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Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Titel: Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulla Fröhling
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arbeite. Es tut mir leid.«
    Entschiedener Christ: »ES TUT DIR LEID? Gott verachtet dich wegen deines Egoismus und deines Hochmuts. Er nimmt jeden Tag, jede Stunde, ja, jede Minute Rücksicht auf dich. Er ist niemals zufrieden mit dir. Und du sagst einfach nur, dass es dir leidtut? Jesus musste für dich all diese unendlichen Leiden auf sich nehmen. Er wurde ans Kreuz genagelt, und du sagst einfach nur, dass es dir leidtut?«
    Schwester Josefa: »O Herr, vergib mir. Ich bin ein sündiges Geschöpf. Ich bin es nicht wert, dein Kind zu sein. Verachte mich nicht. Ich will mich bessern und meine Gefühle besser kontrollieren.«
    Entschiedener Christ: »Bessern ist nicht genug. Du musst dich selbst verleugnen. Du gehörst deinem Schöpfer, musst ihm dienen und jedes Opfer für ihn bringen. Er weiß alles, er weiß, was du denkst und fühlst. Du musst ganz rein werden und dich ihm ganz hingeben. Bist du bereit dazu?«
    Schwester Josefa: »Ja, ich will meinem Herrn dienen und ihm treu sein.«
    Niederknien und beten.
    Keine Mittagspause. Auch an den anderen Tagen nicht. In dieser Zusammensetzung mussten sie so lange üben, bis es klappte. Dieselben Gefühle von Unmut und Ärger ein zweites Mal zu äußern hätte bedeutet, dass auch die Nachtruhe entzogen würde. Man hätte sie als schlechtes Kind Gottes beschimpft. Also lieber schweigen.
    Aber andererseits war da Schwester Josefa mit ihrer Demut, ihren Schuldgefühlen und ihrer Gottesfurcht. Sie spürte den Unmut, den die anderen hatten, sie schämte sich, verurteilte sich dafür und wollte ihn sofort beichten. Denn jedes schlechte Gefühl musste sofort öffentlich bekannt und gesühnt werden. Da die anderen genau wussten, wohin das führen würde, gab es ein ständiges Ringen um Außenkontrolle.
    Stille, Bibellesen, Gebet, Arbeit, Meditation. Stille, Bibellesen, Gebet, Arbeit, Meditation.
    Man betet laut und gemeinsam. Auch Ablauf und Inhalt des »stillen Gesprächs mit Gott« sind genau vorgeschrieben: Dank, Ehre, Bitte, Fürbitte und Segen müssen erfüllt werden.
    Vergiss nie deine Gebetskärtchen!
    Der Herr hat Gefallen an denen, die ihn fürchten. Du bist nichts. Gott ist alles.
    Es gibt gute und böse Worte.
    »Böse Worte, Taten, falsche Reaktionen, unkontrollierte Blicke oder sonstige Fehler wurden sofort bemerkt und angesprochen«, erinnert sich Angela. »Wer einen schlechten Gedanken oder ein schlechtes Gefühl hatte, musste es sofort sagen, um sich erneut zu reinigen und um Vergebung zu bitten.«
    Jeder Teil des Tages verläuft nach streng festgelegten Regeln, immer wieder gleich, ritualisiert.
    Ein Ritual zu Ehren eines strengen, eines strafenden, eines feindlichen Gottes.
    Betrachtet man die Regeln und Rituale dieser Gemeinschaft genau, stellt man fest, dass sie etliche von Robert J. Liftons acht Kriterien der Bewusstseinskontrolle 40 erfüllen: Gruppenzwang und Sprachmanipulation, Entzug von Privatleben und intensive Gefühlsmanipulation, besonders von Schuld- und Angstgefühlen.
    Damals war es so.
    Angela Bahr wird mit Misstrauen betrachtet in dieser christlichen Sekte. Auch hier erlebt man sie als sehr wechselhaft, widersprüchlich. Meist ist sie um ein gottgefälliges Leben und Reden bemüht, tut sich hervor beim Bibellesen, Beten und Beichten, wird geschätzt als dienstbarer Geist bei Tisch- und Küchenpflichten, bei Arbeit in Haus, Garten und Werkstatt.
    Dann wieder fällt sie aus der Rolle.
    Manchmal ist auch eine da, die auf die Mutter schimpft, Miranda vielleicht oder Delta. Ein Kind, das auf seine Mutter schimpft? Das ist ein Kind des Teufels!
    Vielleicht ist sie wirklich vom Teufel besessen?
    In dieser Nacht machen sie eine Teufelsaustreibung mit ihr. Es bleibt ihr nichts erspart.
    Noch heute ist Schwester Josefa der Ansicht, dass das nicht nur gut gemeint, sondern auch richtig war. Eine wahrhaft mittelalterliche Veranstaltung, wie sie auch heute noch in Deutschland vorgenommen wird. Nackt. Mit Schmerzen. Erniedrigungen. Beschimpfungen. Der Teufel muss aus ihr vertrieben werden, heißtes. Gewaltsam wird sie festgehalten, dann werden alle Körperöffnungen gesalbt. »Gereinigt«, heißt es.
    Während Schwester Josefa immer fester wird in ihrem Entschluss, einem Orden beizutreten, quälen sich einige andere mit Selbstmordgedanken, schlucken Tabletten. Die meisten wollen weglaufen. Aber wohin?
Parallelleben
    Und in manchen Nächten geschah wieder etwas, von dem sie alle nichts bemerkten. Es gab einen Anruf. Moira nahm ihn entgegen. Man sagte einen

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