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Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Titel: Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulla Fröhling
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sowieso nur eine oder zwei Personen, das Alltagssystem war stets amnestisch gewesen für die Stimmen der Täter.
    Im Inneren tobte der Streit. Etliche waren überzeugt, dass sie jetzt ihr eigenes Todesurteil gesprochen hatten. Andere versuchten, sie zu beruhigen. Täglich telefonierten sie mit Nina, die alles tat, um sie zu stabilisieren.
    Wolfgang brachte Christian zur Schule und holte ihn auch wieder ab. Jeden zweiten Tag oder dritten Tag, sobald Wolfgang aus dem Haus war, stand der Mann dort draußen. Mal lehnte er an einem Baum, mal am Straßenschild, mal an einem Laternenpfahl, mal schlenderte er auf und ab. Sie traute sich nicht mehr, zum Einkaufen zu gehen.
    Dann war er plötzlich weg. Zwei Tage, drei Tage, zwei Wochen, drei, einen Monat. Die Ruhe vor dem Sturm? Oder hatten sie tatsächlich aufgegeben?
    Sie ging wieder einkaufen.
    Die Kinder aber ließ sie nicht allein vor die Tür.
    Sie lebte mit angehaltenem Atem.
    Sie machte die Tür wieder auf, als es klingelte. Draußen standen zwei Polizistinnen, fragten: »Dürfen wir einen Augenblick hereinkommen?«
    Nein!, schrie es in ihr mit vielen Stimmen, das sind sie! Doch sie öffnete die Tür für beide.
    Die sind okay, hatte Merlin gesagt.
    Nein , hatte Jule geschrien, das sind sie! Seht ihr das nicht, das sind sie! Jetzt holen sie uns!
    Ein Tumult, von dem die Kripobeamtinnen nicht das Geringste mitbekamen. Sie stellten sich vor, zeigten ihre Marken und setzten sich ins Wohnzimmer. Es waren tatsächlich zwei echte Kripobeamtinnen. Aber was heißt das schon?
    »Anonyme Anzeigen ignorieren wir eigentlich lieber«, sagte die Jüngere. »Aber wenn sie mehrmals kommen und mit derart detaillierten Angaben versehen sind wie in diesem Fall, müssen wir ihnen nachgehen.«
    »Worum geht es denn?«
    »Gegen Sie ist Anzeige erstattet worden, hier fände Kindesmissbrauch statt, Kinderpornos würden produziert und vertrieben werden.«
    Angela holte tief Luft. Dieser bodenlose Zynismus!
    »Ja, wollen Sie jetzt eine Hausdurchsuchung machen? Können Sie gerne.« Angelas Ton war forsch, männlich, aber nicht unfreundlich. Wie immer, wenn es brisant wurde, hatten sich die Jungen nach vorne gedrängt und führten die Verhandlungen.
    Die Beamtinnen hatten einen Hausdurchsuchungsbeschluss dabei. Sie suchten gründlich. Sie fanden nichts. Dann fragten sie Angela, ob sie eine Ahnung hätte, woher die Anzeigen gekommen seien.
    »Oh, ja!«, Angela lachte bitter, »die habe ich. Ich hab aber keine Ahnung, ob ich Ihnen das erklären kann.«
    Sie machte ein paar Andeutungen, dass sie bedroht würde, dass sie wüsste, von wem, es aber nicht sagen könnte. Dass sie nichts verraten dürfe. Dass sie Angst um ihren Sohn hätte. Aber sie spürte genau, dass ihre Erklärungen eher verwirrten als erhellten. Dann fiel ihr ein, dass sie nicht mehr allein war. Sie konnte sich Hilfe holen. Sie rief Nina an und ihre Anwältin. Sie verabredeten einen gemeinsamen Termin.
    Als die Polizistinnen gegangen waren, musste Angela sich übergeben. Dann legte sie sich ins Bett. Sie fühlte sich unendlich schwach. Als wäre alle Kraft aus ihr herausgelaufen. Dabei war sie heute Morgen noch so fit gewesen. Am Nachmittag wollte siemit Christian zum Schwimmen fahren und hinterher mit Wolfgang zum Tanzen. Jetzt konnte sie sich nicht vorstellen, auch nur einen Fuß vor das Bett zu setzen.
    Sie war sterbenskrank.
    Wahrscheinlich müsste sie sterben. Wahrscheinlich hatte sie Krebs.
    Sie war eine Last für ihre Familie.
    Sie würde nie gesund werden. Sie schleppten sie ja nur hinter sich her wie einen Mühlstein.
    Sie war zu nichts nütze.
    Am besten, sie wäre tot. Am besten, sie wäre gleich tot. Sofort.
    Am besten, sie würde jetzt gleich aus dem Fenster springen.

    Zweiter Stock, reicht nicht.
    Am besten, sie würde vom Fernsehturm springen. Leider bekam sie keinen Fuß aus dem Bett. Aber morgen. Morgen würde sie springen. Ja, lass uns verschwinden! Es ist alles zu gefährlich geworden. Wir passen nicht in diese Welt. Wir haben ein anderes Leben und gehören nicht zu diesen Menschen.
    Was ist hier eigentlich los?, fragte Sarah und beschaute sich das Elend. Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu. Eben waren wir fit wie Turnschuh und nun das!
    Eine Programmierung!
    Natürlich, ergänzte Chris. Die Polizistinnen haben das ausgelöst. Wir sind auf »Polizei« programmiert.
    Die Erkenntnis half. Es ging ihnen dadurch körperlich noch nicht viel besser, auch die Depression verzog sich nicht, aber sie wussten, dass sie

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