereit sind, genau hinzuhören und zu recherchieren.
    Eine Polizistin ging einer Anzeige gegen Angela Lenz nach. Was sie erfuhr, konnte sie kaum glauben. Sie hörte genau zu, recherchierte. Und änderte ihr Weltbild.
    Mehr geschah nicht. Scheinbar.
Die Anzeige
    Die Zettel lagen im Briefkasten.
    Meistens frühmorgens, manchmal auch am Nachmittag, einmal abends. Nie sah man, wer sie brachte. Angela traute sich nicht, den Briefkasten zu beobachten. Nicht einmal hinter geschlossenen Vorhängen. Zuerst erzählte sie es keinem.

    Wir werden dich auch ohne Kontakt wahnsinnig machen. Gib auf, sonst geschieht Schlimmeres, du Hure.
    Manchmal stand ein Mann vor dem Haus. Stand nur da, lehnte an einem Baum, blätterte im Playboy und schaute. Er tat nichts, nur hin und wieder sah er zu ihren Fenstern. Sie kannte ihn nicht, aber sie wusste, dass er sie meinte. Nach einer Stunde war er weg. Angela erzählte Wolfgang nichts.
    Am nächsten Tag stand der Mann wieder da. Offenbar wusste er genau, wann sie zu Hause war. Na gut, sie war ja meistens zu Hause.
    Sie öffnete nicht mehr, wenn es klingelte. Ließ Christian und Barbara nicht allein zum Spielen nach draußen. Abends beschwerten die beiden sich darüber bei Wolfgang. Jetzt musste sie ihrem Mann doch etwas sagen. Sie sah, wie ihn der Zorn auf diese Typen packte.
    Das war ein gefährlicher Moment, sie musste aufpassen, dass Delta unter Kontrolle blieb. Delta, die Wut in Person, wäre am liebsten ebenfalls losgetobt und hätte die Täter einen nach dem anderen abgestochen. Oder mit Maschinengewehrgarben niedergemäht. Oder mit bloßen Händen zerfetzt.
    Zurzeit war Delta in das innere Gefängnis verbannt, wo sie keinen Schaden anrichten konnte. Wenn sie aber spürte oder hörte, dass da draußen einer genauso wütend war wie sie, dann rüttelte sie an ihren Gitterstäben und wollte raus, sich verbünden und kämpfen.
    Delta war sehr stark, sehr wütend und sehr entschlossen. Zwei der Täter hatte sie vor Jahren einmal angegriffen und kräftig zugeschlagen. Ohne Rücksicht auf Verluste.
    Die Verluste hatte dann allerdings eine andere Innenperson. Delta war nur da, wenn es galt zuzuschlagen. Wurde Angela geschlagen, verschwand sie automatisch.
    Auch Kleinanzeigen tauchten jetzt wieder auf, unter »Vermischtes« in der Tageszeitung:

    Kinderfrau, melde dich bei deinem Patenonkel. Er vermisst dich.
    Das war Onkel Paul. Es waren ihre Stichworte. Es fiel ihr unglaublich schwer nicht zu gehorchen. Sie hatte immer gehorcht. Viele Personen im Inneren waren in Panikstimmung. Angela bekam heftige Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, alte, längst verheilte Verletzungen taten wieder weh. Ihr war schwindelig. Sie wusste, dass dies programmierte Störungen waren, ausgelöst durch ihren Ungehorsam.
    Aber vom Wissen allein gingen die Schmerzen noch nicht weg. Immerhin dies schaffte sie: Sie meldete sich nicht mehr. Doch sie las weiterhin sorgfältig den Anzeigenteil.
    Wolfgang besorgte einen Anrufbeantworter, Angela ging nicht mehr ans Telefon, wenn es klingelte. Das war das Schwerste. Einfach den Hörer abzuheben, war immer so leicht gewesen. Die Nachricht erreichte

Weitere Kostenlose Bücher